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Sprache

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Kreolisch

Karibische Sprache

Die Kirsche auf der Urlaubstorte – wenn der poetische Ausdruck gestattet ist. Singend und lispelnd, einer sich wiegenden Hängematte gleich, fast nur aus Vokalen bestehend, mit langgezogenen Endsilben: schon der kreolische Akzent macht die Inseln aus. Joséphine de Beauharnais´ Charme – mit Mädchennamen hieß die spätere französische Kaiserin und Gattin Napoleons Marie-Josèphe Rose Tascher de La Pagerie, aber das war uns zu lang – erklärt sich zum großen Teil aus ihm. Das »r« wird verschluckt, weshalb manche versnobten »Békés« von der ehemals englischen Insel Martinique so gut wie möglich den britischen Akzent nachäffen. Aber wenn man sich vorstellt, dass Englisch ungefähr so klingt, wie wenn einer mit einer heißen Kartoffel im Mund spricht, dann fließt das Kreolische eher wie Honig über die Lippen.

Zur Untermalung dienen Gesten, rauhes Gelächter, bildhafte Ausdrücke, die dem guten, alten Übersee-Frankreich entlehnt sind. Da heißt es überall »mon cher« und »ma chère«, »d´accord« und »voilà«, und wen die Marktfrau mit »mon doudou« anspricht, der kann nicht mehr anders, als ihr die Ware mit Handkuß abzukaufen.

Weitere Beispiele: auf den Inseln heißt die Zugehfrau noch »Dienerin« und die Plantagen der ehemaligen Kolonisten werden noch immer »Plantation« (Pflanzung) genannt. »Neger« gilt hier als ehrenhafte Bezeichnung, die durch keinen »beschönigenden« Ausdruck ersetzt worden ist. Weiße Touristen werden übrigens »Dublanc« (von Weiß) gerufen. In der Regel wird Besuchern der Sinn des Kreolischen jedoch verborgen bleiben, denn selbst Festland-Franzosen verstehen hier rein gar nichts mehr vor lauter Nasallauten und dazwischengeworfenen englischen, spanischen, karibischen, afrikanischen oder auch echt einheimischen Wortprägungen. Von Réunion bis Haiti verbindet das Kreolische die Inseln, früher als »Petit Nègre« (niederer Dialekt) verpönt, heute voller Stolz gelehrt, gedruckt und verbreitet.

Vokabeln

»Morne« – kleiner, abgelegener Berg

»Caye« – Korallenriff

»Yen-yen« – winzige Mücke

»Ouassou« – großer Krebs (König der Quellen)

»Z´habitant« – kleiner Krebs

»Z´oreille« – Einwohner des französischen Mutterlandes

»Chômé« –sich vergnügen

»Ti boy« –Junge

»Pa mannié moin« – fallenlassen

»Pa ni problem« – kein Problem

»Ou sa ou allé« –wohin gehst Du?

»Ba moin an ti-punch« – bereite mir einen Punsch

»Moué Kadomi« – ich gehe zu Bett

»Ba moin an ti-faveu« – tue mir einen Gefallen

»Maman cochon« – Urne

»Faire manoeuvre« – sich beeilen

»La plie ka tombé« – es regnet

»An moune« – eine Person

»An pété-pié« – letzter Punsch, nach dem »die Beine versagen«

»Lolo« – winziger Krämerladen; aber Vorsicht, hier auch Bezeichnung für Penis, in Frankreich weibliche Brust.

Kreolische Sprichwörter

»Avant ou maié cé chè doudou, aprè maié cé si moin té savé« (Avant de te marier c´est chérie, après c´est si j´avais su): »Vor der Ehe heißt es "Liebling", hinterher aber "hätte ich das bloß gewußt!"«.

»Femmes ainmain cancans con mouches-an-miel ainmain sirop« (Les femmes aiment les commérages comme les abeilles le sirop): »Frauen haben soviel Freude am Tratschen wie Bienen am Honig.«

»Ravète pas manmé ni raison douvant poule« (Le ravet n´a jamais raison devant une poule): »Die Küchenschabe bekommt vor dem Huhn niemals Recht.«