El Consejo / La Victoria
Fruchtbare Täler zwischen Bergstädtchen
El Consejo
Von Los Teques gelangt man über Las Tejerías, Standort eines Teils der venezolanischen Textilindustrie, nach El Consejo, noch vor La Victoria und nur 50.000 Einwohner zählend. Die Strecke führt durch die fruchtbaren Täler des Bundesstaates Araguas mit ihren Zuckerrohrfeldern und Chaguaramopalmen. Letztere begrenzen die Felder und bieten einen effektiven Windschutz. Die Rumfabrik Santa Teresa unmittelbar am Ortseingang ist nur sonntags zu besichtigen. Sie verfügt über die modernste Abfüllanlage Lateinamerikas, die 180 Flaschen pro Minute mit köstlichem Rum füllt. Die Gründung der Fabrik geht auf das Jahr 1796 zurück. Auf annähernd 130 km2 recken sich die Zuckerrohrpflanzen der Sonne entgegen. Der destillierte Alkohol läßt sich in drei Qualitäten erzeugen: die erste Qualität findet in der Pharmaindustrie, die zweite in der Rumerzeugung und die dritte in der Lösungsmittelindustrie Verwendung. Ein Bus kutschiert Neugierige auf einer halbstündigen Besichtigungsfahrt durch die Zuckerrohrfelder und über das Fabrikgelände. Am Kolonialhaus des Grafen Tovar endet die Rundfahrt. Vor einer Besichtigung, führen Studenten auf der Veranda ein kleines Theaterstück in Gewändern der damaligen Zeit auf.
Nach dem Rundgang trotten alle zur Lagerhalle mit den Rumfässern, um einen Schluck zu kosten. Eine alte Bahnstation auf der Strecke Caracas - Valencia steht ebenfalls auf dem Gelände der Hazienda. Auf dieser Strecke mußte die kohlebetriebene Lokomotive mehrere Tunnel durchfahren. Weil Ersatzteile und geeignete Mechaniker fehlen, ist die Bahn stillgelegt. Sie und ihre Holzwaggons lassen sich aber noch besichtigen. Der wiederhergestellte Bahnhof birgt ein kleines Bahnhofsmuseum mit einigen Exponaten deutscher Herkunft. Die Hostessen tragen eine ähnliche Kleidung wie die damaligen Bahnhofsvorsteher. Um die Bahnstation herum unterhalten Clowns die Kinder, und eine Band heizt den Erwachsenen ein, die sich zu jeder Tageszeit nach karibischen Rhythmen bewegen. Mutige versuchen, als bestes Tanzpaar eine Flasche Rum zu gewinnen. Wer möchte, kann sich für ein Erinnerungsfoto auch Kleidungsstücke aus dem vorigen Jahrhundert ausleihen und sich pudern lassen (geöffnet: Jan. - Nov., So 10.00-16.00h, Rundfahrt 11.00-15.30 alle halbe Stunde). Eintritt und Rundfahrt kosten zusammen kaum US-$ 2. Wer die Fabrik wochentags bei laufender Produktion besichtigen möchte, wende sich in an die Abteilung Öffentlichkeitsarbeit (Relaciones públicas, T. 044-31416).
La Victoria
Einen Katzensprung von hier entfernt folgt das Städtchen La Victoria, das bereits 165.000 Einwohner zählt und 556 m über dem Meeresspiegel liegt. Einst war die Stadt Knotenpunkt zwischen den Handelszentren Caracas und Valencia. Gut erhaltene Kolonialgebäude an der Plaza Bolívar und Plaza Ribas Das gilt auch für die aus drei Schiffen bestehende neoklassizistische Kirche »Iglesia Nuestra Señora de la Victoria« an der Plaza Ribas. Sie wurde im 18. Jh. errichtet, und ein Kirchenmann taufte hier Bolívars Vater im Jahre 1726. Unweit davon das Militärgefängnis in einem gewaltigen Kolonialgebäude. An der Plaza Bolívar steht die über nur ein Hauptschiff verfügende Kirche »Nuestra Señora de la Candelaria«. Einen ungewöhnlichen Anblick bietet der Holzbalkon über dem Eingangstor. Heute lebt das Städtchen weniger vom Handel, als von den Industrieansiedlungen an der Strecke bis Maracay. Am 12. Februar feiert man das Fest der Jugend, denn in der Befreiungsschlacht 1814 trugen Kinder und Jugendliche entscheidend zum Sieg über die Spanier bei. Ein typisches Tanzfest indianischen Ursprung findet am 2. November statt. Den Tag der Heiligen Maria »Nuestra Señora de Guadalupe« feiern die Bürger am 12. Dezember. Dass in La Victoria zahlreiche Deutschstämmige leben, darf nicht verwundern, da dort eine 34 km lange Straßenverbindung zur Colonia Tovar abzweigt. Am Ortsausgang Richtung Westen treffen wir auf die Plaza de la Madre. Unweit von hier liegt die Hazienda El Recreo von 1724. Heute ist das Kolonialhaus zu einem gleichnamigen Hotel umgebaut.