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Anden

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Venezolanische Anden

Heimat des großen Mönchs

Aralie, Erika, Lobelie und der gute, alte Steinbrech

Die venezolanischen Anden steigen auf 3.000 bis 5.000 m an und gehören zu den Páramos, einen durch Grasfluren gekennzeichneten Vegetationstyp über der Baumgrenze. Die Pflanzen paßten sich den großen Temperaturschwankungen und den dortigen klimatischen Bedingungen an. In den Páramos, oberhalb von 3.000 m, wächst der »Frailejón« (großer Mönch). Diesen Namen erhielt die Planze, weil sie unter günstigen Bedingungen bis zu 1,50 m Höhe erreicht und aus der Entfernung, von Nebelschwaden umhüllt, wie ein großer Mönch wirkt. Der »Frailejón« hat schmale, hellgrüne bis weiß-gelbe Blätter, die sternförmig auseinandergehen und sich samtig wie unser Edelweiß anfühlen. In Venezuela wachsen 45 Spezies des Frailejóns. Die Andenbauern benutzen einige Arten, um hausgemachte Butter einzuhüllen, die dadurch einen unverwechselbaren Geschmack annimmt. Die Kerne, dass heißt das Mark, einiger anderer Arten verwenden die Einheimischen zur Marmeladenherstellung. Weitere Arten dienen als Material für die Herstellung primitiver Matratzen. In den Monaten September bis November entwickelt die Pflanze eine goldgelbe Blüte, deren Stiel, bei einer besonderen Spezies, eine Höhe von drei Metern erreicht. Einige Venezolaner haben diese Pflanze zu Hause in einer Vase ohne Wasser stehen. Die Pflanze trocknet aus und behält ihre Form bei. Stößt jemand dann gegen die Blätter, so brechen sie wie Glas. Wir folgen diesem Beispiel besser nicht, da es Probleme bei der Ausreise geben kann und die Pflanze bereits im Gepäck austrocknet und zerbricht.

Neben den »Frailejón« wachsen in dieser Höhe noch Aralien, Erikagewächse, Lobelien und der Steinbrech. In den Hochlagen nimmt die Feuchtigkeit zu, so dass wir ab 4.200 m Rosengewächse mit einem Moosteppich als Unterwuchs vorfinden. Doch auch auf 4.800 m ist noch nicht Schluß, denn hier kommen noch Enziane, Greiskräuter und Hungerblumen vor. In tieferen Lagen wachsen Mischwälder sowie der Bergnebel- und Bergregenwald, die fließend ineinander übergehen. Die Nähe der Waldgrenze markieren blättertragende Nadelbäume. Im Misch- und Bergnebelwald, bis 2.400 m, kann man den Yagrumobaum finden, dessen Besonderheit seine weißen Blätter sind. Der Bergnebelwald beginnt um 1.800 m herum, reicht aber noch bis 3.500 m. Auf 4.000 m existieren dann nur noch kleine Waldinseln. Gut ist der Wasserdampf zu beobachten, der aus den Niederungen die Berge emporsteigt. Wenn er sich abkühlt und kondensiert, hüllt er die Berge in einen dunstigen Nebel. Das ist meistens nachmittags der Fall und der Grund dafür, dass die Drahtseilbahn in Mérida um 14.00h ihren Betrieb einstellt.

Im Bergnebelwald wachsen auch Lianen, eine Baumart, die klettern und kriechen kann sowie über einen dünnen und biegsamen Stamm verfügt. Verschiedene Gattungen verflechten sich dabei wie Seile oder Schlingen und winden sich zum Licht empor. Der Bergregenwald beginnt erst ab ungefähr 2.000 m. Es fallen mehr Niederschläge als im Bergnebelwald und die Durchschnittstemperatur ist geringer. Typische Pflanzen des Bergnebel- und Bergregenwaldes stellen die Aufsiedlerpflanzen dar. Sie sitzen auf den Bäumen wie Vogelnester, d.h. ihre Wurzeln dringen nicht in deren Äste ein. Daher betätigen sie sich nicht als Schmarotzer, d.h. sie entziehen den Bäumen keine Nährstoffe. Diese erhalten sie aus Astbeugen, die kleine Humuslager enthalten und sich während des Regens mit Wasser füllen. Außerdem sind viele Pflanzen in der Lage, über ihre Blätter aus den tief herabhängenden Wolken und Nebelschwaden Feuchtigkeit aufzunehmen. Zu den Aufsiedlerpflanzen gehören neben den Bromelien auch die vielen Flechten, die von den Bäumen herabhängen, sowie die leuchtend Grünen Baumfarne. Farne, die am Boden wachsen und bis zu drei Meter Höhe erreichen, gibt es ebenfalls. Sie sind meist in jenem Waldbereichen zu finden, wo die riesigen Bambusgewächse stehen. Am Erdboden wachsende Orchideen kann man genauso vorfinden wie Orchideen als Aufsiedlerpflanzen in den Bäumen. Der rotblühende Bucarebaum trägt einen Baumbart, auch Greisenhaar genannt. Es handelt sich dabei um Bromeliaceen, wurzellose Baumparasiten, die meterlange Behänge an den Baumkronen bilden und eine dekorative Kuriosität darstellen. Sie wuchern auch oft auf Telefondrähten. Eine weitere Besonderheit der Andenflora stellt der rote trockene Boden dar, auf dem Kakteen wachsen. Er ist in den tiefen Tälern zu finden und bildet sogenannte Trockeninseln.