Apotheken-Reisen
Pharmazie-Reisebüro
Reisebuchung und Reisevermittlung in der Apotheke
Zur Reisebuchung geht man - ganz klar - zum nächsten Reisebüro oder surft im Internet. Seit einiger Zeit finden Reiselustige jedoch noch eine weitere Alternative: Buchungen beim Apotheker.
Klingt paradox, doch auch Apotheken wünschen sich ein Teil des Kuchens Reisemarkt, weshalb sie neuerdings "Gesundheitsreisen" anbieten.
Grundlage ist die Zusammenarbeit von Pharmazien und Pharmagroßhändlern. Verbände von Apotheken werben für "ihren" Reiseveranstalter. Meist kaufen die Zusammenschlüsse gemeinsam ein und zieren ihre Schaufenster mit Logos. Werbung und Vorteile für die Kunden sollen Kauflustige anlocken.
Pilgert ein Kunde aus welchen Gründen auch immer zur Apotheke und scheint an Reisen interessiert, so erhält er z.B. einen Reisekatalog. Gebucht wird telefonisch, wobei der Kunde einen Code vom Katalog angibt. Diese bezeichnet den Pharmazeut, der für seine Vermittlung bis zu zehn Prozent des Reisepreises empfängt - ähnliche Löhne wie bei gewöhnlichen Reisebüros. Andere Apotheker schicken ihre Kunden gleich zum nächsten Reisebüro.
Manche Zusammenschlüsse geben ihren Vermittlern keine Provision. Stattdessen hoffen letztere auf mehr Kundschaft, denn jeder Reisebuchende empfängt Gutscheine zu kostenlosen Tests in Mitgliedsapotheken.
Die meisten Verbünde gründete der Pharmagroßhandel. Der hofft auf eine Abschaffung des Gesetzes, nur vier Filialen besitzen zu dürfen, so dass sich deutsche Apotheken bald zu Apothekenketten wandeln könnten, wie in Beispiel Großbritannien.
Der Markt entwickelt sich gut; man spricht von 6,6 Millionen deutschen Gesundheitsreisenden in den nächsten drei Jahren, die etwa 3,7 Milliarden Euro locker machen werden.
Kritiker sind am Zweifeln. Verkauft der Apothekenbesitzer plötzlich Reisen, ist dies eine Frage der Glaubwürdigkeit. Eine Pharmazie besucht man normalerweise nur bei Krankheit; Urlaub hat jedoch mit Gesundheit zu tun. Zudem verwischen die neuen Angebote das Berufsbild Apotheker.
Ebenfalls zu beachten: Pharmazeuten sind keine Reisespezialisten, obwohl sie dies der Kundschaft weismachen möchten. Raten sie zu einer Reise, die der Gesundheit des Kunden schädlich ist, haben sie vermutlich zu haften. Davor retten auch Verträge mit dem Reiseveranstalter nicht.
A propos findige Umsatzsteigerung: Manche Apotheken sehen eh aus, wie Supermärkte, vollgestopft mit Drogeriewaren und allem möglichen Schnickschnack. In einer Apotheke in der Nähe glaubt man in einem esoterischen Zauber- und Quacksalberladen gelandet zu sein. U.a. gibt es "Heilsteine" usw. Gut für die weibliche Psyche vermutlich, sowie für den Geldsäckel der Apothekerin.