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Sandford on Thames

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Schönste Stadt Englands

Straße nach Oxford

Oxford Pub

Nun fing er an, einige Worte Latein zu reden, und da ich ihm nach der Englischen Aussprache wieder Lateinisch antwortete, gab er mir seinen Beifall über meine richtige Pronunciation des Lateinischen zu erkennen. Denn, sagte er, vor einigen Jahren sei ihm einmal, auch in der Nacht, fast auf eben dem Fleck, ein Deutscher begegnet, der ihn auch in Latein angeredet, aber es so abscheulich ausgesprochen habe, daß er nur wenige Worte davon verstanden hätte.

Das Gespräch lenkte sich nun auf theologische Materien, und unter andern auf die neuen Lehren des D. Priestley, den er bis in den untersten Abgrund der Hölle verdammte. Ich hütete mich also wohl, mich über diesen Text zu tief mit ihm einzulassen, und billigte seine Behauptungen ohne alle Einschränkung, wodurch ich mir sehr seine Gunst erwarb.

Während diesem Gespräche waren wir fast, ohne des Weges gewahr zu werden, bis nahe vor Oxford gekommen.

Nun, sagte er, würde ich bald eine von den schönsten und prächtigsten Städten, nicht nur in England, sondern in ganz Europa, sehen, nur sei es Schade, daß ich, wegen der Dunkelheit der Nacht, den herrlichsten Prospekt davon verlieren würde.

Diesen verlor ich denn auch wirklich, und sahe nicht eher etwas von Oxford, bis wir dicht daran waren. Und nun sagte er, als wir hineingingen, würde ich eine der längsten, prächtigsten und schönsten Straßen nicht nur in dieser Stadt, sondern in England, und überhaupt in ganz Europa sehen.

Sehen konnte ich die Pracht und Schönheit dieser Straße nicht, aber ihre Länge fühlte ich an meiner Müdigkeit, denn ich merkte, daß wir immer fortgingen, ohne daß die längste Straße in Europa ein Ende nahm, oder daß ich gewußt hätte, wo ich nun auf dieser berühmten Straße die Nacht bleiben würde. Bis endlich mein Reisegefährte stille stand, um von mir Abschied zu nehmen, und sagte, er wolle nun in sein Kollegium gehen, wo er wohnte.

Und ich will mich die Nacht hier auf einen Stein setzen, gab ich ihm zur Antwort, und den Morgen abwarten, weil ich hier wohl schwerlich eine Herberge finden werde.

Ihr wollt Euch auf einen Stein setzen, sagte er, und schüttelte mit dem Kopfe: Kommt lieber mit mir in ein Bierhaus hier in der Nähe, vielleicht treffen wir da noch mehr Gesellschaft an!

Wir gingen also noch ein Paar Häuser weiter, und klopften an die Türe. Es ging schon auf zwölf Uhr. Man machte uns auf, und wie groß war meine Verwunderung, da wir gleich zur linken Seite in einen Verschlag traten, wo eine ganze Anzahl Priester mit ihren Mänteln und Kragen, um einen großen Tisch, jeder seinen Bierkrug vor sich, saßen, denen mich mein Reisegefährte als einen german Clergyman vorstellte, und mich nicht genug wegen meiner richtigen Aussprache des Lateinischen, meiner Orthodoxie, und meines guten Schrittes wegen, rühmen konnte.

Ich sahe mich also plötzlich in eine Gesellschaft versetzt, wovon ich mir nie etwas hatte träumen lassen; und es kam mir äußerst sonderbar vor, daß ich nun so auf einmal, ohne zu wissen wie, nach Oxford, und mitten in der Nacht in eine Gesellschaft oxfordischer Geistlichen gekommen war.

Indes suchte ich mich in dieser Situation so gut wie möglich zu nehmen. Ich erzählte von unsern deutschen Universitäten, und daß es auf denselben oft sehr unruhig und geräuschvoll zuginge, und dergleichen: O hier gehts auch manchmal sehr geräuschvoll zu, versicherte mir einer von den Geistlichen, der einen kräftigen Zug aus seinem Bierkruge tat, und dabei mit der Hand auf den Tisch schlug.

Die Unterhaltung ward immer lebhafter: man fragte mich auch nach Herrn Bruns, jetzigen Professor in Helmstädt, den die meisten unter der Gesellschaft gekannt hatten.

Nun war unter allen diesen Clergymen auch ein Weltlicher, Namens Clerck, der ein starker Geist sein wollte, und ihnen allerlei Einwürfe gegen die Bibel machte. Er machte ein Wortspiel mit seinem Namen, weil Clerk auch ein Küster heißt, indem er sagte, er bleibe immer Clerk, und avanciere nie zum Clergyman; überhaupt war er, nach seiner Art, wirklich ein launigter Kerl.

Dieser machte denn unter andern meinem Reisegefährten, der, wie ich hörte, Mr. Modd hieß, den Einwurf gegen die Bibel, daß mit klaren Worten darin stünde, Gott sei ein Weintrinker.