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Paradies gefunden!

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Coup de coeur im bezaubernden Frankreich

Charme des Paradieses

Mietwohnung in Frankreich - Suche mit Tücken

Straßenjungen in Rio de Janeiro strahlen von innen heraus und keiner wird behaupten, dass diese weniger Sorgen haben als Hamburger.

Es gibt Hunde mit dunklen warmen Augen. Sanfter Schmelz, schimmernder Glanz. Schaut man in diese hinein, so meint man, tief in ihre Seele eintauchen zu können, und auch, dass sie einen ganz ohne Worte verstehen. Kein Wunder, dass sich viele Hamburger einen Hund halten …

Nachdem ich mich im Hotel etwas ausgeruht hatte, meldete sich der Hunger, den ich am Imbissstand eines Pizzabäckers stillen konnte. Die Augen des jungen Mannes erinnerten mich mit ihrem schimmernden Glanz und dem sanften Schmelz an diese göttlichen Tiere. Zusätzlich beglückte er mich mit einem so wunderbaren Lächeln, an dem ich ihn mit Sicherheit noch in 10 Jahren mitten in NY wiedererkennen würde.

Das war nur eine Kostprobe. Nun schlenderte ich durch die Alleen, die Altstadt, ließ mich treiben und – war der Stadt innerhalb kürzester Zeit total verfallen! „Coup de coeur“ nennt man das hier. Ob das nun am Licht, den Geräuschen, den Menschen oder an den Schwingungen der Straßen liegt – es muss an der Gesamtheit, der Harmonie der Gesamtheit liegen. Hier ist die Welt noch in Ordnung! Sofort war mir klar: Ich habe das Paradies gefunden!

Wer inzwischen „lou Paradou“ auf der Landkarte gesucht hat, konnte es natürlich nicht finden. Um die Harmonie dieses Ortes nicht zu gefährden, habe ich ihm dieses Pseudonym gegeben. Lou Paradou ist das provenzalische Wort für Paradies …

Wie ich im Laufe der Zeit erfuhr, steckt hinter der allgemeinen „Ignoranz“ nämlich ein klammheimliches System: Sie vermeiden alles, was unliebsame Touristen anlockt, um nicht überfremdet zu werden. Deshalb ist dieser Ort so reizvoll geblieben, wie es AIX noch vor 40 Jahren war.

Sie selber brauchen weder einen Stadtplan (sogar im Rathaus konnte man mir nicht die Adresse einer wichtigen Behörde sagen, sondern nur den Weg beschreiben), noch einen Reiseführer, noch ein Taxi, denn im Grunde ist alles so klug plaziert, dass es mühelos zu Fuß erreichbar ist.

Auch hier natürlich meine bange Frage: Wird man mich akzeptieren?

Nachdem ich meine ganzen Habseligkeiten aus Béziers geholt hatte, klapperte ich tagelang unermüdlich bei ungewohnter Hitze 30 Maklerbüros ab. Einerseits waren meine Füße abends platt, andererseits war ich durch die vielen aufmunternden Begegnungen euphorisiert.

Aber nach einer Woche konzentrierten Suchens, als ich endlich die Traumwohnung gefunden hatte, kam der Tiefschlag (jetzt wird der Text ein bisschen trocken): Herr Kuss hatte mir geraten, erst einmal was zu mieten, um mich von da aus in aller Ruhe nach einem käuflichen Gehäuse umzusehen (gut gemeint).

Er hatte aber genau so wenig wie Herr Kirner in seinem Buch auf die Tücken hingewiesen: Etwas mieten kann man hier nämlich nur, wenn man ein Bankkonto in Frankreich hat. Also trabte ich zur nächstgelegenen Bank, wo man mich wissen ließ, dass nur dann eine Kontoeröffnung möglich ist, wenn man eine aktuelle französische Telefon- oder Elektrizitäts-Rechnung vorlegt. Da beißt sich die Katze in den Schwanz… (Vermutlich wird das auf dem Lande „unter uns Kumpels“ und in den Touristenhochburgen nicht so eng gesehen).

Beharrlich, wie ich bin, ging ich nun von einer Bank zur andere, bis sich eine dazu bereit erklärte, auch eine deutsche Telefonrechnung zu akzeptiert. Aber wie soll ich so schnell an die herankommen?!? Zum Schluss fand sich doch noch eine, die „Gnade vor Recht“ ergehen ließ und mir ein Konto gönnte. Stolz flitzte ich zum Makler zurück, um mir die Traum-Wohnung zu sichern. O.K., aber dann bräuchten wir noch: trois dernières bulletins de salaire, dernière avis d’imposition, justificatif d’identité und trois dernières quittances de loyer. Verstanden? Natürlich, klar, hab’ verstanden – mieten sollte ich hier eher nicht ...

Hinter diesen Auflagen vermute ich einige vernünftige Gedanken: Mieter haben große Privilegien, die für Eigentümer besonders dann lästig werden können, wenn der Mieter seinen Erstwohnsitz im Ausland hat (ich wäre auch nicht gerne in dessen Lage – bin selbst schon Geschädigte …). Außerdem zahlen Ausländer ihre Steuern in ihrer Heimat, nutzen aber die Sozialeinrichtungen des „Gast“-Landes und mäkeln auch schon mal an der Qualität herum. Bei Eigentum ist das anders. Da gibt es keinen Vermieter, der eventuell gelackmeiert wird, und die Steuern werden grenzüberschreitend ausgeglichen.