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Basse-Terre

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Ehemalige Hafenstadt

Basse-Terre (97100)

Guadeloupes Verwaltungshauptstadt – Präfektur, »Conseil Général«, die Forstbehörde ONF und ein Bischof haben hier ihren Sitz – zählt etwa 14.000 Einwohner und hat nichts Außergewöhnliches an sich. Basse-Terre wurde 1643 als erste Stadt auf den französischen Antillen gegründet und dann bei kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Franzosen und Engländern mehrmals zerstört. Seine Bedeutung als Inselhauptstadt wurde durch zwei Ereignisse geschmälert: einmal durch die Gründung von Pointe-à-Pitre (1759), das viel günstigere Bedingungen für die Entwicklung eines Handelshafens bot als das zwischen Meer und Bergen eingezwängte Basse-Terre. Deshalb wird heute fast der gesamte Schiffsverkehr über Pointe-à-Pitre abgewickelt. Nicht einmal mehr Bananen werden in dem früheren Exporthafen auf Schiffe verladen: diese Aufgabe hat längst Jarry mit seinem modernen Containerhafer übernommen.

Noch schwerwiegendere Folgen indes hatte der Ausbruch des Vulkans La Soufrière im Jahre 1976, als sämtliche Bewohner im Umkreis von Basse-Terre (über 70.000 Menschen) fünf Monate lang die Gegend verlassen mußten. Damals verlagerten sich Verwaltung, Justiz und Wirtschaft nach Pointe-à-Pitre. Anschließend entspann sich ein heftiger Streit zwischen Wissenschaftlern, Vulkanologen und den Behörden, ob diese Vorsichtsmaßnahme wirklich nötig gewesen sei. Zu den seltenen Kritikern der angeblich übertriebenen Sicherheitsmaßnahmen gehörte der Geologe Haroun Tazieff, der ein allmähliches Abklingen des Ausbruchs vorhersagte. Trotzdem verkauften damals viele Leute ihre Häuser zu Schleuderpreisen. Spötter meinen, es habe aufgrund der Dramatisierung der Ereignisse nicht nur Verlierer gegeben!

Der Vulkan beruhigte sich tatsächlich und die Bevölkerung kehrte wieder heim – allerdings nicht vollständig. Vierzehn Jahre nach dem einschneidenden Ereignis hat Basse-Terre seine ursprüngliche Einwohnerzahl noch immer nicht wieder erreicht. Zahlreiche Kleinunternehmer, die 1976 dichtgemacht hatten, blieben auf der Strecke. Durch die Evakuierung verlor die Hauptstadt endgültig ihre politische und wirtschaftliche Vorrangstellung auf Guadeloupe. Basse-Terre versank in sanfter Lethargie und nahm die Lebensart einer freundlichen Kreisstadt in der fernen Provinz an. Samstagnachmittags und sonntags könnte genausogut wieder Katastrophenalarm geübt werden: die Straßen präsentieren sich dann wie leergefegt. Auch an Werktagen werden hier abends die Bürgersteige hochgeklappt.

Nützliche Adresse

Office de Tourisme de Basse-Terre: Maison du Port, 97100 Basse-Terre, Tel. 81 24 83, otb@outremer.com.

Kost & Logis

Kein überragendes Angebot. Hier dennoch ein paar Adressen für unsere hartnäckigen Leser, mit dem Rat, sie nicht zu gebrauchen:
Relais d´Orléans: 46, Rue Lardennois, in der Oststadt, der Präfektur gegenüber. Tel. 81 16 38. Kann eigentlich nicht schlecht sein, weil die Beamten und Büroangestellten zum Essen hier einkehren. Das Menü kommt auf 10 Euro. Klimatisierte Zimmer für 25 bis 45 Euro. Erweckt alles in allem einen traurigen Eindruck.

Wer motorisiert ist, sollte an das ausgezeichnete Restaurant Chez Paul in Matouba denken (s. dazu Kapitel »Matouba«).

Etwas vornehmer

Relais de la Grande Soufrière: in Saint-Claude, wenige Kilometer nordöstlich von Basse-Terre; Tel. 80 01 27. Ansprechendes kreolisches Haus am Waldrand. Zimmer ohne Frühstück ab 40 bis 80 Euro. Trotz des mondänen äußeren Rahmens sind die Zimmer mickrig und billig eingerichtet, ein Schwimmbad fehlt. Unerschwinglich, die Restaurantpreise.

Ausflüge / Sehenswert

Grand marché (großer Markt): am Ende des »Cours Novilos«. Täglich außer sonntags bis etwa 16 Uhr. Die Stände reichen weit über die eigentliche Markthalle hinaus, bis zum Boulevard am Meeresufer. Besonders reger Betrieb samstagsmorgens. Zu den Betongebäuden ringsum schweigen wir uns lieber aus: nicht schön, aber auf Guadeloupe keinesfalls selten.

Fort Louis-Delgrès (ausgeschildert als Fort Saint-Charles): am südlichen Ortsausgang. Das massige Fort wurde 1643 zwecks Überwachung des Canal des Saintes bzw. umherstrolchender Engländerschiffe auf einem Felsvorsprung über der Mündung des »Galion« erbaut, hatte wegen baulicher Mängel jedoch nie eine besondere strategische Bedeutung inne. Dennoch versah man es später mit den für Vaubansche Festungen typischen sternförmigen Basteien, Brustwehren und Gräben. Damit die feindliche Schiffsartillerie nicht so genau zielen mußte ... Mal verschanzten sich die Engländer hier oben, mal die Franzosen, dann belagerten Weiße die aufständischen Schwarzen und umgekehrt. »Delgrès«, Anführer des Aufstandes gegen die Wiedereinführung der Sklaverei, wurde von Napoleons General Richepance aus der Festung vertrieben. Geehrt werden wieder einmal die Falschen: hier »Richpance«, in Gestalt einer Grabstätte.

Gegenwärtig birgt das Fort ein kleines historisches Museum, das seine Pforten täglich von 9 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr geöffnet hält. Während der Besichtigung die Augen offenhalten, dann entdeckt man bestimmt einen der hier heimischen Leguane. Eine ulkige Hinweistafel zeigt heimwehkranken Franzosen sogar die Richtung des Eiffelturms an, gleich hinter La Soufrière. Und in welcher Richtung, bitte schön, liegt der Kölner Dom?

Kathedrale: Jesuiten errichteten sie Mitte des 19. Jahrhunderts in Höhe des Hafens. Bemerkenswert ist die ungewöhnliche Barockfassade im Stil des 16. Jahrhunderts.
Place du Champ-d´Arbaud: eine großzügige, freie Esplanade, über die ein weißes Gefallenendenkmal wacht. Rundum einige stattliche Kolonialbauten. Na ja ...
Botanischer Garten: seit seiner Eröffnung 1881 haben die Bäume, u.a. Riesen-Talipots, eine stattliche Höhe erreicht.

Für Sportsfreunde: bestens angelegter Trimm-Dich-Pfad am Fuße des Gebirges, zwischen dem Jachthafen Rivière-Sens und Vieux-Fort. Er wird eifrig genutzt.

Schiffe nach Les Saintes

Montags, mittwochs, donnerstags und samstags heißt es um 12.45 Uhr »Leinen los«. Allerdings nur, falls die Abfahrtszeiten nicht schon wieder geändert wurden, was häufig der Fall ist.