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Fort-de-FranceStrandhütte

Expandierende Arbeitsmetropole

Zusammenkunft im Stadtzentrum

Mit über 100.000 Einwohnern größte Stadt auf Martinique und zugleich die langweiligste. Allerdings liegt Fort-de-France an einer prachtvollen Bucht. Auf den ersten Blick wirken die langen Verkehrsstaus und die eintönige Reihe von Hochhäusern – »sozialer« Wohnungsbau auf Antillanisch – alles andere als tropisch oder was man sich so darunter vorstellt. Fort-de-France wächst und seine Vororte dehnen sich aus. Es scheint die Laster der Ballungsgebiete in der Metropole Frankreich bereitwillig zu reproduzieren.

Zum Glück gibt es die Savane, den Hauptplatz, großartig mit seinen Baumriesen und der übrigen Vegetation. Treffpunkt und Mittelpunkt des Geschehens, ist er zugleich die grüne Lunge der Stadt. An die Savane schließt sich ein kleines Zentrum mit belebten Straßen an, gesäumt von Läden und bescheidenen Verkaufsständen.

Aber die Martiniquer lieben Fort-de-France nicht, denn es ist eine Bürostadt, gleichbedeutend mit Arbeit, der man abends vorzugsweise den Rücken kehrt. Außerdem residiert hier der von der Zentralregierung eingesetzte Präfekt. Nachtleben ist in Fort-de-France so gut wie keins vorhanden, und ab Samstagmittag breitet sich gähnende Leere in den Straßen aus.

Wer sich in Fort-de-France auf angenehme Weise aufzuhalten gedenkt, der tut dies am besten an einem Werktagmorgen, um den Fischmarkt mitzuerleben. Möglichst nicht schon zwischen 8 und 9 Uhr, denn um diese Zeit sind die Straßen verstopft. Am Rande notiert: schon gewußt, warum die Angestellten von Fort-de-France immer zu früh zur Arbeit kommen? Damit sie einen Parkplatz finden!

Geschichte

Die außergewöhnliche Beschaffenheit des Geländes begünstigte den Bau der Festung Fort-de-France. Ebenso wie Pointe-à-Pitre auf Guadeloupe, wurde die Stadt von den Holländern heimgesucht, die Mitte des 17. Jahrhunderts aus Brasilien vertrieben wurden. Aber anders als dort gelang es diesen nicht, sich dauerhaft niederzulassen, weil die sumpfige Gegend voller tödlicher Viren steckte.

Trotzdem blieb Fort-Royal, so der ursprüngliche Name, die vergleichsweise geschützteste Bucht. Deshalb erwählte der Marquis de Baas, antillanischer Generalgouverneur, den Platz zur Errichtung einer Stadt nach den Plänen des Grafen von Blénac. Die Sümpfe wurden trockengelegt und ein Kanal angelegt.

Im 18. Jahrhundert erlebte Fort-de-France eine Verheerung nach der anderen: Überschwemmungen, Epidemien, Zyklonen, Erdbeben ... nichts blieb ihm erspart. Nach verschiedenen Benennungen je nach historischer Konstellation erhielt es schließlich seinen endgültigen Namen 1801 durch Napoleon: Fort-de-France.

Im 19. Jahrhundert lehnte sich die Natur erneut auf: mit Erdbeben, Wirbelsturm und Feuersbrunst. Die Gebäude stammen deshalb alle vom Ende des vergangenen Jahrhunderts. Der Ausbruch des Vulkans Pelée 1902 zerstörte Saint-Pierre vollständig, so dass Fort-de-France die obdachlos gewordenen Einwohner aufnehmen mußte. Damals nahm die Stadt den wirtschaftlichen Aufschwung, der bis heute anhält. Fort-de-France beherbergt unterdessen ein Drittel der Bevölkerung Martiniques.

Stadttopographie

Alle Sehenswürdigkeiten konzentrieren sich im Umkreis von zehn Fußminuten rund um die Place de la Savane. Die Wohnviertel La Redoute, Didier, Cluny und Bellevue liegen auf der Anhöhe. Da sie durch breite Kluften voneinander getrennt sind, muß man immer wieder durch die Stadtmitte, um von einem zum anderen zu gelangen. Ergebnis: riesige Verkehrsstaus. Sollten jemand mit dem Auto unterwegs sein, dann dieses zwischen 7.30 und 9.30 Uhr sowie zwischen 16 und 18 Uhr am besten stehenlassen. Fort-de-France verfügt nur über fünf große Einfallstraßen, und nichts ist leichter, als sie allesamt zu blockieren, wenn gestreikt wird. Doch scheint hier niemand wirklich darunter zu leiden.

Wer im Süden der Insel wohnt, nehme am besten das Schiff ab der Pointe-du-Bout und lasse sein Fahrzeug dort stehen.

Ab samstagnachmittags sind alle Läden geschlossen; nichts regt sich mehr auf den Straßen.

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Foto: Fotolia, Strandhütte