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Castleton

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Hervorragende Bewirtung in Tideswell

Wunderschöne Aussicht auf Castleton

Die Höhlen von Castleton am Darbyshire Peak

Man suchte mich denn hier auch recht prächtig zu bewirten, und machte mir zu dem Ende einen Käse toast; dies war am Feuer gebratner und halbgeschmolzner Chesterkäse, der wohl ein recht delikates Gericht sein mag, wovon ich aber zum Unglück keinen Bissen essen konnte, und den Wirt darauf zu Gaste bat, der ihn sich köstlich schmecken ließ. Als ich nun weder Branntwein noch Ale trank, sagte er mir, ich lebte viel zu schlecht für einen Fußgänger, als daß ich Kräfte genug zum Gehen behalten könnte.

Bei dieser Gelegenheit bemerke ich, daß es die Englischen Gastwirte am Aletrinken wohl nicht fehlen lassen, und daher alle von sehr starker Leibeskonstitution, und insbesondre erstaunlich dick und fett im Gesicht sind, das ihnen von dem vielen Ale und Branntweintrinken ganz aufgedunsen ist.

Am folgenden Morgen gab mir meine Wirtin die Ehre, mit mir Kaffee zu trinken, teilte mir aber bei dieser Gelegenheit Milch und Zucker sehr kärglich mit. Es war Sonntag, und ich ging mit meinem Wirt zu einem Barbier, an dessen Bude stand, Shaving for a Penny (allhier balbiert man für einen Penny). Es waren hier viele Einwohner aus dem Ort versammlet, diese hielten mich für einen Gentleman wegen meines feinen Huts, den ich mir in London für eine Guinee gekauft hatte; und den sie alle nach der Reihe bewunderten. Ein Zeichen, daß der Luxus noch nicht bis hieher gedrungen ist.

Man findet in England ebenfalls bei gemeinen Leuten solche gedruckte Bogen mit allerlei Sittenlehren in den Stuben an den Türen angeschlagen, wie bei uns. Nur findet man hier zuweilen auf solchen schlechten Bogen die vortrefflichsten und feinsten Sentiments, die dem besten moralischen Schriftsteller Ehre machen würden.

So las ich z. B. hier auf einem solchen gedruckten Blatt an der Stubentür unter andern die goldne Regel: Make no Comparisons! (macht keine Vergleichungen!) Und wenn man bedenkt, wie viel Zänkereien und Unheil in der Welt eben durch solche verhaßte Vergleichungen der Verdienste oder der Person des einen, mit den Verdiensten oder der Person des andern, u. s. w., entstehen; so ist in den kurzen Worten der obigen Regel die herrlichste Sittenlehre zusammengedrängt.

Ein Mann, dem ich einen Sixpence gab, brachte mich nun aus der Stadt auf den rechten Weg nach Castleton, der neben einer solchen Mauer von unordentlich aufgeworfenen Steinen, wie ich schon beschrieben habe, hinging. Die ganze Gegend war hier bergigt und rauh, und das Erdreich mit braunen Heidekraut bewachsen. Hin und wieder weideten Schafe.

Ich machte eine kleine Digression auf einen Hügel zur Linken, wo ich eine fürchterlich schöne Aussicht auf lauter nackte Gebirge in der Nähe und in der Ferne hatte, wovon insbesondre diejenigen, welche ganz mit schwarzen Heidekraut bewachsen waren, einen schaudervollen Anblick gaben.

Hundert und siebenzig Meilen von London hatte ich nun zurückgelegt, als ich eine der höchsten Anhöhen, die vor mir lagen, erstiegen hatte, und nun auf einmal unter mir ein reizendes Tal erblickte, das mit Flüssen und Bächen durchschnitten, und rund umher von Bergen eingeschlossen war. In diesem Tale nun lag Castleton, ein kleines Städtchen mit niedrigen Häusern, welches von einem alten Schlosse, dessen Ruinen hier noch zu sehen sind, seinen Namen hat, der eigentlich aus Castle Town zusammengezogen ist.

Ein schmaler Weg, der sich von der Seite des Berges hinunterschlängelte, führte mich in das Tal hinab, bis in eine Straße von Castleton, wo ich eine Herberge fand, in welcher ich geschwind mein Mittagsmahl hielt, und unmittelbar darauf meinen Weg nach der Höhle fortsetzte.

Ein kleiner Bach, der mitten durch die Stadt fließt, führte mich an ihren Eingang.

Hier stand ich eine Weile voller Bewunderung und Erstaunen über die entsetzliche Höhe des steilen Felsen, den ich vor mir erblickte, an beiden Seiten mit grünem Gebüsch bewachsen, oben die zerfallenen Mauern und Türme eines alten Schlosses, das ehemals auf diesem Felsen stand, und unten an seinem Fuße die ungeheure Öffnung zum Eingange in die Höhle, wo alles stockfinster ist, wenn man auf einmal von der hellen Mittagssonne hinunter blickt.

Indem ich so voll Verwunderung da stand, bemerkte ich im dunkeln Eingange der Höhle einen Mann von wildem und rauhem Ansehen, der mich fragte, ob ich die Höhle sehen wollte, wobei seine harte Stimme in der Höhle einen starken Widerschall gab.

Als ich dies bejahete, fragte er mich weiter, ob ich auch über die Flüsse gesetzt sein wollte? und bestimmte zugleich eine Kleinigkeit an Gelde, die ich dafür bezahlen müßte.

Dieser Mann hatte mit seinem schwarzen struppigten Haar, und schmutzigem zerrißnen Anzuge, ein so wildes Charonsmäßiges Ansehen, welches seine Stimme und seine Fragen noch vermehrten, daß die sonderbare Täuschung, worein man beim Anblick dieser Höhle versetzt wird, schon hier ihren Anfang nahm.

Da ich mich zu seiner Forderung verstanden hatte, sagte er, ich sollte ihm nur dreist folgen, und wir traten zusammen in die Höhle.

Zur linken Seite im Eingange der Höhle, lag ein abgehauener Stamm eines Baumes, bei welchem die Knaben des Orts spielten. –