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Schlüssel zum Paradies

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Traumhaus in Frankreich

Wohnen im französischen Paradies

Formalitäten und Umbau - Wartezeit bis zum Umzug

Wie so oft: Genau in dem Moment, als ich mir gerade klar machte, dass ich es dieses Mal nicht schaffen würde und ja im Herbst… – da klingelte das Telefon: „Wir haben da etwas, könnte Ihnen gefallen“. Hin! Angesehen. „Das ist es!“ Ein Wahnsinn!!! Nicht nur ALLE Wünsche erfüllt, sondern auch noch ein helles Atelier und eine Riesenterrasse (ohne Einblick) dazu! Dann ging alles sehr schnell: Verträge, Champagner, Umarmungen, Fotos noch und nöcher, denn es handelte sich um eine Schrottimmobilie, was mir nur recht war, denn ich bin allergisch gegen schnieke „Echt-Eiche“-Einbauküchen & Co. Staub und Schweiß ertrage ich eher.

Selbst Makler können sehr charmant sein. Da sich dieses einen Tag vor meinem Geburtstag ereignete, fragte er mich: „Sollen wir die Verträge nicht auf morgen, Ihren Geburtstag, datieren?“

Gleich am Abend lud mich die jetzige Eigentümerin Sylvia in „unsere“ Wohnung zum Essen ein. Ihre Freundin Rania kam vorbei. Wir sahen uns, strahlten beide – waren sofort Kumpel! Sie hat in der Nähe eine Galerie: schmales Häuschen, 18. Jahrhundert und unterm Dach eine ungenutzte Wohnmöglichkeit (Aix …). „Da kannst Du natürlich hausen, so lange die Handwerker hier wühlen“ Märchen brauchen nicht erfunden zu werden – sie geschehen!

Manchmal hatte ich meinen PC vermisst. Wie viel bequemer hätte ich es doch haben können, aber nun begriff ich: mit nüchternen Mails hätte ich diese Wohnung nie bekommen, denn ein persönliches Erscheinen prägt sich viel stärker ein. Und noch was ging mir durch den Kopf: „… die wahren Perlen …“ (s.o.) Nun hatte ich den Beweis dafür, dass ich schon in den engeren Kreis einbezogen war, denn mein Objekt hatten sie noch nicht öffentlich bekannt gegeben.

Vielleicht hat mein Schicksal ja nur einen Haken geschlagen, denn ich plane, in lou Paradou eine Art „Salon“ zu führen, wo ich u.a. all meinen Trödel und meine eigenen Bilder verkaufen will – das wäre die dritte Stufe; Stufe eins und zwei waren schon in Deutschland geschehen: sammeln und restaurieren (und malen). Kaum zu glauben, aber wahr: Beim Schlangestehen auf der Post tippte mir eine Dame auf die Schulter und fragte mich: „Sind Sie Künstlerin? Ich führe nämlich einen Salon und wäre froh, wenn Sie sich daran beteiligen würden …“ Das Paradies hatte schon begonnen, mich zu umarmen.

Doch, es gibt auch Freunde in Hamburg, aber man sieht und hört sie nicht; außer einmal im Jahr, umgeben von 100 Leuten, auf großen Empfängen (zwischenzeitlich verdorrt die Seele) und – wenn man sie wirklich braucht! Dann sind sie alle da!!! Olaf, ein absoluter Profi im Revitalisieren alter Gebäude, bot mir unaufgefordert an, mir beratend zur Seite zu stehen und sogar mal runterzukommen!

Wie viel beglückender ist es doch, über einen duftenden Markt mit all den schnurrenden Geräuschen und den wuseligen Schönheiten zu gehen, als eine schwarze Zahl auf seinem Konto-Auszug zu betrachten! Diese Wohnung ist der Schlüssel zum Paradies.

Auf dem Heimweg wurde ich jäh in die schnöde Welt zurückkatapultiert. Schon in Avignon blieb ich in einem Fahrstuhl stecken (alleine, wie sich das so gehört). Die Alarmglocke funktionierte – schrill. Auch das Telefon. Bloß fühlte sich keinen persönlich angesprochen… In der Pariser Metro wurde mein Koffer von der Sperre eingeklemmt – ich konnte weder vor, noch zurück. Alle hatten’s eilig, ließen mich zappeln … Vor den einen Zug warf sich ein Mensch, der nächste Zug hatte zwei Stunden Verspätung und in Deutschland hatte ein Streik gerade begonnen …
Menschenmassen - Maschinen - Distance - Maschinen - Menschenmassen.

Nun sitze ich hier in Hamburg, schreibe den Bericht und sehne mich nach „meinem“ lou Paradou, in das ich erst in einigen Monaten werde zurückkehren können.

Dann wird meine Sehnsucht gestillt sein.
Werde ich sie vermissen?

Franziska van Offern