Geographie
Geographie
Landschaftsgliederung
Venezuela liegt im Norden des südamerikanischen Subkontinents zwischen 0° 43 und 12° 11 nördlicher Breite sowie 59° 48 und 73° 25 westlicher Länge. Genau auf dem Wärmeäquator befindet sich der dicht besiedelte Norden. Da sich die Landmassen auf der nördlichen Halbkugel stärker erwärmen, verläuft dieser bei etwa 9° nördlich des geographischen Äquators. Venezuela verfügt über ein Territorium von 898.805 km². Rechnen wir den Maracaibo- und Valenciasee noch hinzu, so ergibt sich eine Gesamtfläche von 916.700 km². Die Küste ist 2.813 km lang, wobei ungefähr 2.100 km am Karibischen Meer liegen und rund 700 km am Atlantik. Die Breite des Landes, gemessen vom Südwestzipfel des Bundesstaates Zulia bis zum Südostzipfel des Deltagebiets, beträgt 1.498 km; die Länge des Landes, gemessen vom der Nordspitze der Halbinsel Paraguaná im Bundesstaat Falcón bis zur Südspitze des T.F. Amazonas, 1.369 km. Nachbarstaaten sind die Inseln Aruba, Curaçao und Bonaire im Norden, Kolumbien im Westen (gemeinsame Grenze 2.050 km), Brasilien im Süden (2.000 km) und Guayana im Osten (743 km), von dessen Territorium Venezuela 150.000 km² beansprucht, da es den Fluß »Esquibo« als Grenze betrachtet. Insgesamt zählt Venezuela 1.059 Flüsse und 200 Seen. Zum Staatsgebiet gehören ferner 72 Inseln, von denen Margarita die größte darstellt.
Venezuela läßt sich in vier Großlandschaftszonen gliedern, die in sich noch weiter differenzierbar sind, da sie besondere Eigenheiten aufweisen. Dabei ist zuerst das Anden- und Küstengebirge zu nennen. Es folgt die über 2.000 km lange Karibikküste. Danach schließen sich die Tiefebenen an, welche die zentralen Llanos, oberhalb des Orinoko, das Tiefland von Maracaibo, das Orinokodelta und den Tieflandregenwald umfassen. Schließlich folgt das Guayana-Hochland südlich des Orinoko mit seinen mysteriösen Tafelbergen sowie dem tropischen Regenwald.
In der erdgeschichtlichen Frühzeit, als die verschiedenen Kontinente Gestalt annahmen, löste sich jene Landmasse, die heute den amerikanischen Kontinent darstellt, vom afrikanischen Kontinent ab. Als die Landmasse zum Stillstand kam, bildeten sich gewaltige Aufschichtungen, die im Laufe der Zeit die Ausprägung der längsten Gebirgskette der Welt, der von Alaska bis Feuerland reichenden Andenkordillere, bewirkte. Die venezolanischen Anden sind eine Abzweigung der kolumbianischen Anden beim »Knoten von Pamplona«, der die Gabelung darstellt. Westlich von Maracaibo heißt der Gebirgsabschnitt »Serranía de Perijá« und östlich »Cordillera de Mérida«. Die Spitze des höchsten Berges, Pico Bolívar mit 5.007 m, ist von ewigem Schnee bedeckt (Bundesstaat Mérida). Der östliche Ausläufer besteht aus zwei fast parallel verlaufenden Bergketten, die nur an wenigen Stellen miteinander verbunden sind (z.B. bei Mucuchíes). Er führt bis nach Barquisimeto, wo er sich mit dem Bergland vereint und wieder in die Küstenkordillere übergeht, die aber nur noch eine Höhe von 2.765 m erreicht (Pico Naiguatá bei Caracas). Die Küstenkordillere setzt sich aus zwei Gebirgszügen zusammen: der eine verläuft unmittelbar an der Küste, der andere mehr im Landesinneren. Doch der Valenciasee, das Tal von Caracas, auf fast 1.000 m Höhe, und das Becken des Río Tuy unterbrechen sie. Beim Cap Codera taucht die Küstenkordillere unter die Meersoberfläche und kommt erst zweihundert Kilometer weiter östlich in Form der Halbinseln Araya und Paria wieder zum Vorschein. Da die Anden- und Küstenkordillere, geologisch betrachtet, als junge Gebirge gelten, die sich noch heben, kommt es zu Plattenverschiebungen, die Erdbeben hervorrufen. In Maiquetía präsentieren sich drei Geländeterrassen, die über dem Meeresspiegel liegen. 1967 erreichte das letzte größere Erdbeben in Caracas auf der Richterskala den Wert von 6.6, wobei 245 Tote zu beklagen waren. 1992 registrierte der Seismograph im ganzen Land 75 Erdbeben. Die meisten erreichten zum Glück nur einen Wert zwischen 3.0 und 3.9 auf der Richterskala.