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Norden

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Norden von Grande-Terre

Guadeloupes Pracht

Die Höhenunterschiede nehmen ab, die Vegetation wirkt weniger üppig und kontrastreicher. Nach den Mangrovenwäldern bestimmen jetzt Zuckerrohrfelder und trockene Steppen das Landschaftsbild. Hierher, in den Norden von Grande-Terre, hatten sich die letzten Kariben-Indianer zurückgezogen, bevor sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts endgültig von der Bildfläche verschwanden. Hie und da stoßen wir auf spektakuläre Felsabbrüche wie beispielsweise die Nordspitze Guadeloupes, die Pointe de la Grande Vigie.

La Porte d´Enfer (Höllentor)

Im Norden von Grande-Terre, 25 km östlich von Le Moule. An diesem weltabgeschiedenen Ort, eher ein Vorzimmer zum Paradies, wagt sich ein fjordartiger Einschnitt weit ins Land vor. Dank der geschützten Lage ist das Wasser ruhig – die Brandung ist sozusagen ausgesperrt und donnert gegen die Trümmer des »Tores«, dessen Bogen 1843 bei einem Erdbeben einstürzte – und klar wie eine Lagune. Ideal für Kinder, mit Picknickplatz am Wasser. Folgen wir dem Pfad Richtung Pointe du Lagon zum Trou de Mme Coco: im »Loch der Madame Coco«, einer vom Wasser ausgewaschenen Felsgrotte, soll eine Dame verschwunden sein, die, mit einem Sonnenschirm bewaffnet, auf dem Meer lustwandelte ... Wellen klatschen gegen Felsen, die so löchrig sind wie Schweizer Käse. Auf gutes Schuhwerk achten, da die Felsen scharfe Kanten aufweisen. Ein beliebter Familienausflug auf den Antillen. Zwischen der Porte d´Enfer und der Pointe de la Grande Vigie bieten sich etliche lohnende Aussichtspunkte.

La Pointe de la Grande Vigie

Etwa sieben Kilometer vom »Höllentor«, am Nordzipfel von Grande-Terre. Ein beeindruckendes Naturschauspiel, diese steilen, achtzig Meter hohen Felsabbrüche, gegen die das Meer antobt. Bei besonders klarem Wetter ist die Insel La Désirade fünfzig Kilometer weiter draußen zu sehen und sogar Antigua (siebzig Kilometer) und Monserrat (achtzig Kilometer). Außerdem Fregattvögel, Ortolane, seltener auch der braungefiederte Tölpel und andere Küstenvögel der Tropen. Wir befinden uns schließlich in einem Naturpark. Ein Pfad führt rund um die Landspitze. Die fremdartige Trockenvegetation aus Kakteen, »Gommier rouge« (Gummibaum), »Tibaume« usw. hat hier kein leichtes Spiel. Ein paarmal laufen wir über spitzige Felsen. Erstaunlich, dass auf dem kalkigen Boden überhaupt etwas wächst. Das Wurzelgeflecht zwischen den Felsen ist schon bemerkenswert.

Anse-Bertrand (97121)

Hier gibt es weder viel zu gucken noch zu tun; bleibt die zauberhafte Stille einer besonders touristenarmen Gegend. Mehrere kleine Buchten eignen sich zum Baden, auch ein hübscher Strand (Plage de la Chapelle). Das verschlafene Dorf selbst wirkt unverfälscht, ist aber dennoch ohne besonderen Reiz. In anderthalb Kilometern Entfernung lädt die »Anse Laborde«, ein wunderschöner, 150 m langer, ruhiger Strandabschnitt mit gelbem Sand, zum Baden ein. Aber der Spaß ist nicht ungefährlich: es gibt weder eine Badeaufsicht, noch irgendwelche Schilder, die darauf hinweisen, dass zu bestimmten Zeiten tückische Strömungen auftreten. Und an unseren Lesern liegt uns schließlich was ...

Unterkünfte

Gîte de France

Clamy Constant: im Dorf Anse-Bertrand, Tel. 22 15 43. Vom Rathaus des Dorfes kommend, die Richtung Morne-à-l´Eau einschlagen und dann in die erste Straße links einbiegen; hier sind wir nach 50 m auf der rechten Seite am Ziel. Günstig gelegen und trotzdem ruhig. Vier Gîtes für zwei bis fünf Personen, zwischen 350 und 400 Euro in mehreren aneinanderliegenden Häuschen, jedes mit kleiner Terrasse. Man kann hier auch seine Mahlzeiten einnehmen. Ein Fahrzeug ist von Vorteil, denn der Bus fährt selten.

Restaurant

Chez Prudence: in Anse-Laborde, am Strand; Tel. 22 11 17. Prudence ist führendes Mitglied jener honorigen »Association des Cuisinières« (Köchinnenvereinigung), die jährlich im August das gleichnamige Fest veranstaltet. Der Erfolg ist ihr zu Kopf gestiegen: längst ist das Restaurant überschwemmt von Touristen, die Preise haben angezogen, dafür ist die Qualität schlechter geworden, und auch die Bedienung ist nicht mehr das, was sie mal war. Tellergerichte kosten um die 10 Euro, das Menü mit kreolischer Platte, gebackenen Kraken und flambierter Banane etwa 30 Euro (das ist entschieden überteuert). Große überdachte Terrasse am Meer. Von der Lage her immer noch unschlagbar.

Nobel, nobel ...

Le Château des Feuilles: in Campêche, etwa zehn Kilometer südöstlich von Anse-Bertrand; Tel. 22 30 30, Fax: 22 30 46. Auf dem flachen Land. Die Anfahrt ist etwa hundert Meter hinter Campêche in Richtung Gros-Cap und Le Moule ausgeschildert. Wer von Le Moule nach Gros Cap rollt, findet ebenfalls Hinweisschilder. Nur in der Mittagszeit geöffnet; Montag ist Ruhetag. Im September hat das Lokal geschlossen. Unbedingt einen Tisch vorbestellen, da es sich hier um eins der besten Restaurants handelt, das uns untergekommen ist. Sonntags ist es hier gerammelt voll. Schon der äußere Rahmen ist kaum zu übertreffen: rundum üppige Vegetation und tausend Blumen. Speisesaal und überdachte Terrasse sind raffiniert eingerichtet und garantiert kühl. Ein Schwimmbecken in Sichtweite rettet Kinder vor der Langeweile: sie brauchen mit ihren Eltern nicht stundenlang am Tisch zu sitzen, wie es bei den Franzosen üblich ist. Wir raten dazu, schon um 11 Uhr herzukommen und sich erst einmal ein erfrischendes Bad und einen Punsch zu genehmigen. Dann nimmt man in Ruhe seine Mittagsmahlzeit ein und verdaut hinterher beim Sonnenbaden und Faulenzen am Pool bis zum späten Nachmittag. Man kann sich hier sogar Handtücher ausleihen, muß aber den Badeanzug dabei haben. Ein kulinarischer Tagesausflug der Sonderklasse. Aber nun zu Tisch:

Die die Lektüre der Speisekarte läßt Feinschmeckern das Wasser im Munde zusammenlaufen, da sie die Landesprodukte auf fantasievollste Weise kombiniert. Vorspeisen zu gepfefferten Preisen, aber entsprechend reichlich: hausgemachte Terrinen, kreolische Blutwurst, köstliche Kalbsfüßchen. Als Hauptgericht sich auf keinen Fall das überraschende und genial zubereitete Sauerkraut mit Fisch und grünen Papayas entgehen lassen, zu rund 120 Francs. Außerdem gibt es geräucherten Schellfisch, Haifischschnitzel mit frischen Nudeln (100 Francs), gegrillte oder gedünstete Fische, Thasar-Fischsteak, zartes Fleisch vom Grill usw. Kurzum, eine überquellende und schmackhafte Auswahl von unvergleichlicher Kreativität. Freilich: für dieses gastronomische Erlebnis müssen wir schon mindestens 280 Francs pro Person veranschlagen. Ist aber wirklich den Abstecher wert.