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Entdeckung Amerikas

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Tierra, tierra!

Entdeckung und Kolonialisierung des Kontinents

Lieber tote als lebendige Heiden

Es war an einem der sonnigen Tag Anfang August 1498, als der Ausguck dem gebürtigen Italiener, Christoph Kolumbus, »tierra, tierra!« (Land in Sicht!) zurief. Doch die Abenteurer merkten bald, dass es sich nur um eine Insel (Trinidad) handelte, und stachen schnellstens wieder in See. Sie segelten dann durch den Golf von Paria und erreichten später die Orinokomündung. Enttäuscht von den vielen Inseln, die er auf seinen übrigen Reisen entdeckt hatte, glaubte Kolumbus beim Anblick des breiten Orinokodeltas, auch diesmal nur auf eine Insel gestoßen zu sein.

Er segelte zurück zur Halbinsel Paria und ging an Land. Um der spanischen Krone zu beweisen, dass er den Garten Eden mit seiner unberührten Natur und Stille entdeckt hatte, in dem die Indianer nackt umherliefen wie vor der Vertreibung aus dem Paradies, verschleppte er ein paar Eingeborene samt ihrer Perlenketten und ihres Goldschmucks nach Spanien. Kolumbus nahm dann Kurs auf Santo Domingo (Dominikanische Republik) und segelte an den Inseln Margarita und Cubagua vorüber. Zurück in Spanien, wurde er nicht gefeiert.

Nur wenige Eingeborene überlebten die Fahrt, und die spanische Krone konstatierte enttäuscht, dass das Schiff nicht mit Gold beladen war. Er wies zwar den Goldschmuck der Indianer vor, konnte aber nicht sagen, wo sich die Minen befanden und wie ergiebig sie waren. So eine Schande aber auch.

Ein Jahr später segelten Alonso de Ojedaund Amergio Vespucci vom Orinokodelta bis zur Halbinsel Guajira, also die gesamte venezolanische Küste entlang. Beim Anblick der Pfahlbauten im Golf von Venezuela zog der Florentiner Amergio Vespucci Parallelen zu Venedig. Da Venedig viel größer und schöner war, taufte er das Land »Veneciola«, Klein-Venedig, woraus später der Name Venezuela wurde.

Kolumbus starb 1506, so dass er nicht mehr miterleben mußte, wie der deutsche Kosmograph Waltzemüller bzw. Waldseemüller ein Jahr später den Namen des Kontinents »Amerika« - nach dem Vornamen »Amergio«, dessen Reiseberichte er las - prägte. Womöglich versuchte er die Bezeichnung »Amerika« mit den anderen Erdteilnamen (Asien, Afrika) in Anklang zu bringen. Der Gute hauste übrigens ganz in der Nähe von uns in Wolfenweiler bei Schallstadt, nahe Freiburg, in der Binznemühle, heute eine Strauß (Besenwirtschaft), wo man uns gelegentlich antreffen kann.

Nicht lange sollte es dauern, und die Spanier verwandelten sich von Entdeckern zu rücksichtslosen Eroberern. Anno 1500 brach das Elend über die Ureinwohner herein. Deren Unterwerfung rechtfertigten die Spanier mit Horrorgeschichten von Menschenfressern und nackten Indianern, denen sie ungezügelte Liebe unterstellten, und die nun entweder zum Christentum bekehrt oder ausgerottet werden sollten. Ungezügelte Liebe wäre natürlich ein Graus gewesen, vor allem den berockten weihwassserwedelnden Kerlen, die ganze Ausrottung ideologisch stützten. Angst und Hölle ist in diesem Geschäft viel besser.

Die Spanier entdeckten dann in Cubagua riesige perlenreiche Austernbänke, nach denen zu tauchen sie die Indianer zwangen. Viele von ihnen tauchten nicht wieder auf, andere starben an Hunger oder Folter durch die Spanier. Die Perlenbänke waren so ergiebig, dass die Kolonialherren die Schiffe zentnerweise beluden. Die Raffgier der Spanier war freilich so groß, dass nur Jahrzehnte später niemand mehr Perlen fand, weshalb sich die Besatzer dem Festland zuwandten oder nach Margarita gingen.

Die meisten Indianerstämme ließen sich nicht unterwerfen und leisteten Widerstand. Die Stämme pflegten ihre eigene Mythologie und Tradition. Dadurch, dass sie sogar unterschiedliche Sprachen hatten, konnten sich die Stämme nicht gut verständigen, so dass ihnen folglich ein gemeinsamer politischer Oberbau, wie er im Inkareich vorhanden war, fehlte.

In Peru hatten es die Spanier deshalb auch leichter. Sie nahmen den Inkaführer gefangen und konnten das ganze Volk unterjochen. Hatten sie hingegen einen venezolanischen Häuptling getötet, so konnten sie nur diesen einen kleinen Stamm unterwerfen. So kam es, dass sie die Stämme, einen nach dem anderen, auszurotten versuchten. Moderne Waffen und von den Spaniern eingeschleppte Krankheiten rafften die Ureinwohner schließlich dahin.

Die Suche nach dem »El Dorado« begann in Venezuela im Jahre 1519, nachdem Hernando Cortez Mexiko erobert und Schiffsladungen blutbefleckten Goldschmucks nach Spanien gebracht hatte. Doch der Preis für das Gold und die Strafe Gottes für den Völkermord waren hoch. Tausende von Spaniern überlebten nicht die Strapazen der Urwalddurchquerung und erlagen tropischen Krankheiten. Andere starben durch giftige Indianerpfeile, Schlangenbisse oder dienten den Krokodilen als Fraß. Doch die Strafe traf noch spätere Generationen, denn die im Vergleich zu den Nachbarländern rückständige Wirtschaft der Spanier wurde durch den Zustrom des Goldes, das die Importe finanzierte, noch rückständiger. Die spanische Krone versäumte es, eine effiziente Industrie aufzubauen. Einfacher war es, Produkte aus den schon weiterentwickelten Ländern, wie England und Holland, zu kaufen, wo sich daraufhin die lateinamerikanischen Goldschätze türmten. Während andere europäische Länder ihr Vermögen in die Herstellung von Maschinen und Gütern steckten, mußten die Spanier kräftig in die Befreiungskriege investieren, die sie auch noch verloren. Deshalb galt Spanien noch bis vor kurzem als rückständiges Land in der Europäischen Union.