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Einleitung Guadeloupe

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Guadeloupe / Martinique

Inselgruppen der Antillen

Karibik

»Einsame Wasserlachen, flüchtige Gerüche, gestrandete Stürme, entmastete Schiffsrümpfe, alte Wunden, Wasserdunst, Vulkanketten. Akzeptiert. Und der Eingeborene von Tag zu Tag unschöpferischer, oberflächlicher, extrovertierter, entfremdeter, jawohl, all das lasse ich gelten«, schrieb der antillanische Dichter »Aimé Césaire«. Man kann einfach nicht anders, als die karibische Inselgruppe zu lieben. Grandiose Altertümer sucht man hier vergeblich, spektakuläre Landschaften ebenso. Dem unempfänglichen Betrachter bedeuten die Inseln deshalb nichts als Langeweile. Doch schiebt man das vermarktete Paradies der Hochglanzprospekte, das Kleinfrankreich der Kokospalmen und die Fiktion der sorglosen Einfalt beiseite, dann kommt die Wirklichkeit der Antillen zum Vorschein und rüttelt uns wach. »Auf Martinique«, sagte »Gauguin«, »fand ich zu mir selbst

Der eigentümliche Reiz Guadeloupes, Martiniques und der Nachbarinseln besteht in einer fortwährenden Versöhnung der Gegensätze: Zucker und Rum, Fratzen und Lächeln; Passatwinde und Wirbelstürme; Vulkane und paradiesische Vegetation; Erinnerungen an glanzvolle Zeiten und die Erbsünde der Sklaverei. Trägheit, Autohupen als Willkommensgruß, das gemütliche Schwätzchen (»Tchatche«) und der empfindliche Stolz, die unvorhersehbare Gewalttätigkeit, die sich plötzlich Luft macht. Hohn, gehässiger Klatsch, Todfeindschaften zwischen einzelnen Gemeinschaften, die sich jederzeit verbünden können gegen das Unverständnis der »Métros«, also der Franzosen aus dem europäischen Mutterland.

Zwischen Himmel und Meer vollführen die Inseln einen Seiltanzakt. Sie sind schwer erziehbar. Der karibische Bogen markiert den Bruch zwischen zwei Landmassen. Die Großen Antillen im Norden (Jamaika, Kuba, Haiti, Puerto Rico) haben den Zuschnitt von Nationen. Doch die »Staubkörnchen« der Kleinen Antillen, unter denen Martinique und Guadeloupe als groß gelten, obwohl sie keine hundert Kilometer lang sind, stellen nichts weiter dar als eine driftende Verlockung. Dem einige tausend Kilometer entfernten amerikanischen Kontinent verdanken sie weniger als Europa, Afrika oder Indien. Weil es hier keinen Reichtum wie etwa in Westindien auszubeuten gab, betätigten sich die Kolonialherren als Zauberlehrlinge. Es entstand ein künstliches Paradies, von Menschenhand geschaffen.