Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Vulkan la Soufrière

Body: 

Schlafender Riese

Vulkan la Soufrière

Mit 1.467 m ist dies der höchste Berg der Französischen Antillen. Fast unmöglich, den Gipfel aus der Ferne zu Gesicht zu bekommen, weil dort ewiger Nebel herrscht. Kein Wunder, wenn man weiß, dass – umgerechnet auf die Fläche der Berghänge – jährlich bis zu zehn Meter (!) Regen niedergehen. Unser Rat an Frühaufsteher: um 5 Uhr morgens hochsteigen. Es kommt vor, dass sich der Gipfel untertags plötzlich für wenige Augenblicke lichtet. Wer sich dann gerade oben befindet, erlebt ein unvergleichliches Naturschauspiel.

La Soufrière verzeichnete drei Eruptionen im 17. Jahrhundert, zwei im 18. und ein halbes Dutzend im 19. Jahrhundert. Seither gab es nur zwei Ausbrüche: 1956 und 1976. Der letzte war phreatischer Art: dabei schießt das glühende Magma nicht explosionsartig aus dem Erdinnern nach oben (wie beim fatalen Ausbruch des Pelée im Jahre 1902), sondern kommt mit dem Grundwasserspiegel in Berührung, woraus ein starker Wasserdampfdruck entsteht, was zwar spektakuläre geophysische Folgen zeitigt (Ausstoß von Steinen und Asche), aber doch weniger dramatische Konsequenzen als der explosionsartige Austritt des Magmas selbst. Genau dieses hatte der Geologe »Haroun Tazieff« treffend analysiert, doch schenkte ihm niemand Glauben. Als Gegenspieler und Leiter des Expertenteams machte sich »Professor Brousse« damals für die Theorie eines bevorstehenden Magmaaufstiegs mit anschließender Glutwolke stark. Dass Tazieff recht behielt, bedeutet für die Vulkanologen allerdings keine Entwarnung für die Zukunft. La Soufrière stößt ständig schwefelhaltige Rauchwolken (Fumarolen) aus, die den charakteristischen Geruch fauler Eier verströmen. Aber keine Sorge: der Patient steht unter ständiger Überwachung eines Elektrokardiogramms.

Nationalparkverwaltung: Habitation Beausoleil, Monteran, F-97120 Saint-Claude. Tel. 80 24 25, Fax: 80 05 46. Hier erhält man alle Auskünfte bezüglich des Nationalparks.

Wenn der Berg erwacht

Zum Repertoire des letzten Soufrière-Ausbruches von Juli 1976 bis März 1977 – aufgrund dessen u.a. die Gemeinden Basse-Terre, Saint-Claude, Gourbeyre, Vieux-Fort und Trois-Rivières auf Anweisung des Präfekten evakuiert wurden – gehörten bis nach Pointe-à-Pitre spürbare Erdstöße, sich zu Tal wälzende Schlammlawinen (»Lahars«), Explosionen im Gipfelbereich, Hunderte von Metern herumfliegende Felsbrocken, sich öffnende Spalten an der Südwestflanke, dichter Schwefeldampf, eine sich verfinsternde Sonne, grauer Ascheregen ... und ein heftiger Streit unter Fachleuten, ob mit einem magmatischen oder (weniger gefährlichen) phreatischen Ausbruch zu rechnen sei. Ein Vulkanologe bezahlte seine Neugier fast mit dem Leben: »Haroun Tazieff« kehrte von einer Expedition verletzt zurück, als er am Krater in einen Felshagel geriet. Immerhin sollte er mit seiner Theorie, derzufolge es nur halb so wild werden sollte, recht behalten, so dass die Bewohner der evakuierten Ortschaften bald wieder in ihre Häuser und die Bauern auf ihre Pflanzungen zurückkehren konnten, nachdem sie tagelang wie gebannt auf einen großen Ausbruch gewartet hatten. Noch Monate später, etwa bis März 1977, kam es aber wiederholt zu Eruptionen.

Wanderungen auf dem Soufrière-Massiv

Selbstverständlich ist die gesamte Region ein Wanderparadies. Wir empfehlen allen, sich dazu die Broschüren, Karten und Handzettel mit rund dreißig Wanderrouten auf ganz Basse-Terre zu beschaffen. Detailliert beschrieben und dokumentiert sind Fauna, Flora, Geologie usw. Erhältlich in den Häusern des Nationalparks (»Maison de la Forêt«, das »Forsthaus«, »Maison du Bois«, das »Holzhaus«, und »Maison du Volcan«, das »Vulkanhaus«).

Per Auto fahren wir zunächst durch dichte Vegetation zum »Maison des Volcans« in Bains-Jaunes, an der Straße von Saint-Claude zum Soufrière (D 11), einen Kilometer vor dem Parkplatz der Savane-à-Mulets, am Fuß des Berges. Täglich von 8.30 bis 16 Uhr geöffnet, manchmal am Nachmittag zu. Hier finden sich Dokumente, Karten und Fotos zu sämtlichen Eruptionen von La Soufrière und vulkanologischen Phänomenen im allgemeinen. Anschließend geht es bis zum Parkplatz von »Savane à Mulets«, wo die Wanderwege (bis 1.140 m Höhe) beginnen. Wer kein Auto zur Verfügung hat, nimmt den Bus bis Saint-Claude und legt die restliche Strecke zu Fuß oder per Anhalter zurück.

Auf Wunsch wird man von erfahrenen Bergführern begleitet. Bei »Émeraude Guadeloupe«, Port Autonome, Basse-Terre, Tel. 81 98 28, nachfragen. Sinnvoll auch, wenn man etwas über die Tier- und Pflanzenwelt des Berges erfahren will. Man kann die Routen selbst auswählen.

Tour de la Soufrière: gut markierter Rundweg. Wer früh loszieht, hat Aussichten, dem Massenandrang einigermaßen zu entgehen. Im wesentlichen bieten sich zwei Möglichkeiten: entweder man erklettert den Soufrière über den »Chemin des Dames«, macht dann kehrt und geht auf demselben Weg zurück (zwei Stunden insgesamt), oder man wählt die komplette Umrundung des Soufrière (hierzu raten wir). Auf dem Parkplatz finden sich eine Wandertafel. Regenmantel, feste Schuhe und Wasservorrat mitnehmen. Also: die Wanderung beginnt auf dem »Chemin des Dames«, den die »Piste du Col de l´Échelle« ablöst (ausgeschildert). An der »Grande Faille« führt rechts der Weg zum Gipfel hoch. Danach gelangen wir an die »Grande Savane« (und kreuzen dabei den Weg von Carmichaël nach Matouba). Von hier aus kann man, wenn die Beine zu schwer werden, einen Halbkreis zurück beschreiben und auf demselben Wege wieder absteigen.

Mutige wagen den Aufstieg auf den »Col de l´Échelle« und vollenden die Vulkanumrundung (insgesamt zweieinhalb Stunden). Wir erreichen jene Stelle, die am nachhaltigsten durch den Ausbruch von 1976 gezeichnet wurde und ein regelrechtes Steintrümmerfeld darstellt. An der Wegkreuzung mit dem »Trace du Carbet« (s. dazu das Kapitel »Die Wasserfälle von Le Carbet«) ist der Ausblick einzigartig – bei glasklarem Wetter erkennt man sogar Marie-Galante. Entlang der »Matyllis«-Schlucht kehren wir auf die »Route de la Citerne« zurück, die uns nach Savane-à-Mulets führt.

Wanderung zum Citerne-Krater: etwa zwei Kilometer vom Parkplatz von Savane à Mulets. Eine zirka einstündige Wanderung hin und zurück auf einer bequemen Straße, sofern man nicht mit dem Auto unterwegs ist. Rechts an den Hängen steigen gelegentlich Dampfschwaden – Fumarolen, wie sie der Geologe nennt – empor (vom kochenden Wasser- und Erdgemisch). Die »Citerne« ist ein ehemaliger Vulkankrater, in dessen Inneren sich ein See gebildet hat. Leider kann man bei trübem oder regnerischem Wetter nicht auf den Grund sehen. An der Citerne ragt der Fernsehturm der Insel empor und nebendran sämtliche Antennen der freien Radiosender.

Weitere Wanderwege für geübte Expeditionslustige sind auf den Nationalparkunterlagen und der Karte des Institut Géographique National (IGN) mit dem Maßstab 1:25.000 (Nr. 46056) verzeichnet. So zum Beispiel zur »Grande Chute du Galion« (zwei Stunden hin und zurück), von der aus man noch weiter über die »Trace de l´Armistice« zur Citerne gelangt (weitere zwei Stunden, also insgesamt vier). Gut ausgeschildert.

Sentier de Grande Randonnée (GR) : der Fernwanderweg ist neu eingerichtet worden. Sieben Tage und sechs Nächte ist man unterwegs, will man ihn ganz erwandern. Er erweist sich als schwieriger als so mancher Fernwanderweg Europas. Unerschrockene haben sich zum Beispiel auf zwei Tage ohne Wasserquelle (also einen ausreichenden Vorrat mitschleppen), ein Klima, das einen schlichtweg umwirft (schwül), und einen verdreckten, glitschigen Weg einzurichten. Deshalb raten wir dazu, einen Berufswanderführer zu engagieren. Der Fernwanderweg durchquert Basse-Terre von Süd nach Nord und führt dabei in die Nähe touristischer Attraktionen wie Soufrière und Carbet. Wer mehr über den GR wissen will, wende sich an die Nationalparkverwaltung (Tel. 80 24 25) oder an das Fremdenverkehrsbüro von Basse-Terre, Tel. 81 24 83.