Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Schmelztiegel

Body: 

Schmelztiegel Karibik

Besitzansprüche Europas

Rolle der USA

Überall auf den Inseln unter dem Winde waren die Zutaten die gleichen. Ihre unterschiedliche Dosierung verband sich aber mit der jeweiligen Eigenart der abgeschiedenen Eilande zu ebenso vielen einzigartigen Mikrokosmen. Martinique wurde zur Zuckerrohrinsel; Moustique zur Insel der Milliardäre; Dominica ist indianisch geprägt, Trinidad indisch; die Bevölkerung von Marie-Galante ist vorwiegend schwarz, während jene auf Les Saintes aus Petits Blancs (»kleinen Weißen«) besteht, wie die Europäer abschätzig genannt werden – wobei dieser Ausdruck im Vergleich zum umgekehrt üblichen »sale nègre« (schmutziger Neger) noch freundlich klingt.

Langsam rücken die karibischen Inseln jedoch näher zusammen. Die Vereinigten Staaten – seit 1898 Hausherren auf Puerto Rico – werfen immer längere Schatten auf die Kleinen Antillen angesichts des Nichtzustandekommens einer echten karibischen Konföderation. Ohnehin betrachten sie den südamerikanischen Subkontinent im allgemeinen und die Karibik im besonderen als angestammten Hinterhof: seit »Präsident Monroe«, der nach ihm benannten Doktrin (1823) und der Proklamation Roosevelts (1904) behalten sich die USA bekanntlich eine Einmischung in die Angelegenheiten aller amerikanischen Länder vor. Dass dies keine leere Drohung ist, haben u.a. Kuba-Krise 1962 und die handstreichartige Besetzung Grenadas 1983 bewiesen. Diese wirkte übrigens wie ein Schock auf die seit Beginn der achtziger Jahre mit der Unabhängigkeit liebäugelnde Bevölkerung auf Martinique und besonders Guadeloupe: angesichts der ständigen Bedrohung aus dem Norden wuchs die Bereitschaft, sich mit den Franzosen zu arrangieren. Meist bedarf es aber nicht einmal militärischer Muskelspielereien oder nackter Gewalt: Dollars und Waren »made in USA« haben längst auch die Französischen Antillen erobert. Heute träumen die Menschen hier nicht mehr von Paris, sondern von Miami.

Übrigens: nicht nur die alte Kolonialmacht Frankreich klammert sich an ihren karibischen Besitz. Auch die Niederlande und Großbritannien sind auf den Inseln unter dem Winde präsent: etwa auf Sint Maarten, Dominica und Anguilla. Wie heißt es im guten alten Seydlitz unter dem Stichwort »Kleine Antillen« doch so schön? »Der Reichtum der Pflanzenwelt hat verschiedene seefahrende Völker zur Besitzergreifung veranlaßt«.