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Burton upon Trent

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Stopp in Lichfield

Burton, Heimatstadt des Burton Ale

Suche nach einer Herberge zwischen Burton und Darby

Als ich am folgenden Morgen meine Rechnung bezahlte, merkte ich den außerordentlichen Abfall gegen Windsor, Nettlebed und Oxford. In Oxford mußte ich für Abendessen, Bette, und Frühstück wenigstens drei Schillinge bezahlen, und dem Aufwärter einen Schilling geben. Hier bezahlte ich für Abendessen, Bette und Frühstück nur einen Schilling, und als ich der Tochter im Hause, welche ich hier als Chambermaid betrachten mußte, Four pence (ohngefähr zwei Groschen) gab, bedankte sie sich gar höflich, und gab mir noch überdem eine schriftliche Empfehlung an einen Wirt in Lichfield mit, bei dem ich gut würde logieren können, weil sonst die Leute in Lichfield sehr stolz wären. Diese schriftliche Empfehlung war denn ein Meisterstück von orthographischer Schreibart im neuesten Geschmack, wo man nichts schreibt, als was man hört und ausspricht, welches sich denn vorzüglich im Englischen gar sonderbar ausnimmt.

Ich nahm aus diesem Hause Abschied, wie man von guten Freunden Abschied nimmt, und mit dem gewissen Versprechen, bei meiner Rückreise wieder da einzukehren.

Den Mittag kam ich nach Lichfield, einer ziemlich altfränkischen Stadt, mit engen und unsaubern
Gassen, und wo ich zuerst wieder runde Fensterscheiben bemerkte, die sonst in England nicht
gewöhnlich sind. Der Ort schien mir etwas unfreundliches zu haben, ich machte also von meiner
Empfehlung keinen Gebrauch, sondern ging gerade durch, und kaufte mir nur in einem Bäckerhause
Brot, welches ich mit mir nahm.

Den Abend kam ich nach Burton, wo das berühmte Burton Ale gebraut wird. Schon ehe ich an diese Stadt kam, war ich ziemlich müde, und nahm mir also vor, die Nacht hier zu bleiben. Allein wie bald ließ ich diesen Entschluß fahren, da ich nun in die Stadt kam, und alles wieder ein so vornehmes Ansehn hatte, als wenn ich nahe bei London wäre. Und doch war es hier so kleinstädtisch, daß man auf mich, als einen Fremden, der zu Fuße ging, fast mit Fingern wies. Und nun kam ich dazu durch eine lange Straße, wo es an beiden Seiten vor allen Türen voller Menschen stand, die mich ordentlich durch ihre neugierigen Blicke Spießruten gehen ließen, und immer hinter mir her zischelten.

Alle meine Beruhigungsgründe, daß ich doch ja diese Leute nie wieder sehen würde, eben so wenig, wie sie mich, und dergleichen, halfen nichts; dieser Zustand ward mir beinahe unerträglich, und die Straße ward mir so lang, als ob ich eine Meile gegangen wäre, und ermüdete mich auch eben so sehr. Ich habe auch eine solche verhaßte Aufmerksamkeit auf einen Durchreisenden noch nirgends als hier in Burton gefunden.

Wie froh war ich, als ich mich wieder außer der Stadt im Freien befand, ob ich gleich nun noch nicht wußte, wo ich die Nacht eine Herberge finden würde, und dazu äußerst ermüdet war.

Ich ging indes immer auf der Straße nach Darby fort, wohin mich ein Fußweg von Burton aus, über eine sehr angenehme Wiese führte, die durch Verschläge abgeteilt war, wo man sehr oft übersteigen mußte.

Als ich nun eine ganze Strecke gegangen war, ohne an der Heerstraße einen Gasthof anzutreffen, und es auch schon dunkel zu werden anfing, so setzte ich mich endlich bei einem kleinen Zollhause, wo ein Schlagbaum, und für Fußgänger eine kleine Treppe zum Übersteigen war, auf diese Treppe nieder, um mich auszuruhen, und allenfalls zu versuchen, ob mich der Zöllner beherbergen würde.

Nachdem ich eine ziemliche Weile hier gesessen hatte, kam ein Bauer geritten, und fragte mich, wo ich hinwolle? ich sagte ihm, ich sei so müde, daß ich nicht weiter gehen könne, und den Augenblick erbot sich dieser gutmütige edle Bauer, von freien Stücken, ohne das geringste Mißtrauen, mich hinter sich auf sein Pferd zu nehmen, und mich bis an den nächsten Gasthof zu bringen, wo ich die Nacht bleiben könne.

Das Pferd war ein ziemlich hoher Gaul, und als ich nicht sogleich hinaufsteigen konnte, kam der Zöllner, ein steinalter Mann heraus, dem ich kaum Kräfte genug zutraute, sich selbst emporzuhalten, und eben dieser Mann faßte mich mit einem Arm, und hob mich mit einem einzigen Schwung aufs Pferd, daß ich nicht wußte, wie mir geschahe.

Und so trabte ich denn mit meinem vortrefflichen Bauer fort, der auch keine einzige neugierige Frage an mich tat, sondern mich vor dem Gasthofe absetzte, und darauf links nach seinem Dorfe zuritte.

Dieser Gasthof hieß der Bär, und der Wirt ging umher, und brummte wie ein Bär mit seinen Leuten, so daß ich mir anfangs keine gute Aufnahme versprach, allein ich suchte ihn milde zu machen, indem ich mir einen Krug Ale geben ließ, und ihm ein paarmal zutrank. Dies Mittel half, und er wurde bald so höflich und gesprächig, daß ich mich recht angenehm mit ihm unterhalten konnte. Ich hatte mir dies vom Vikar von Wakefield abgemerkt, der auch seine Wirte immer dadurch gesprächig macht, daß er sie mit sich trinken läßt. Und überdem gewann ich dabei, weil ich selber das starke Ale nicht gut vertragen kann.

Dieser Wirt nannte mich nun wieder Sir, und man mußte mir mit ihm allein einen Tisch decken, denn, sagte er, er sähe wohl, daß ich ein Gentleman wäre.