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Matouba

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Höchste Stadt Guadeloupes

Matouba (97120)

Oberhalb von Saint-Claude liegt Matouba, inmitten der verschwenderischen Tropenpracht. Edle Villen kreolischer Bauart verbergen sich diskret im Grünen. Matouba, höchstgelegene Ortschaft auf Guadeloupe (665 m), sechs Kilometer hinter Basse-Terre am Fuß des Nez Cassé (1287 m), ist bevorzugter Wohnort wohlhabender Staatsbediensteter und beherbergt eine starke indische Minderheit. Die findet dank fruchtbarer Vulkanböden auf dem Plateau de Papaye und hinreichender Niederschläge ihr Auskommen im Gemüseanbau (Christopinen, Kohl, Salat usw.). Eine landschaftlich reizvolle Straße führt nach Matouba. Unterwegs am »Rivière aux Écrevisses« genannten Winkel haltmachen, wo die ehemalige Kolonialstraße zur »Pont de Cent Ans« (hundertjährigen Brücke) ihren Anfang nimmt. Die Brücke ist malerisch zwischen mächtigen Bäume postiert, die bis zur Unkenntlichkeit von Lianen und anderen Parasitenpflanzen überwuchert sind.

Geschichte

An dieser Stelle muß einer der grausamsten Episoden des französischen Kolonialismus gedacht werden. Wie erwähnt wurde die Sklavenhaltung 1794 abgeschafft. Napoleon widerrief dieses Verbot aber 1802 unter dem Druck der weißen Siedler (»Békés«) auf Martinique und Guadeloupe. General »Richepance« wurde damals beauftragt, mit über dreitausend Soldaten den neuen Erlaß notfalls gewaltsam durchzusetzen und »die Ordnung wiederherzustellen«. Den Bonapartisten und privilegierten weißen Grundbesitzern gefiel die Vorstellung von einer freien »Negerrepublik« auf den Antillen – womöglich nach dem grausligen Vorbild Haitis, wo der ehemalige Sklave »Toussaint Louverture« agitierte – nämlich überhaupt nicht. Nachdem er die schwarzen Milizen in Pointe-à-Pitre entwaffnet hatte, begab sich Richepance nach Basse-Terre, wo er auf den Widerstand eines gewissen Kolonel »Louis Delgrès«, Ortskommandant und überzeugter Republikaner, stieß. Nach mörderischen Kämpfen wurde Delgrès mit dreihundert Mann in der Habitation d´Anglemont; bei Matouba belagert. Die Lage war aussichtslos. Statt sich zu ergeben, sprengten sie sich am 28. Mai 1802 in die Luft. Ein Denkmal erinnert heute an ihren heldenhaften Widerstand. Aber auch nach Delgrès benannte Plätze, Straßen und Schulen sind ein Hinweis darauf, dass dieser die Insel zwar nicht vom Joch der Sklaverei und von weißer Vorherrschaft zu befreien vermochte, sich in den Herzen der (farbigen) Antillenbewohner aber einen fest Platz erobert hat.

Unterkunft

Gästehaus M. Richard Delbroc: Saint-Claude in Richtung La Soufrière hinter sich lassen und das Viertel Morne Houël ansteuern. Das Haus liegt rechter Hand am Berghang, etwa anderthalb Kilometer hinter dem Krankenhaus. Tel. 80 11 48. Kleine Appartements und Gästezimmer zu rund 180 bzw. 150 Euro die Woche. Überwältigende Aussicht und völlige Ruhe. Die Räume des großen, quadratischen Hauses sind eher düster eingerichtet. Jedes Appartement hat seine eigene Küche, während sich die Gästezimmer eine gemeinsame teilen.

Restaurant

Chez Paul: Rivière Rouge, in der Ortsmitte von Matouba; gut ausgeschildert. Tel. 80 01 77. Lokal im ersten Stock eines geräumigen Hauses aus den fünfziger Jahren; nur über Mittag geöffnet, montags Ruhetag. Große Glasfenster zum Fluß hin mit Landschaftspanorama. Auch ansonsten finden wir die Einrichtung nicht häßlich. Der Familienbetrieb genießt einen guten Ruf in Basse-Terre und tischt ein treffliches Menü für etwa 15 Euro auf (mit zwei Vorspeisen, Hauptgericht und Dessert). Auf der Speisekarte stehen Geflügel-»Colombo«, Kaninchen mit Zwiebeln und Tomaten, »Ouassous« (Süßwasserkrebse) usw.; in der Regel 10 bis 15 Euro, die Krebse mindestens 20 Euro. Freundlicher Empfang und aufmerksame Bedienung. Beliebte Anlaufstelle für Reisegruppen.

Wandern in der Umgebung

Hinter dem Restaurant »Chez Paul« nehmen verschiedene Wanderrouten ihren Anfang:

Trace Victor Hugues: nach Montebello in zehn Stunden über den Hauptgebirgskamm von Basse-Terre. Ausgangspunkt dieser klassischen Wanderung ist das Forsthaus von Matouba (»Maison forestière«). Man rüste sich mit der Karte des Institut Géographique National (IGN), Wasser, Proviant, Kleidung zum Wechseln und Regenzeug. Gut zu Fuß muß man schon sein. Die Strecke ist urwüchsig und schwierig, aber der Weg ist gut befestigt. Unterwegs weder Einkehrmöglichkeit noch Schutzhütte! Zur Erinnerung: Victor Hugues war der von den Pariser Revolutionären mit der Abschaffung der Sklaverei beauftragte Revolutionskommissar.

Trace Carmichaël-la Soufrière: der Wanderweg beginnt in Savane-à-Mulets, führt durch das Quellgebiet der Rivière Rouge, über den Grat des Morne du Col bzw. den Carmichael hinauf zum Soufrière und endet am Forsthaus von Matouba. Wenn man in Savane-à-Mulets losgeht, spart man sich unterwegs einige Steigungen. Die Strecke ist dann in vier Stunden zu bewältigen; sonst braucht man eine Stunde länger. Am Zielort sollte ein Fahrzeug bereitstehen sein, denn die Trace führt ja nicht zum Ausgangspunkt zurück. Das Klima ist hier ungewöhnlich feucht, man achte daher auf gutes Schuhwerk. Unterwegs wird man durch fantastische Aussichten auf die Torfmoore und Savannen belohnt. Kurz vor Matouba passiert man einen entzückenden Wald.

Heiße Quellen von Matouba: eineinhalb Stunden (drei Stunden hin und zurück) veranschlagen. Wieder geht es am Forsthaus von Matouba los. Der Weg führt nicht im Kreis, daher die etwa 60° C heißen Heilwasserquellen umrunden und auf dem selben Wege zurückkehren. Normalerweise kann man in den Quellen auch baden, aber sie sind mitunter völlig zugewachsen. Die »Clinique des Eaux-Vives« weiter oberhalb bedient sich des Heilwassers übrigens zur Behandlung von Rheuma.