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Flora/Fauna

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Flora und Fauna

Tierwelt spärlich

Trophäenjäger sind besser in Venezuela aufgehoben (oder da, wo der Pfeffer wächst ...). Ausnahmsweise stimmt es nicht, dass das tropische Pflanzenparadies zugleich Arche Noah sei. Nur wenige Tiere sind vom Kontinent nach Martinique und Guadeloupe gelangt, quasi von Insel zu Insel springend. Noch weniger Tiere haben die Pfeile der Indianer und Feuerwaffen der Kreolen überlebt. Man denke nur an die Manati-Seekuh (auch »Sirene« genannt), eine Süßwasserrobbe, groß und fett, deren melodische Töne angeblich die Fischer verführten. Von ihr existiert nur noch der Name als Ortsbezeichnung für einige Dörfer. Auch der kleine Goldhase ist nahezu ausgerottet. Übrig bleiben eine Handvoll Opossums (kreol. »manicou«, eine Art winziger Känguruhs), Leguane und quakende Legionen von »Fofo«-Fröschen ... Ende der Aufzählung. Das größte wildlebende Säugetier findet sich übrigens in den Sümpfen Guadeloupes: es ist das Waschbären ähnelnde »Racoon«, das uns vielleicht schon als Maskottchen des Nationalparks begegnet ist. Ob es in seinem Rückzugsgebiet überleben wird, ist sehr fraglich.

In den dichten Wäldern herrscht eine Stille, vergleichbar mit der in unseren Hinterhöfen. Ab und zu ein Vogelruf. Anstelle der ausgemerzten Papageien machen sich Kolibris und Amseln die Frühstückskrümel morgens auf der Terrasse streitig. Man kann allenfalls dem Zirpen der Feldgrillen lauschen oder dem Rascheln der Krebse im Mangrovensumpf. Eine besondere Art dieser Schalentiere trägt ein Kreuzzeichen auf dem Rücken; deshalb nennt man sie »Cé ma faute« (»Mea culpa«) ...

Die kärgliche Fauna hat insofern ihr Gutes, als auch gefährliche Tiere rar sind. Es gelingt nicht ohne weiteres, einen Skorpion oder eine Vogelspinne aufzustöbern. Sogar der Lanzenotter, der so viele Einwohner Martiniques auf dem Gewissen hat, hat schließlich vor den Mangusten das Feld räumen müssen.

Aber aufpassen bei Quallen! Die durch sie verursachte Hautreizung läßt sich übrigens mildern, wenn man sie mit Blättern des antillischen Olivenbaums abreibt, der – welch glücklicher Zufall – häufig in Strandnähe wächst.

Karibische Pfanzen gibt’s reichlich

Kokospalmen, und nichts weiter? Aber sicher: z.B. Sträßchen im Flor der »Flamboyants« (rot blühende Bäume, auch bekannt als Flammenbaum, Schön-Caesalpinie oder Feuerakazie), die silbrigen Wogen des blühenden Zuckerrohrs, Hütten unter Hibiskusblüten und Bougainvilleen, kreolische Nutzgärten und schließlich das riesige Pflanzenreich des Urwaldes. Wenn es den Garten Eden gibt, dann auf Guadeloupe und Martinique. Vulkanischer Boden, Regen und Sonne machen es aus: man steckt ein Stück Zuckerrohr in die Erde, und am nächsten Morgen hat es Wurzeln geschlagen. Die Natur gibt hier im Überfluß, wilde Früchte sind mehr als genug da. Deshalb richteten die Kolonialisten hier ihre Plantagen ein. Nach und nach führten sie aus Indien Papaya und Kokosnuß ein, aus China die Litschis, aus Indonesien die Karambolen, aus Brasilien Guaven und Avokados, von La Réunion die Mangos, aus Polynesien Kytherapflaume und Brotbaum (im Laderaum der »Bounty«) und von Madagaskar besagte Flamboyants.

Unterschiedliche Böden und Höhenlagen begünstigen diese üppige Pflanzenwelt. An das Mangrovendickicht der Küsten – undurchdringliche Wälder, wo Baumriesen ihre Wurzeln aus dem Sumpf schlagen – schließen sich die Pflanzungen an. Dann kommt der Wald mit seinen Baummassen (Kapokbäume) voller Parasiten und Lianen, Edelhölzern, zweiundfünfzig verschiedenen Farnarten und künstlich anmutenden Blumen (Porzellanrosen). Dabei hat jede Insel ihr eigenes, unverwechselbares Gepräge: die Buckelrinder-Weiden auf Grande-Terre, der tropische Buschwald auf Les Saintes und die einsamen Kaktusfelder auf Saint-Martin ...