Wayuu
Hochentwickelte Wayuu
Ureinwohner Venezuelas
Die Wayuu leben im Nordwesten des Landes, genauer gesagt im Bundesstaat Zulia, und gelten als kulturell am höchsten entwickelt. Sie bewohnen die Halbinsel Guajira, die zum größten Teil zu Kolumbien gehört. Um in Venezuela eine genaue Zählung durchzuführen, kooperierte die Regierung mit dem Nachbarstaat, der zur gleichen Zeit zählte. Die Wayúu leben nicht nach den venezolanischen Gesetzen und besitzen in der Regel keinen Personalausweis. Sie verfolgen eigene Stammesgesetze. Den Alkohol brennen die Wayuus aus Zuckerrohr. Viele tragen Waffen, und so kommt es oft zu Tragödien. In ihrer Freizeit spielen sie Domino. Bei den Wayuus handelt es sich um die »modernsten« Indianer, die nicht von der Jagd, sondern von Viehzucht, Ackerbau, der Herstellung von Kunstgegenständen und Hängematten, der Salzgewinnung am Meer und vom Schmuggel leben. Ihre Waren verkaufen sie in Maracaibo. Über Händlernetze gelangen diese aber auch nach Caracas.
Sie fahren Autos und Laster, die sie auch selbst reparieren. Die jungen Stammesmitglieder fanden in Maracaibo Arbeit. Sie verlassen ihre Familien, weil es in der Region so selten regnet, weshalb Ackerbau und Viehzucht nicht genügend hergeben. Der Regen kann in dieser Gegend mehrere Jahre aussetzen. Die in der Stadt lebenden Wayuus stellen für die Arbeitgeber ein finanzielles Risiko dar. Verunglückt ein Wayúu als Angestellter im Geschäft, so kreuzen seine Angehörigen auf und verlangen eine Entschädigung. Diese berechnen sie oft pro Kilo Körpergewicht. Zahlt jemand nicht, so geht es Auge um Auge und Zahn um Zahn. Einige Versicherungen bieten allerdings Policen an, die dieses Risiko absichern.
Die Wayuus beerdigen ihre Toten zweimal. Das erste Mal an jenem Ort, wo sie gestorben sind. Das zweite Mal, acht bis zehn Jahre später, exhumieren sie die Reste und reinigen die Knochen. Danach setzen sie diese dem Familiengrab bei. Ist jemand getötet worden oder durch einen Unfall gestorben, so dürfen ihn nur Frauen begraben. Kein Mann darf ihn berühren, damit sich der Gewalteinfluß nicht überträgt. Der Tote wird abseits beerdigt, und bei der zweiten Beerdigung erfolgt die Beisetzung fernab des Familiengrabes. Jene Person, die seine Knochen reinigt, erlangt dadurch Ehrwürdigkeit bis zum Lebensende und darf keine Kinder mehr berühren. Etwa 4.000 Wayuus wohnen in Pfahlbauten in der Sinamaica-Lagune bei Maracaibo. Heute bestehen noch rund 400 Pfahlbauten, einschließlich Schule, Polizei, Kirche und Restaurant. Innerhalb von vier Jahren müssen alle Pfähle ersetzt werden, da sie mit der Zeit verrotten. Zur Schule fahren die Kinder mit dem Boot. Die Bewohner ernähren sich von Fischfang, Kunsthandwerk und von der Kokosnußernte auf dem Festland. Der Fremdenverkehr verhalf diesen Indianern zu Wohlstand. Die meisten Pfahlbauten verfügen über Stromanschluß und besitzen ein bescheidenes Fernsehgerät. Neuerdings gibt es auch Betonpfahlbauten, die das Landschaftsbild verfremden. Viele Boote verfügen über einen Außenbordmotor, und es gibt eine Tankstelle. Mit den Einbäumen fahren meist nur noch die Frauen zum Einkaufen. Früher gab es in dieser Gegend nur einheimische Gäste. Seitdem auch ausländische Urlauber hierherkommen, haben die Preise für Ausflüge angezogen. Dafür finden auch Touren am 24. Dezember statt, wenn in allen anderen Fremdenverkehrsbüros niemand arbeitet.