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Hong Kong

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Erfahrungsbericht aus China

Aufenthalt in der Finanzstadt Hong Kong

Mentalität der Einwohner, Unterschiede zu Europa

Ich kam im September letzten Jahres nach Hong Kong, mit den Zielen, länger zu bleiben und einen Job zu finden. Ich hatte Glück, bin mittlerweile schon länger als ein Jahr hier, habe rasch eine Stelle gefunden und bin froh, dass sich mein Wunsch erfüllte, hier eine Weile zu leben. Das erste Mal war ich vor drei Jahren einige Tage in Hong Kong, wobei ich mich in die wirklich grandiose und faszinierende Stadt verliebte.

Ich wollte dort unbedingt eine Arbeit finden, was ich - wenn auch über Umwege - erreichte, später mehr dazu. Nur so viel, von Deutschland aus einen Job in Hong Kong zu finden ist nicht einfach. Eher hat man einen Fünfer im Lotto oder überdurchschnittliche Kenntnisse - meist werden nur Leute eines Unternehmens mit Zweigstelle in Hong Kong entsandt.

Die Umstellung war für mich in Ordnung, zumal ich nicht das erste Mal in Asien war (sowohl berufs- als auch urlaubstechnisch gesehen), und Hong Kong in Asien sowieso eine Ausnahme ist, d.h. ziemlich westlich orientiert. Man bekommt alles, es ist sicher, gesundheitlich weitgehend unbedenklich, und man hat gute Aussichten auf eine Karriere. Insofern war für mich die Umstellung nicht so tragisch, obwohl es mir schwer fiel, Abschied von meinen Eltern, Geschwistern und Freunden in Deutschland zu nehmen. Aber wenn man nie weggeht, kommt man auch nirgends an - da ist was Wahres dran.

Ich reiste letztlich auch wegen der Liebe nach Hong Kong. Das nur nebenbei, ich will da nicht ins Detail gehen oder romantisch werden, aber es gab Grund genug, mich auf Hong Kong zu freuen. Eine Umstellung zu einer Stadt wie Freiburg ist natürlich die Dichte – hier leben sieben Millionen Leute und dementsprechend liegen die Mietpreise höher, und die Wohnungen fallen kleiner als gewohnt aus. Daran hat man sich erst mal zu gewöhnen, genauso wie an die Hektik dieser Großstadt, die nie wirklich schläft. Einkaufen kann man fast rund um die Uhr; man ist oft in Versuchung Dinge zu kaufen, die man ohnehin nicht braucht oder die man schon hat. Schlussverkauf findet in Hong Kong das ganze Jahr über statt.

Zur Mentalität in Hong Kong ist zu sagen, dass die meisten Leute sehr materialistisch und oberflächlich eingestellt sind und man nicht so leicht gute Freunde findet (Leute lernt man aber immer kennen). In Hong Kong dreht sich alles ums Geld; kann man mehr verdienen, so wird der Arbeitgeber auch zwei bis drei Mal im Jahr gewechselt, was für den Lebenslauf kein Problem ist (im Gegensatz zu daheim). Klar ist Hong Kong das Wirtschafts- und Finanzzentrum Asiens. Dort sitzt viel Geld, was vielen eine Tätigkeit dort verlockend erscheinen lässt (viele Festlandschinesen versuchen Fuß zu fassen, wobei diese oft keine oder nur schlecht bezahlte Stellen bekommen).

Die Leute sind höflich, meist zurückhaltend, und der Service in Geschäften ist ausgesprochen gut. Man fühlt sich in nicht wirklich als Ausländer, da hier recht viele Europäer und Amerikaner wohnen und arbeiten. Im Gegensatz zu einigen anderen asiatischen Ländern wird man als Ausländer nicht schief angeschaut.

Unterschiede zum Leben in Europa fallen meist in Gesprächen mit einheimischen Freunden auf. Über einige Dinge spricht man selten oder gar nicht, zum Beispiel über Politik oder einige Familienfragen, wo man auch nicht ins Detail gehen sollte. Ansonsten sind die Leute offen, und man kann mit Freunden schon über wirklich alles reden.

Im Unterschied zum deutschen Leben besitzt die Familie einen höheren Stellenwert. Dies wird besonders daran deutlich, dass sonntags viel Zeit mit den Eltern verbracht wird, auch wenn man schon jenseits der 25 oder 30 ist - festgefahrene Traditionen.

Ferner kauft samstags und sonntags ein, da man unter der Woche meist schwer arbeitet.

Erfahrungen macht man natürlich immer, manche sind gut, manche weniger gut, wie überall. Grundsätzlich lässt sich feststellen, dass Hong Kong sicher kein schlechter Ort zum Arbeiten oder für die Karriere ist. Es ist eine hochinteressante Stadt. In Punkto Lebensqualität kann das Leben allerdings arg stressig werden und an die Nerven gehen. Wegen der hohen Bevölkerungsdichte gilt es sich Freiräume zu schaffen, so dass man ab und zu mal abschalten und entspannen kann.