Machen wir ein Buch?

Reise, Sachbuch, Belletristik ...?
Alle interessanten Themen;
alles was bewegt.

Hier geht´s weiter!

Geschichte

Body: 

Geschichte

Gebeutelt von Katastrophen

Frühzeit

Wie üblich entdeckte Christoph Kolumbus (es wird langweilig) die Insel im Jahre 1493. Weil gerade Sonntag war und ihm sonst nichts einfiel, nannte er sie Dominica. Hier lebten angeblich gut zweitausend Kariben-Indianer und sicher auch ein paar Arawaks, die von den ersteren für´s Abendessen übriggelassen worden waren. Andere historische Quellen sprechen von Karifuna-Indianern, schweigen sich über deren Ernährungsgewohnheiten allerdings höflich aus. Was sollen wir denn nun glauben? Halten wir uns also an die Fakten: es vergingen einige Jahrhunderte, ohne dass Europäer auf der Insel Fuß faßten, weil sie einfach nicht wußten, wie. Folglich ließ man die indianische Urbevölkerung weitgehend unbehelligt. Frankreich und England legten vertraglich fest, dass Dominica den Indianern überlassen bleiben sollte. Großzügig, nicht wahr? Dennoch begannen bereits im 17. Jahrhundert französische Siedler damit, ein auf der Sklavenwirtschaft basierendes Plantagensystem für Kaffee und Zuckerrohr aufzubauen.

Zankapfel europäischer Mächte

Das 18. Jahrhundert zog herauf, und es sollte nicht lange dauern, bis die schlitzohrigen Franzosen den Vertrag brachen und die Insel vereinnahmten, was die englischen Intimfeinde natürlich sofort auf den Plan lief. Nun entspann sich ein Bäumchen-wechsel-dich-Spiel um den Besitz Dominicas, so wie es zwischen beiden europäischen Mächten zur lieben Gewohnheit geworden war, und den Indianer blieb nichts anderes übrig, als ratlos zuzuschauen. Fortan nannten sie Dominica »Waitu Ku Buli« – »Insel der vielen Kämpfe«. Weniger demütig schickten sich entlaufene Negersklaven im 18. Jh. in ihr Schicksal: sie ließen es sogar auf Kämpfe mit der weißen Oligarchie ankommen, die als »Maroon Wars« in die Geschichte eingingen.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts – um genau zu sein: 1815 – gewannen die Engländer endgültig die Oberhand. Zuvor zündeten die Franzosen noch schnell die Hauptstadt an, sozusagen um ihre Visitenkarte zurückzulassen. Nicht gerade die feine Art! Wäre auch gar nicht nötig gewesen, hinterließen sie doch den Katholizismus – über 70 % der Dominicaner bekennen sich zur Römischen Kirche – eine französisch basierte Kreolsprache und eine antillanisch-französische Volkskultur, die sich bis in unsere Tage zu halten vermochte.

Einen weiteren Wendepunkt in der dominicanischen Geschichte stellt das Jahr 1838 dar, als die Schwarzen endlich das Joch der Sklaverei abschütteln, sich »emanzipieren« konnten. Diese erfreuliche Entwicklung zog allerdings noch lange nicht eine Verbesserung ihrer Lebensbedingungen nach sich, was bis ins 20. Jahrhundert wiederholt zu Unruhen in der Bevölkerung führte. Aber hübsch der Reihe nach: 1951 kam Dominica in den Genuß des allgemeinen Wahlrechts, 1954 in den eines Kabinettsystems. Als 1967 das Scheitern einer westindischen Föderation offenkundig wurde, erreichte Dominica im Rahmen der Selbstverwaltung weitreichende Autonomie, was als Associated Statehood umschrieben wurde. Großbritannien hatte fürderhin nurmehr über Außenpolitik und Verteidigung zu bestimmen.

Unabhängigkeit

Nachdem Dominica zur parlamentarischen Republik (mit Mehrheitswahlrecht und Präsidialcharakter) und zum Mitglied des Commonwealth – ein Gouverneur repräsentiert Elisabeth II. – geworden war, erlangte es 1978 seine vollständige Unabhängigkeit. Sicherlich als Strafe dafür wurde die Insel kurz darauf durch den Wirbelsturm »David« verwüstet – Petrus ist offensichtlich mit den Kolonialmächigen ... Die schreckliche Bilanz: Dutzende Tote und über zwei Drittel der Einwohner obdachlos! Das ohnehin dröge Wirtschaftsleben stürzte vollends ab. 1983 schlug sich Dominica während der Invasion Grenadas auf die Seite »Uncle Sams« und entsandte sogar ein bescheidenes Truppenkontingent – im Rahmen der Nachbarschaftshilfe, sozusagen. Zur Belohnung gab´s 1987 Kredite vom Internationalen Währungsfond, die Dominica über seine wirtschaftlichen Schwierigkeiten hinweghelfen sollten. Da auch der IWF nichts zu verschenken hat, versprach die Inselregierung im Gegenzug marktwirtschaftliche Reformen.

In den achtziger Jahren strebte die dominicanische Führung eine Ostkaribische Union zusammen mit anderen »Inseln unter dem Wind« an: St. Lucia, Grenada und St. Vincent.

Im September 1989 trieb dann »Hugo« sein Unwesen auf der Karibikinsel, die vor lauter Katastrophen gar nicht mehr zu sich kam. Von den Schäden erholte sich der Bananenanbau erst 1991 / 92, aber schon drohte neues Ungemach: mit Inkrafttreten des EG-Binnenmarktes 1993 endete auch die Abnahmegarantie Großbritanniens für Bananen aus Dominica, weshalb dort Befürchtungen laut wurden, auf dem Weltmarkt für Bananen bald nicht mehr mithalten zu können. Da bis zuletzt immerhin 70% des Exports auf Bananen entfiel (ca. 20% des Bruttosozialprodukts), läßt diese Entwicklung für die Wirtschaft des karibischen Inselstaates nichts Gutes ahnen. Die Regierungschefin von Dominica, Mary Eugenia Charles, die seit 1980 das Ruder in der Hand hält, setzt deshalb auf einen Ausbau des bisher schwach entwickelten Fremdenverkehrs und auf Industrieansiedlungen. Geplante Luxus-Ferienparks und ein internationaler Flughafen könnten die Einzigartigkeit Dominicas freilich zerstören und dem Fremdenverkehr auf lange Sicht die Grundlage entziehen.

Wirtschaft

Kaffee im 18. Jahrhundert, Zuckerrohr – kaum rentabel wegen der Bodenverhältnisse – und Obst wie Bananen und Ananas. Und das war´s auch schon. Die dominicanische Ackerkrume ist widerspenstig, das Klima launisch (Wirbelstürme) und die Einwohner sind angeblich nicht die fixesten. Ein armes Land also, obwohl hier keiner verhungern muß (Bruttosozialprodukt pro Kopf gegen Ende der achtziger Jahre bei 1700 US-Dollar). Dominica lebt zum überwiegenden Teil von internationaler Hilfe und dem Verkauf einiger Tonnen Zitrusfrüchte (Limonen, Orangen, Grapefruit) nach England. Nicht zu vergessen die Bananen, die noch zu Beginn der neunziger Jahre siebzig Prozent der Exporteinnahmen ausmachten. Seit die Abnahmegarantien Großbritanniens weggefallen sind, leidet der Bananenanbau freilich unter einer naturräumlichen Benachteiligung gegenüber anderen südamerikanischen Bananenerzeugern: Dominica eignet sich wegen seiner gebirgigen Oberfläche nicht für eine großflächige, kostensparende Plantagenwirtschaft.

Was aber steckt hinter diesen nüchternen Zahlen? Einer dürren Oberschicht aus weißen, mulattischen und schwarzen Großgrundbesitzern bzw. Geschäftsleuten – sie profitieren seit den fünfziger Jahren vom Bananenhandel – steht die große Masse der Kleinbauern und Stadtbewohner gegenüber, deren Überleben außerhalb der amtlichen Wirtschaftsstatistiken stattfindet. Erstere waren bisher zu Tausenden von einem englischen Fruchtkonzern abhängig, der die Bananenausfuhr ins ehemalige Mutterland monopolartig kontrollierte. Als Gegengewicht zur Unternehmer- und Händlerschicht haben sich sozialdemokratisch orientierte Gewerkschaften (Workers Union) bzw. ein Bauernverband (Farmers Union) herausgebildet, die für die Interessen von Arbeitern und Kleinbauern eintreten. Genossenschaftliche Produktionsstrukturen in der bäuerlichen Landwirtschaft sollen sich in Gestalt verbesserter Erträge auszahlen.