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Befreiungskampf

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Zorro für Arme

Kolumbianischer Traum

Simón Bolívar und der Befreiungskampf

Zur Person Bolívars ist anzumerken, dass er der Sohn einer der reichsten Familien war, die Kakaoplantagen besaßen. Er war versorgt und konnte das Leben genießen. Sein Vater heiratete mit 47 Jahren eine Fünfzehnjährige, die ihm vier Kinder gebar. Als Simón Bolívar drei Jahre alt war, starb sein Vater, und nur sechs Jahre später seine junge Mutter. Simón Bolívar heiratete jung und bereiste Europa sowie Nordamerika. Er besuchte u.a. Frankreich, wo heute eine Straße nach ihm benannt ist, und Hamburg, von wo er sich nach New York einschiffte. Zum Befreiungskampf inspirierte ihn Alexander von Humboldt, der die Meinung vertrat, dass die Kolonien demnächst für die Unabhängigkeit kämpfen würden. Sein Traum hieß nun »Gran Columbia«, Großkolumbien. Er reiste, auf der Suche nach Unterstützung, durch die Anden nach Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien und brachte sein ganzes Erbe durch, das ihm bereits zugefallen war, da er mit neun Jahren Vollwaise wurde.

Im Jahre 1808 erfuhren die Menschen in Venezuela davon, dass die »Madre Patria«, das Mutterland Spanien, von Napoleons Truppen besetzt war und dass Napoleons Bruder den spanischen Thron bestiegen hatte. In Caracas wurde sofort eine Versammlung einberufen und ein Vorstand gewählt, der den abgedankten spanischen König unterstützen sollte. Da die weiße Elite in Caracas keinen Erfolg verzeichnete, begann sie eine neue Verfassung auszuarbeiten, die nicht alle Statthalter des Landes annahmen, so dass man Francisco de Miranda als Diktator einsetzte, um die neue Verfassung durchzusetzen. Die Unabhängigkeit wurde 1811 erklärt. Doch ein Jahr später kam es zur Konterrevolution durch königstreue Soldaten, die viele in das Exil trieben. Simón Bolívar mußte ebenfalls ins Exil flüchten, da er sich nach dem Tod seiner Gattin den Befreiungskämpfern zugewandt hatte. Im Exil erarbeiteten sie militärische Strategien.

Kaum zurückgekehrt, mobilisierten sie die Truppen und es begann der »Guerra a Muerte« (Kampf bis zum letzten Blutstropfen). Die »Llaneros«, Farmer aus dem Flachland, unterstützten indirekt die königstreue Armee. Sie schlossen sich zusammen und ihr Sold bestand aus ihrer Beute. Erst 1813 konnte Bolívar Caracas einnehmen und wurde in der Kirche San Francisco zum »Libertador« (Befreier) ernannt. Als er die Mulatten und Mestizen nötigte, einen Rasseausweis mit sich zu führen, wurde er ein zweites Mal ins Exil getrieben. Bolívar nahm mit dem Anführer der Llaneros, José Antonio Páez, Kontakt auf und versprach ihm eine Landreform, wenn er an seiner Seite kämpfen würde. Páez schlug ein und mobilisierte seine Leute. Den Sklaven versprach er ihre Befreiung und war nun mit dem neuen Bündnis schlagkräftiger als zuvor.

Wie so oft war da noch etwas, was Bolívar zur Hilfe kam. Das Schicksal war es, denn Spanien mußte einen Teil seiner Armee zurückbeordern, um die Probleme im eigenen Land zu lösen. Doch König Ferdinand VII., der nach Napoleons Fall auf den Thron zurückgekehrt war, entsandte seine Armee 1815 nach Venezuela, um in der Kolonie die Ordnung wiederherzustellen. Zahlreiche Schlachten wurden geschlagen, wobei die letzte große Schlacht 1821 bei Carabobo tobte.

Mit dem Sieg erlangte Venezuela die Unabhängigkeit. Seinen Traum im Auge behaltend, zog Simón Bolívar mit einen Großteil seiner Truppen in die Andenstaaten, um diese ebenfalls zu befreien. Während er erfolgreich war und überall gefeiert wurde, versuchte der neidische General Páez in Caracas das heutige Venezuela aus dem Verband »Gran Columbia« herauszulösen. Als ihm diese Nachricht erreichte, mußte Bolívar die wichtige Entscheidung fällen, zurückzukehren, um den Zerfall des Verbandes zu verhindern, oder den Befreiungskampf fortzusetzen.

Bolívar kehrte zurück. Páez erzwang Bolívars Rückkehr, damit Bolívar keine weiteren Länder befreien und ihn das Volk nicht mehr als Held feiern konnte. Doch Bolívar zog es wieder hinaus, um die entscheidenden Schlachten zu schlagen und um das heutige Kolumbien, Panama, Peru, Ecuador und Bolivien zu befreien. In Caracas setzten sich die Intrigen fort, und es wurde gegen Bolívar eine Antistimmung erzeugt. Nachdem die letzte Schlacht geschlagen war, machte sich Bolívar, tuberkulosegeschwächt, auf den Rückweg nach Caracas. Von seinem riesigen Vermögen waren nur noch wenige Goldmünzen übriggeblieben. Freunde und Generäle lösten sich von ihm, und sein auserwählter Nachfolger, General Sucre, fiel einem Attentat zum Opfer.

Die Menschen auf der Straße bespuckten und beschimpften ihn, obwohl er sie befreit hatte. Doch Bolívar kam in Caracas nicht mehr an. Er starb 1830 in Santa Marta, dem heutigen Kolumbien, wo er auch begraben wurde, bettelarm und verbittert an Tuberkulose. Noch im gleichen Jahr ratifizierte der Kongreß die Loslösung Venezuelas von Großkolumbien und ernannte José Antonio Páez zum ersten Präsidenten Venezuelas.

Erst zwölf Jahre nach seinem Tod bekundete man in Venezuela Interesse an den sterblichen Überresten, um sie nach seiner Geburtsstadt Caracas zurückzuholen. Ob die Kolumbianer damals wirklich die Reste Simón Bolívars oder die eines anderen herausgaben, weiß niemand so genau.