Cata
Ziel ist Cata
Henri-Pittier-Nationalpark
Wer zu den bekannten Stränden Cata und Choroní möchte, muß den Bergnebelwald durchqueren,.ein ca. 11.000 km2 großes Gelände, das 1937 zum Nationalpark erklärt und nach dem Schweizer Botaniker Henri Pittier benannt wurde, der etwa 30.000 Pflanzen der venezolanischen Flora katalogisierte und sich dem Natur- und Umweltschutz verschrieben hatte. Dieser Park weist beachtliche Höhenunterschiede auf kurzer Distanz auf, so dass Flora und Fauna abrupt wechseln. Alle Abstufungen, von der Strauchvegetation über Bergsavanne und Trockenwald bis hin zum feuchten Bergnebelwald, sind vorhanden. Der höchste Gipfel, Pico Cenizo, bringt es auf 2.436 m. Besonders artenreich ist die Vogelwelt, die mit 520 Gattungen einen Anteil von fast 42% an der gesamten venezolanischen Vogelwelt erreicht. Vom Vogelartenbestand weltweit beträgt der Anteil immerhin noch 6,5%.
Diktator Juan Vicente Gómez, der mit eiserner Faust regierte, hatte wohl ein schlechtes Gewissen, als er die Straße nach Cata, die einen schnellen Fluchtweg zur Küste darstellt, in Auftrag gab. Das Hotel Rancho Grande, das er mitten im Nationalpark errichten ließ, wurde bis zu seinem Tod nicht mehr fertiggestellt. Die Bauarbeiten wurden erst später wieder aufgenommen, als sich die Verantwortlichen entschlossen hatten, dort ein biologisches Forschungsinstitut einziehen zu lassen.
Die Straße nach Cata ist schon abenteuerlich: sie schlängelt sich den Berg empor, und die Busfahrer betätigen vor den meisten Kurven ihre Hupe. Nur Businsassen bietet sich Gelegenheit zu einem besonderen Naturgenuß, da die kurvenreiche Strecke dem Autofahrer höchste Aufmerksamkeit abverlangt. Nur an wenigen Stellen bietet sich letzteren die Möglichkeit, den fahrbaren Untersatz abzustellen und mal auszusteigen, um zu fotografieren. Gleiches gilt für die Fahrt nach Choroní. Jedoch schmiegen sich die Kurven hier so eng an den Berg, dass die klobigen Busse schon mal ein Stück zurücksetzen müssen, um »die Kurve zu kriegen«. Manche Teilstrecken sind so schmal, dass der Bergverkehr den Rückwärtsgang einlegen muß, um den vorfahrtsberechtigten Talverkehr vorbeizulassen. An den flachen, breiten Stellen, wo Bergbäche zu Tal rauschen, wurden Parkplätze eingerichtet. Im kühlen Wald bereitet ein Bad besonderes Vergnügen. Meist suchen Familien mit Kindern diese Stellen auf.
Typisches auf dem Wege
Nach Cata besteht keine direkte Busverbindung, so dass die Busse von Maracay nur bis Ocumare de la Costa verkehren. Rund 30 km vorher kann man links abbiegen und den Weg Richtung Cumboto bzw. Turiamo einschlagen. Bei Cumboto treffen wir auf eine Kakaoplantage mit riesigen Gummibäumen. Seit 1930 unterlassen die Besitzer das Anzapfen der Gummibäume. Ihre Aufgabe besteht nur darin, den Kakaopflanzen den nötigen Schatten zu spenden. Auf der Straße nach Ocumare de la Costa kommen wir an der Empresa Campesina la Esmeralda vorbei, einer früheren Kakaofabrik. Die alten Geräte lassen sich noch besichtigen.
- Ocumare de la Costa ist ein bescheidener Badeort mit guten Einkaufsmöglichkeiten. Am 20. Januar, dem Tag des Heiligen Sebastian, finden Reiterspiele mit Stieren statt. Die berühmten Teufelstänze veranstalten die umliegenden Ortschaften und Dörfer im Juni. Ocumare de la Costa verfügt über einen langen, hellen Sandstrand, der sich El Playón nennt. Schattenspendende Palmen fehlen allerdings. Die Wellen sind hoch, und der Strand fällt tief ab. Lediglich das Ostende, La Boca, eignet sich zum Baden. Von dort aus besteht Gelegenheit zu einer dreißigminütigen Bootsfahrt nach Ciénaga. Dort erwarten uns Mangrovensümpfe, die sich mit Sandstränden und ausgedehnten Korallenbänken abwechseln. Schnorchelfreunde erkunden hier die bunte Fischwelt, eine Unterwasserflora aus den verschiedensten Meerespflanzen sowie vielgestaltigen Korallenformationen. Da Restaurants fehlen, bringt man seine Lebensmittel selbst mit.
Zur Weiterfahrt nach Bahía de Cata steigen wir in einen Jeep Por Puesto um. Die Fahrt über den Gebirgsausläufer dauert nur zehn Minuten. Den Berg hinunterrollend, haben wir einen herrlichen Ausblick auf die Bucht. Wer mit dem Mietwagen unterwegs ist, hat Gelegenheit, den Blick auf die Bucht vom Aussichtspunkt (Mirador) mit der Kamera festzuhalten. Leider trüben zwei klotzige Wohnblocks die fantastische Sicht. Die Strandbucht Cata ist touristisch erschlossen und am Wochenende, besonders in der Karwoche, hoffnungslos überfüllt. Restaurants, Duschgelegenheiten und ein riesiger Parkplatz stehen zur Verfügung. Palmen laden zum Anbringen der Hängematte ein und bieten ein schattiges Plätzchen. Durch die geschützte Lage der Bucht bleibt das Wasser ruhig. Das Mieten der steinernen Strandhütten (Cabañas) ist zur Zeit nicht möglich, weil sie zu einer staatlichen Einrichtung gehören, die privatisiert werden soll. Bis zur entgültigen Entscheidung stehen sie daher leer. Da die wirtschaftliche Lage z.Zt. alles andere als rosig ist, kamen einige Wohnungsbesitzer auf die Idee, ihr Domizil über den Hausmeister an Urlauber zu vermieten. Werktags gewährt der Hausmeister sogar einen spürbaren Rabatt. Das Gebirge unterbricht den Sandstrand Catas am östlichen Ende der Bucht. Noch bevor ein voluminöser Felsen die Bucht abschließt, finden wir einen schmalen Strand, an dem keine Palme Schatten wirft. Dieser Teil der Bucht heißt Catita und läßt sich mit einem Fischerboot erreichen. Fünf Kilometer landeinwärts vom Hauptstrand stoßen wir auf das alte Cata, den Kern einer ehemaligen Kakaoplantage. Eine kleine Straße schlängelt sich noch 13 km weiter zum Nest Cuayagua, inmitten einer Kokosnußplantage. Der Strand hier ist noch weitgehend unberührt, und die hohen Wellen lassen Surferherzen höherschlagen.