Zum Gipfel?
Viele Wege führen auch sportlich ans Ziel
Von den verschiedenen Stationen aus wandern
Zum Gipfel oder in Bergdörfer
- Los Nevados
An der dritten Station, Loma Redonda, beginnt der 15 km lange Ausflug ins malerische Dorf Los Nevados. Führer mit Maultieren bieten kurzentschlossenen Touristen ihre Dienste an. Zu Fuß, kurze Pausen eingeschlossen, benötigen wir rund fünf Stunden, mit dem Maultier eine geschlagene Stunde weniger. Bevor der Weg durch die reizvolle Páramolandschaft nach Los Nevados hinunterführt, müssen wir einen steilen und beschwerlichen Paß hinauf. Bis zu diesem Paß, »Altos de la Cruz«, sind etwa 150 Höhenmeter zu überwinden, die locker eine halbe bis dreiviertel Stunde Zeit in Anspruch nehmen.
Los Nevados ist ein einfaches Bergdorf auf 2.711 m mit rund 3.000 Einwohnern, sofern man die umliegenden und weit verstreuten Höfe mitrechnet. Die Dorfbevölkerung lebt vom Anbau landwirtschaftlicher Erzeugnisse, wie z.B. Kartoffeln, Knoblauch, Bohnen und anderem Gemüse. Obwohl das Gebiet zum Nationalpark Sierra Nevada gehört, blieb den Bauern das Recht zur landwirtschaftlichen Nutzung ihres Bodens. Ihre Erzeugnisse bringen sie zur Drahtseilbahnstation, um sie dort mit einer Gütertransportgondel nach unten zu befördern. Andere Waren bringen sie mit dem Jeep nach El Morro, wo sie Händler nach Mérida weitertransportieren. Die einfachen Unterkünfte in Los Nevados sind unbeheizt und verfügen lediglich über eiskaltes Gletscherwasser. Weil es obendrein keinen Strom gibt, bestimmt die Sonne weitgehend den Tagesablauf. Auffällig hoch sind die Kantsteine in den Gassen, an denen die Wasserleitungen entlanglaufen. Die Wand an Wand gebauten Häuser sind aus mit Lehm gefüllten Holzverstrebungen gebaut. Die Sandstraße fällt steil zum Kirchplatz ab. Die Kirche am Ende der Straße thront auf einem Aussichtsplateau. In Los Nevados kann man weitere Ausflüge zu den nahen Gehöften und Flüssen oder zum sieben bis acht Marschstunden entfernten Dorf El Morro vereinbaren. Von El Morro aus dann mit dem Jeep nach Mérida zurückfahren. Wer mit dem Maultier zur Seilbahn zurückreiten möchte, darf nicht vergessen, die Tiere einen Tag im voraus zu bestellen.
Besonderer Andensport
Bergwanderer ohne Ausrüstung erklimmen den Pico Bolívar von Mérida aus. Dazu bieten sich zwei verschiedene Routen an. Die eine führt an der Nordseite hoch und wurde 1935 von Doktor Bourgoin entdeckt. Sie eignet sich im Winter eher als die zweite Route, die Frank Weiss ein Jahr später ausarbeitete und die an der Südseite beginnt. Beide Strecken sind in fünf Tagen zu bewältigen, wobei ein ganzer Tag Pause zum Akklimatisieren eingelegt wird. Bei der Gelegenheit erklärt der Führer einige Bergsteigertechniken.
Von jeder Seilbahnstation führen Wanderwege zur nächsten Station; Naturfreunde kommen bei den langen Märsche voll auf ihre Kosten. Auch Mountain Biking bietet sich an. Wagemutige können von der zweiten Drahtseilbahnstation La Aguada mit dem Paragleitschirm (Parapentes) oder einem Drachen (Icaru) zu Tal schweben. Wer nicht im Besitz des erforderlichen Flugscheines ist, bucht eine Mitfluggelegenheit im Tandem. Der ca. einstündige Flugspaß kostet US-$ 45-60. Wenige Meter von der Talstation bieten Reiseveranstalter entsprechendes Fluggerät an. Wer nicht ganz so hoch hinaus will, kann auch mit dem Jeep nach La Gonzales fahren und vom Abflugpunkt »Tierra Negra« hinuntergleiten. Ungeachtet schneebedeckter Berge, sollte man die Ski getrost zu Hause lassen. Eine Infrastruktur mit Liften und Skivermietung ist nicht vorhanden. Die Berge sind außerdem so hoch, dass die sauerstoffarme Luft sich nur zum gemütlichen Bergwandern eignet.