Zwischen Christen, Juden und Muslimen

Wem gehört die heilige Stadt?

Gerangel um den Tempelberg

Wer im heutigen Jerusalem das "echte" sucht, in dem Jesu einst lehrte und starb, sei darauf verwiesen, dass die alte Stadt etliche Meter unter der heutigen liegt, begraben unter Schutt. Dennoch erwarten den Gläubigen viele geschichtsträchtige Orte: der Saal des letzten Abendmahls, Gethsemane, der Kreuzweg …

Vor zweitausend Jahren zerstörten die Römer den jüdischen Tempel. Als eines der wenigen Hinterbleibsel erhebt sich die Klagemauer, die westliche Begrenzung des Tempelbereichs. Hier treffen sich Juden zur Klage um ihr verlorengegangenes Allerheiligstes. Sie schreiben Gebete und Wünsche auf Zettelchen, die sie in die Mauer stecken. Einmal monatlich werden die Papiere auf dem Ölberg begraben.

Doch um "heilige" Orte wird in Jerusalem höchst unheilig gestritten. Mit welch Eifer reißen sich gleich drei Weltreligionen um ihren Besitz!

Streitpunkt ist u.a. der Tempelberg, von Muslimen Haram al-Scharif ("erhabenes Heiligtum") genannt, denn dort verbinden sich drei Religionen.

Zum einen stritt Jesus Christus auf dem Tempelberg mit den Pharisäern. Der Jude Abraham wollte auf dem dortigen Felsen Moriah einst seinen Sohn als Opfer darbringen; später befand sich dort der jüdische Tempel, weshalb echte Juden das Gebiet nicht betreten, denn es stand nur Priestern offen. Derselbe Felsen diente dem muslimischen Propheten Mohammed als Stufe zum Himmel, in den er nach seiner Reise von Mekka nach Jerusalem aufstieg.

Nun glänzt des Felsendoms Kuppel in der Sonne, belegt mit acht Kilo Blattgold. Er zählt zu den bedeutendsten muslimischen Pilgerzielen. Den Juden ist er freilich ein Dorn im Auge, denn sie sähen an der Stelle lieber einen jüdischen Tempel.

Nun gilt es zu entscheiden: Welche Religion hat Anspruch auf den Berg? Judentum, Islam, Christentum?

Der Streit um Gott. Aber kann denn jede Religion einen eigenen haben? Sollten vom Himmel aus tatsächlich mehrere Götter um den Besitz Jerusalems kämpfen - oder hat den wahren Gott vielleicht niemand der Jerusalemer erkannt?