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Isla Margarita

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Isla Margarita

Küsten wechselhaft - Strände und Felsklippen

Hier landen die Chartermaschinen mit sonnenhungrigen Urlaubern aus Europa, den USA und Kanada. Die Insel Margarita kann man vom venezolanischen Festland oder von der Araya-Halbinsel aus sogar erkennen, weil sie nur 40 km vor der Küste liegt. Mit den etwas weiter südlich gelegenen Inseln Coche und Cubagua bildet sie den 1.150 km2 großen Bundesstaat Nueva Esparta, den kleinsten aller venezolanischen Bundesstaaten.

Die drei Inseln sind ein Ausläufer der Küstenkordillere, die nur abtaucht und sich an dieser Stelle wieder aus dem Meer erhebt. Eigentlich besteht Margarita aus zwei Inseln, nämlich aus der Hauptinsel und der Halbinsel Macanao, die ein schmaler gut 20 km langer Küstenstreifen miteinander verbindet. Da sich Margarita im Bereich des karibischen Trockengürtels befindet, hat sich auf dem größten Teil eine halbwüstenartige Vegetation mit dornigen Büschen und Kakteen ausgebreitet. Lediglich im fünfzig Prozent mehr Niederschläge erhaltenden östlichen Teil konnte sich ein Trockenwaldgebiet ausbilden. An den Küsten wechseln sich verführerische Strände mit Felsklippen und Mangroven ab, und im Osten Margaritas ragt eine Hügelkette mit fruchtbarem Land empor. Die Insel ist verhältnismäßig klein: von West nach Ost (67 km) durchquert man sie innerhalb einer Stunde, von Norden nach Süden (35 km) benötigt man sogar nur die halbe Fahrzeit. Die Mitteltemperatur ist im Vergleich zum Festland sehr angenehm und liegt tagsüber bei 28 bzw. nachts bei 19 C. Fast das ganze Jahr über herrscht ein trockenes Klima. Niederschläge beschränken sich auf die letzten beiden Monate des Jahres.

Margarita erreicht man auf dem Luft- oder Seeweg. Von den Metropolen Caracas und Maracaibo sowie von den Städten Barcelona und Cumaná fliegen täglich mehrmals Maschinen die Insel an. Wer knapp bei Kasse ist, weicht auf die Fährverbindung von Puerto La Cruz und Cumaná aus.

Geschichte

Kriegerische Caribeindianer, die ihre Gegner gleich einem karibischen Wirbelsturm hinwegzufegen pflegten, lebten im heutigen Bundesstaat Nueva Esparta neben den friedlichen Indianerstämmen der Aruaken und Guaiquerís.

Doch dann setzte Kolumbus 1498 seinen Fuß auf die Halbinsel Paria. Dort entdeckte er Indianer mit Perlenketten. Er tauschte vierzig Kilogramm Perlen ein und präsentierte sie freudig der spanischen Krone, die nichts Eiligeres zu tun hatte, als eine Expedition zusammenzustellen. Die Spanier bezwangen die Caribeindianer nach erbittertem Widerstand und tauften die Gewässer nach dem Indianerstamm »Karibik«. Der Insel Cubagua waren große Perlenbänke vorgelagert, welche die kolonialen Machthaber in wenigen Jahrzehnten vollständig ausbeuteten. Als hier keine Perlen mehr zu holen waren, wandten sich die Spanier dem Festland zu oder zogen nach Margarita.

Den Perlen verdankt übrigens Margarita seinen Namen und nicht Cubagua, wo die Spanier in Wahrheit fündig geworden waren (im Wörterbuch wird Margarita mit Perle übersetzt!). Diesen Umstand wußte die Werbebranche zu nutzten und preist die 920 km2 große Insel heute als „Perle der Karibik“ an. Die Erträge aus der Perlenfischerei waren so groß, dass sie Piraten anlockten, welche die Insel verwüsteten.

Im Unabhängigkeitskrieg standen die Insulaner an der Seite Bolívars, bis der spanische General Morillo mit einer Flotte und 15.000 Soldaten anrückte, um die Kolonie wieder unter Kontrolle zu bringen. Gute Mine zum bösen Spiel machend, leisteten die Margariteños keinen Widerstand. Erst als der größte Teil der spanischen Truppen zum Festland übergesetzt war, entbrannten blutige Kämpfe, bei denen die Kolonialmacht unterlag. Weil die venezolanischen Politiker der Ansicht waren, dieser Widerstand sei mit dem der Spartaner im alten Griechenland gleichzusetzen, nannten sie den Bundesstaat »Nueva Esparta« (Neu-Sparta).

Die Perlenfischerei lebte erst am Anfang dieses Jahrhunderts wieder auf, wurde in den vierziger Jahren aber bereits ersten Einschränkungen unterworfen, bis die Regierung sie schließlich 1962 ganz verbot. 1975 erklärte man die Insel zur Freihandelszone, woraufhin die bis dahin einseitig auf den Fischfang ausgerichtete Wirtschaft in Gang kam.

Margarita heute

Heute leben die rund 300.000 Inselbewohner vom internationalen Tourismusgeschäft, das die Fremdenverkehrsbehörde mit sehr viel Fleiß aufgebaut hat. Hotels schossen wie Pilze aus dem Erdboden, und die Venezolaner vom Festland investierten in Ferienapartments, so dass Umweltschäden nicht ausblieben. Der Bauboom zog eine Wanderungsbewegung vom Festland auf die Insel nach sich, die größer war als die entgegengesetzte Wanderung zur Zeit des Ölbooms. Das Geschäft mit den Feriengästen stellte selbst die Thunfischflotte wirtschaftlich in den Schatten. Der sprunghafte Anstieg des Trinkwasserverbrauchs hat dazu geführt, dass ein Teil über eine Pipeline vom Festland herangepumpt werden muß.