Los Roques
Los Roques
Paradiesische Verhältnisse für Unterwasserfreunden
Vogelwelt vertreten mit 45 Arten
Margarita, mit 920 km2 die größte der überwiegend unbewohnten zweiundsiebzig venezolanischen Inseln, ist längst vom Massentourismus vereinnahmt. Die nächstgrößeren Inseln südlich Margaritas heißen Coche und Cubagua. Pläne für eine touristische Erschließung liegen bereits in der Schublade. Wer die Ruhe sucht und die Natur liebt, entscheide sich für das Los Roques-Archipel. Einziger Wermutstropfen: es bietet zwar keinen Luxus, verzeichnet aber trotzdem ein hohes Preisniveau.
Inselgruppe vor der Haustür Venezuelas, keine 160 km von der Hauptstadt. Los Roques besteht aus rund fünfzig näher bezeichneten Inseln und 315 namenlosen Kleinsteilanden, von denen manche sich als Sandbänke entpuppen, die nur bei Ebbe auftauchen, oder als aus dem Wasser ragende Felsen. Zusammen bilden die Inseln einen ovalen Ring um eine Lagune, deren türkisfarbendes Wasser nirgends tiefer als 4 m ist. Manche Inseln besitzen zusätzlich eine innere Lagune.
Die Südflanke des Archipels bilden die beiden langgestreckten Inseln Cayo Sal und Cayo Grande. Der Meeresboden fällt hinter ihnen steil ab. Im Norden ist das Gefälle geringer, so dass hier noch etliche Inseln und Sandbänke aus dem Meer ragen.
Das Klima ist heiß und trocken. Erst nachts wehen kühle Passatwinde über die Inseln mit ihrer typischen Halbwüstenvegetation aus Kakteen, Dornengewächsen und Seegras. Nur auf den Inseln Cayo Grande und Isla Larga findet sich ein spärlicher Mangrovenstreifen.
Die Fauna ist, an den äußeren Bedingungen gemessen, noch erstaunlich vielfältig: Eidechsen und Leguane sieht man öfter über den Weg huschen, während sich Krebse am Strand in ihren Löchern verstecken. Mit ein bißchen Glück bekommt man eine Meeresschildkröte zu Gesicht. Unterwasserfreunden bieten sich paradiesische Verhältnisse, denn was sich hier auf engsten Raum tummelt, findet man sonst nirgendwo: ganze Schwärme königsblauer Engelfische und regenbogenfarbener Papageifische durchstreifen das Wasser! Nicht zu vergessen die vielen Muscheln, darunter auch die fast ausgestorbene Königsmuschel, Schnecken, Seeigel und Tintenfische. Äußerst selten begegnet man einer Barrakuda oder einer Muräne. Daneben lassen unzählige tropische Fischarten das Taucherherz höher schlagen. Verschiedene Korallenarten und besondere Formationen machten dieses Archipel berühmt. Die Vogelwelt auf Los Roques setzt sich aus ca. 45 Arten zusammen: rote Ibisse, Reiher und Fregattvögel sind am häufigsten zu beobachten. Die Möwen nehmen eine ganze Insel für sich in Anspruch. Auch die braunen Tölpel haben ihre Kolonie auf eine ruhige Insel verlegt. Pelikane stürzen senkrecht ins Wasser und tauchen dann mit ihrer Beute im Kehlsack wieder auf. Flamingos machen sich allerdings rar.
Die »Felseninseln« wurden verhältnismäßig spät besiedelt, weil sie über kein Trinkwasser verfügen. Erst mit Inbetriebnahme der Entsalzungsanlage öffnete man sie dem Fremdenverkehr. Vorher schaffte die Marine noch das Süßwasser heran, was heute nur noch bei Engpässen in der Wasserversorgung vorkommt.
Auf der Hauptinsel Gran Roque, mit Flugplatz, ein Fischerdorf für rund 150 Familien. Sie ist dem gehobenen Fremdenverkehr vorbehalten. Gran Roque besitzt zwei Hügel, von denen einer 12 m über den Meeresspiegel hinausragt. Außerdem dort die obligatorische Plaza Bolívar und der aus dem 19. Jh. stammende, von Holländern errichtete Leuchtturm. Auf Gran Roque und einer Handvoll Nachbarinseln, z.B. auf Rasqui, urlauben die betuchten Caraqueños in ihren Ferienwohnungen. Sie reisen am Wochenende mit ihren Sportflugzeugen und Jachten an.
1972 wurde das ganze Archipel zum Parque Nacional Los Roques erklärt. Die 2.211 km2 schließen die Lagune mit ein. Ziel der Behörden ist es, das anfällige Ökosystem mit seiner spezifischen Flora und Fauna zu schützen. Um auch dem Fremdenverkehr gerecht zu werden, teilte man die Inselgruppen in drei Zonen unterschiedlichen Schutzgrades auf. Nur sechs Inseln des Archipels dürfen seither betreten werden.
Anreise
Mit dem Schiff von La Guaira oder per Flugzeug (130 US-$) vom Stadtflugplatz La Carlota in Caracas bzw. von Porlamar in Margarita. Flugreisende sollten früh morgens starten, um nachmittags wieder zurückfliegen zu können. Die Flugzeit beträgt nur ca. vierzig Minuten von Caracas, eine Bootsfahrt immerhin sieben bis acht Stunden. Die Abfahrt in La Guaira ist nachts am vorteilhaftesten, damit man morgens im Hellen ankommt. Bei sternklarem Himmel gerät eine Nachtfahrt im tropischen Wind zum unvergeßlichen Erlebnis.
Unterkunft
Ein Hotelzimmer (um die 100 US-$ pro Tag) bucht man entweder gleich bei der Fluggesellschaft, oder man bemüht sich um eine Privatunterkunft bei einer Fischerfamilie (ca. 30 US-$ pro Tag). Aerotuy bietet einen Dreitagesausflug mit zwei Übernachtungen für 250 US-$ an. Dieser Preis gilt aber nur für Einheimische. Devisenstarke Ausländer sollen unverschämterweise ein Drittel mehr zahlen. Sich so etwas nicht gefallen lassen, denn Diskriminierung ist nach venezolanischem Recht verboten! Weil die Lebensmittel alle nach Los Roques verschifft werden müssen, sind sie entsprechend teuer. Sparsame bringen daher ihren eigenen Proviant mit. Von der Hauptinsel bieten sich Bootstouren und Tauchausflüge an.