Kirche
Mittelalter - Kirche als Vorreiter
Gott als Vorwand
Die Sätze von Marx werden selbst von konservativen Wissenschaftlern nicht angezweifelt, mit Ausnahme religiöser und verwandter Propheten.
Solange in unserem Kulturkreis verhältnismäßig stagnierende, mittelalterliche Gesellschaften bestanden, war Sklavenarbeit selbstverständlich, und nie hätten die Mächtigen an Abschaffung gedacht. Im Gegenteil: die Kirche als größter Sklavenhalter des Mittelalters – sie braucht bereits seit dem 4. Jh. billige Arbeitskräfte zur Bewirtschaftung ihrer Güter – verteidigte dieses als »Gottesgeschenk« (Kirchenlehrer Ambrosius), als »Kirchengut«, als »Christliches Institut« (Ägidius von Rom), das man Gott ja nicht wegnehmen könne. Paulus lehrt: »Wie jeder in seinem Stande, so bleibe auch der Sklave in der Sklaverei«.
Vom Mittelalter bis in die Neuzeit läßt sich eine Linie verfolgen, die wir hier nur andeuten können. Das 17. Konzil zu Toledo erklärte 694 alle Juden zu Sklaven. In Sevilla wurden 1391 unter Führung des stellvertretenden Erzbischofs Martinez viertausend Juden umgebracht und etwa 25.000 versklavt. Thomas von Aquin rechtfertigte die Sklaverei ausdrücklich, und Kirchenlehrer Augustinus tröstet die Sklaven mit der Gottgewolltheit ihres Schicksals.
Höchster Titel in der Römischen Kirche, der »heiligen«, der »einzigen« und »wahren«, ist übrigens der des Kirchenlehrers, nicht der des Papstes, wie manche fälschlich glauben. So waren nur zwei Päpste Kirchenlehrer. Einer davon war Gregor I. mit dem Beinamen der Große, ein halbes Jahrtausend Quelle christlicher Erbauung und »Wissenschaft«, und uns bekannt dafür, dass er vier Bücher mit unglaublichstem, haarsträubendstem Blödsinn füllte, u.a. dem todernst gemeinten Bericht von der Nonne, die versehentlich den auf einem Salatblatt sitzenden Belzebub verputzt.
Moderne Sklaverei
Die moderne Negersklaverei, Fortsetzung der mittelalterlichen, wurde mit denselben theologischen Argumenten gestützt, der religiösen Gleichstellung und Gottgewolltheit. Auf Deutsch: Gehorchte der Sklave einst aus Ohnmacht und blanker Angst, so machte ihm die Kirche Kadavergehorsam zur sittlichen Pflicht. So hielt das päpstliche Rom unter allen europäischen Metropolen am längsten an ihr fest. Noch nach der Aufhebung der Sklaverei in den europäischen Ländern und ihren Kolonien leisteten die Jesuiten in Brasilien bis zuletzt Widerstand. Erst 1888 waren die »Gottesgeschenke« befreit. Ja, christliche Apologeten der Sklaverei wiesen darauf hin, dass Noahs verstoßener Sohn Ham Stammvater aller Negroiden sei. Laut Schöpfungsgeschichte stammen alle Völker der Erde von Noahs Söhnen Sem, Jafet und Ham ab. Dieser hatte eines Tages die »Blöße« seines Vaters erblickt, der im Rausch auf der Erde lag, und mußte dafür büßen, indem er fortan Knecht seiner Brüder war. Seine Nachkommen waren alle schwarz. Was daran so schlimm war, dass der arme Hund nun so leiden mußte, wissen wir nicht, sähen, wenn überhaupt, eher etwas Tadelnswertes in Noahs Trunkenheit. Ähnlich wie aus der Genesis leiten übrigens auch die Mormonen Farbe und Knechtschaft der Schwarzen her. Man frage sie doch mal danach bei ihrer Bauernfängerei auf der Straße.