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Schwarz/Weiß

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Bevölkerung / Religion

Unterschied / Schwarz und Weiß

Neben neunzig Prozent Schwarzen bzw. Mulatten und fünf Prozent Weißen (Békés und Métros) leben etwa fünf Prozent Chinesen, Inder und Libanesen auf Martinique. Fünfundneunzig Prozent bekennen sich zumindest formell zum katholischen Glauben, fünf Prozent sind Hindus. Alphabetisierungsgrad (93%) und Lebenserwartung (75 Jahre) verweisen im Gegensatz zur Wirtschaftsstruktur nicht auf eine »Drittweltland«.

Békés

Ethnologen interessieren sich schon lange für die kreolische Großgrundbesitzerschicht der Békés als typische Bevölkerungsgruppe auf Martinique. Die rund 2.600 kreolischen Weißen (5% der Bevölkerung), Nachkommen etwa dreißig großer, vormals meist adliger, Familien, wirken eher verloren unter den 300.000 Schwarzen (zusammen mit den Mulatten 90%). Sie kümmern sich um ihre Besitztümer und gesellen sich kaum zu den Mischlingen. Zwar würde niemand einem Béké verbieten, eine schwarze Frau zu heiraten, doch würde er sich dadurch seinesgleichen entfremden und hätte andererseits Mühe, sich in das nichtweiße Milieu zu integrieren – also keine Chance! So leben Békés und Métis zwar vorwiegend getrennt, hegen aber dennoch eine gewisse Sympathie und Verbundenheit füreinander, die sich aus der gemeinsamen Geschichte erklärt. Ein unsichtbares Band ist das, entstanden auf Schulbänken und Schulhöfen oder unter der liebevollen Fürsorge einer »Nounou«, einer farbigen Amme ...

Während der »Métro« (von »métropolitain«, Weißer aus Frankreich) ein Zugereister ist, fühlt sich der Béké vor allem seiner Heimat Martinique zugehörig und spricht Kreolisch. Völlig zu Recht räumt er ein, nach Frankreich nur der medizinischen Versorgung wegen zu fliegen und in St-Martin de Pontoise zu studieren. Doch merkt er wohl, dass einiges in Bewegung geraten ist. Er spürt den Unmut der Schwarzen und weiß, dass eine Epoche zu Ende geht. Vorüber die Zeiten der Allmacht, als man einen Präfekten »hochgehen« lassen durfte oder Streiks auf Zuckerrohrplantagen oder in Industriebetrieben mit Waffengewalt brach.

Das überlebte Bild der Zuckerplantagenbesitzer ist vom Image der wohlhabenden Geschäftsleute verdrängt worden (Supermärkte, Informatik, Import). Man rückt etwas enger zusammen. Was sollte man denn tun in Frankreich, verloren unter Millionen von überwiegend weißen, anonymen Landsleuten? Die schmerzliche Erfahrung mußten etliche Heimkehrer aus den Kolonien machen: gehörten sie als Weiße fast automatisch zur Oberschicht der Kolonialgesellschaft, so brachten sie es in ihren Mutterländern häufig bestenfalls zu einer kleinbürgerlichen Existenz. Eine helle Haut ist eben kein Verdienst ...

Kein Zufall, dass die Arbeitgeber auf Martinique jüngst eine Pressereferentin angeheuert haben, die das Profil ihrer Insel aufpolieren soll. Einige Unabhängigkeitsführer erklärten dazu: »Es gibt auch Békés, mit denen wir eine Zeitlang zusammenarbeiten können.« So kommt es, dass bei weitem nicht alle Békés ihre Gewinne nur noch in Frankreich oder Miami anlegen. Schließlich liebt ein Béké vor allem ... die Antillen. Ob und inwieweit sich positive Ansätze dieser Art für eine Behebung der wirtschaftlichen Strukturschwäche werden nutzen lassen, hängt aber von der Bereitschaft Frankreichs ab, Martinique Spielraum für eine selbstverwaltete Entwicklung einzuräumen, etwa im Rahmen eines an die EU assoziierten autonomen Territoriums.