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Fernreisen

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Reise und Umwelt

Urlaub und die Klimadiskussion

Der aktuelle EU-Klimakompromiss sieht vor, den Anteil erneuerbarer Energien auf 20 Prozent zu steigern. Experten zufolge wäre es jedoch wichtiger, 20 Prozent weniger CO2 auszustoßen.
Um beispielsweise im Tourismus weniger CO2 auszustoßen, müßte der Flugverkehr miteinbezogen werden, wozu derzeit Verhandlungen laufen. Der Flug macht in Bezug auf die Gesamttreibhausgasemissionen einer Reise bis über 90 Prozent aus.

Es ist jedoch nicht einfach Flugzeuge mit geringerem Kerosinverbrauch zu bauen, da dem gewisse technische Grenzen bislang noch im Wege stehen. Boeing plant ein neues Flugzeug, das 20 Prozent weniger Kerosin verbrauchen soll, den „Dreamliner“.
Damit dieser kein Traum bleibt, müßten Fluggesellschaften den Flieger aber auch kaufen. Die Flugzeuge bleiben jedoch sehr lange in Betrieb, weshalb auch heute noch Maschinen aus vergangenen Jahrzehnten umherschwirren.
CO2 Filtertechniken, wie sie derzeit bei Kraftwerken diskutiert werden, sind beim Flugzeug allein aufgrund der Größe der Filteranlagen überhaupt nicht möglich.

Zwar ist momentan das Thema Klima in aller Munde, jedoch erfreut sich dieses bei Urlaubern keiner großen Beliebtheit und wird sehr gerne verdrängt. Ungefähr 30 Prozent der Urlauber sind prinzipiell bei dem Thema ansprechbar. Die anderen 70 Prozent wollen im Urlaub nichts davon hören.
Die Besteuerung des Flugbenzins und eine CO2-Abgabe durch die Fluggesellschaften wären also durchaus Schritte in die richtige Richtung, da es wie bei so vielem ist, dass Mensch erst sein Verhalten ändert, wenn es ihm an den Geldbeutel geht. Allerdings würde dann die Umweltverschmutzung einmal mehr zum Privileg der Bessergestellten.
Die Abschaffung der Billigflieger allein kann das Problem nicht lösen, denn es gibt auch immer mehr billige Angebote von traditionellen Airlines.

Außer beim Flug kann man bei seinem Urlaub auch auf umweltfreundliche Hotels achten. Diese sparen Wasser und Energie. Auch das eigene Verhalten im Urlaub kann zum Umweltschutz beitragen.
Alternative Reiseveranstalter mit umweltfreundlichen Angeboten sind auf dem Vormarsch, besitzen jedoch noch einen geringen Marktanteil von unter einem Prozent. Die Promotion von nahegelegenen Urlaubsregionen und das Anbieten von weniger kurzen und mehr langen Reisen wären weitere Möglichkeiten, um der Umweltverschmutzung durch Urlaubsreisen entgegenzuwirken.

Bei Ökourlauben in fernen Ländern gilt es die Treibhausgasemissionen und den wirtschaftlichen Nutzen für die Urlaubsregion gegeneinander abzuwägen. Ein pauschales Siegel bei Ökourlauben existiert nicht. In Deutschland besteht jedoch ein Zusammenschluß alternativer Reiseveranstalter unter dem Dach „Forum Anders Reisen e.V.“. Die Mitglieder müssen Umwelt und Sozialstandards erfüllen, womit sie eine gute Wahl sind. Die Hotels der Umweltdachmarke „Viabono“ müssen ebenfalls Umweltkriterien erfüllen.
Grundsätzlich sollte eine Öko-Reise sowohl ökonomische, ökologische und soziale Ziele erfüllen.

Bei einer Karibikreise, wird mit sechs Tonnen soviel CO2 emittiert wie bei 40 Urlauben in Deutschland, wenn man mit dem PKW anreist, oder bei 80 Urlauben, wenn die Anreise mit der Bahn erfolgt.
Ein Flug emittiert etwa 170 Gramm CO2 pro Kilometer und Person. Die Bahn liegt mit etwa 75 Gramm nur um etwas mehr als die Hälfte darunter. Jedoch haben die Flugzeugemissionen eine deutlich höhere Klimawirksamkeit, wie wissenschaftliche Studien gezeigt haben. Denn Stickoxid- und Wasserdampf-Emissionen der Flugzeuge in Reiseflughöhe tragen ebenfalls zum Treibhauseffekt bei, so dass die Klimawirkung bezogen auf CO2 um den Faktor zwei bis fünf höher liegt. Was dann aus 170 Gramm 340 bis 850 Gramm werden läßt. Damit ist das Fliegen um das Fünf- bis Zehnfache umweltschädlicher, als das Bahnfahren.
Für Fernreisen wäre das Schiff das umweltfreundlichste Reisemittel, aber der Reiseweg nähme dann soviel Zeit ein, dass es sich wohl kaum durchsetzen könnte.

Die Malus-Regelungs-Plänen sind auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Bezogen auf die Klimaschutzdebatte bei Flugreisen, wäre aber die Einbeziehung des Flugverkehrs in den Emissionshandel wichtiger.
Derzeit wird ein europaweit einheitlicher Flugraum, mit dem Ziel unnötige Umwege zu vermeiden, diskutiert. Dadurch könnten Schätzungen zufolge zwischen 10 und 15 Prozent der Emissionen eingespart werden.

All das wird jedoch nichts nützen, wenn die Urlauber ihr Verhalten nicht ändern. Dannach sieht es jedoch nicht aus, denn Fernreisen erfreuen sich großer Beliebtheit. Vielleicht denkt der ein oder andere darüber nach, ob er für eine Woche wirklich ans andere Ende der Welt muß, oder ob er das lieber auf den Urlaub im nächsten Jahr, wo er drei Wochen Zeit hat verschiebt. Das dürfte dann auch vom Prei-Leistungsverhältnis wesentlich besser sein.

SF