Hamburg-Koller
Leben in Frankreich?
Kurzbesuch in Aix-en-Provence - Angst vor der Freiheit
Traumhafte Zukunft in "la France"
Sagt Cocteau zu Cézanne:
Komm, wir ziehen nach Hamburg, in diese traumhaft schöne Stadt!
Klingt absurd. Ist es auch.
Zu meiner Konfirmation wünschte ich mir das Buch Liebe in Saint Germain des Prés mit Existentialisten-Fotos von Ed van der Elsken. Meine Mutter machte verdutzte Augen und tauschte es sofort in ein Buch mit kolorierten Rosen um. Das war 1965.
Das war Sehnsucht,
ungestillte.
März 2007: Nach einer nicht enden wollenden Phase Hamburger Schmuddelwetter war plötzlich die Sonne da. Entspannt in einem Straßenlokal sitzend kam ich mit einem Herrn ins Gespräch, und wir schwärmten gemeinsam von Frankreich drei Stunden lang!
Einige Tage später packte mich derartig der Hamburg-Koller, dass ich laut zu mir sagte: Ich tue es und zwar JETZT!, sprang an den Computer, um alles einzuleiten und befinde mich seitdem in einem Glückstaumel, der mir Flügel und erstaunliche Kräfte verleiht.
Schon einmal hatte ich einen solchen Anfall. Bei all den abenteuerlichen Tramp-Touren als Studentin hatte mich vor allem AIX en Provence bezaubert. Als mein Leben mit 30 ins Stocken geriet, beschloss ich, mich dort niederzulassen. Da es noch keine EU gab, war das nicht einfach, was ich aber in den Griff bekam. Die Ernüchterung kam erst, als ich den Unterschied zwischen Urlaub und "Dort-Leben" begriff. Resigniert nahm ich ein Taxi zum Bahnhof und berichtete dem Fahrer von meiner Odyssee. Der kam ins Schwärmen, sagte, der liebe Gott hätte sich diese Stadt als seinen Lieblingsort auserkoren ... und fuhr mich wieder zurück ins Hotel.
Am nächsten Tag eröffnete ich ein Gespräch - und das Herz des Museumswärters, indem ich ihn fragte, ob er Poet sei. JA, stimmt!. Am Ende des Gespräches hatte er mir DIE Traum-Immobilie aus dem Hut gezaubert: ein schmales Häuschen aus dem 18. Jahrhundert, wunderbar im feineren Teil der Altstadt gelegen nicht sonderlich herausgeputzt, aber dafür zum Spott-Preis von damals 10.000,- DM. Das hätte ich mir leihen können. Als Restauratorin und leidenschaftliche Flohmarktgängerin plante ich, unten einen Trödel-Laden zu eröffnen, darüber zu restaurieren und unter dem Dach zu hausen.
Grübel-grübel. Ich hatte ANGST, als Restauratorin nicht gut genug zu sein. Kann schon sein, aber was ich damals noch nicht wusste: die meisten waren noch schlechter als ich ...
Letztlich entschied ich mich mit 51% gegen die Freiheit. In Deutschland begann mein Leben in sicherer Geborgenheit zu versinken: Lebenslanger Job an einer Kunstakademie und Ehe mit einem freundlichen Mann.
Es gibt kein richtiges Leben im falschen Leben,
denn die Sehnsucht blieb.