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Erdölpolitik

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Wirtschaftliche Fakten

Erdöl in der Weltwirtschaft

Vom schnellen Wachstum der Weltbevölkerung könnte man auf einen stark steigenden Erdölverbrauch schließen. Dem ist aber nicht so. Das Weltbevölkerungswachstum findet hauptsächlich in den Entwicklungsländern statt. Solange diese von der Einkommensverteilung weitgehend ausgeschlossen sind und am Konsum nicht teilhaben, wird die Erdölnachfrage nur gering ansteigen. Die Weltbank schätzt allerdings einen um 30-50% ansteigenden Weltverbrauch innerhalb von fünfzehn Jahren, wobei dann nur noch sechs Länder, darunter Venezuela, über die Hälfte des weltweit benötigten Erdöls liefern werden.

Wie die Produkte weisen auch Rohstoffe einen Lebenszyklus auf, der von der Entdeckungsphase über die Marktreife zur Sättigungsphase reicht, substituiert wird und schließlich in den Abschwung mündet. Steigt der Preis eines Rohstoffes steil an, so substituiert ihn die Industrie. Dies geschah mit dem Kautschuk, den die Unternehmen durch synthetisches Gummi ersetzten, ebenso wie mit dem Erdöl, das sie zum Teil durch andere Energieträger substituierten.

In Frankreich decken heute Atomkraftwerke rund 73% des Energiebedarfs. Ein Ausstieg aus der Atomenergie ist trotz Tschernobyl nicht erkennbar. Lediglich der weitere Ausbau scheint gestoppt. Sparsamere Autos und Elektrogeräte erobern die Märkte. Plastik, dessen Grundstoff Erdöl ist, wird in der Zukunft durch nachwachsende Rohstoffe ersetzt. Weitere Einsparungen der Ressource Erdöl entstehen durch das Recyceln von Kunststoffen. Diese werden heute nicht nur zu Parkbänken, sondern auch zu synthetischem Öl und Gas verarbeitet. Energiesparkonzepte sind überall zu finden. Die Solartechnik befindet sich in der Entwicklung, wasserstoffgetriebene Automobile stecken in der Erprobungsphase. Neue Erdölvorkommen werden ständig weltweit entdeckt. Kolumbien wandelte sich Mitte der achtziger Jahre vom Erdölimporteur zum Erdölexporteur und dürfte, in naher Zukunft, zum zweitgrößten Ölproduzenten Lateinamerikas aufsteigen. Seit 1975 wuchs die Welterdölförderung um 17%. Die Entdeckung neuer Vorkommen stieg allerdings, dank neuer Techniken, um 51%. Die Weltölreserven wuchsen ungeachtet eines Verbrauchszuwachses um 0,6% im Zeitraum von 1991 bis 1992. Aus wirtschaftlicher Sicht erscheint dies unwahrscheinlich, dass die Ölpreise auf dem Weltmarkt explodieren. Aus politischer Sicht ist es möglich, wenn kriegerische Auseinandersetzungen in der Golfregion die Förderung längere Zeit lahmlegen.

Venezuela besitzt Erdölvorkommen, die einer Fördermenge von rund 400 Jahren entsprechen. Dabei handelt es sich um ein Drittel leichtes und mittleres Öl und zwei Drittel schweres und extra schweres Erdöl. Zu diesem Bodenschatz kommen noch riesige Teersandvorkommen, die ausreichen, um den heutigen Weltenergieverbrauch knapp vier Jahre lang zu decken. Auch die Kohlevorkommen sind immens. Die Förderung stieg um mehr als das Doppelte von 2,2 Millionen Tonnen im Jahre 1990 auf 4,6 Millionen Tonnen 1994. Nicht zu unterschätzen sind auch die riesigen Reserven an Erdgas, Aluminium, Eisenerz, Gold, Diamanten, Phosphat, Bauxit, Nickel, Kupfer, Zink und Mangan. Wissenschaftler vermuten, dass im Bundesstaat Guayana zwölf Prozent aller Goldreserven der Erde lagern. Im Eisenerzgürtel Imataca vermuten Experten eine Reserve von zwei Milliarden Tonnen. Die meisten Bodenschätze lassen sich sogar im günstigen Tagebau abtragen. Der Staat kann erste Erfolge in der Diversifikation des Exports verbuchen, denn der Anteil des Erdöls an der Gesamtausfuhr geht ständig zurück (1981 = 95% und 1994 = 72%). Heute exportiert die Industrie viele Erdölderivate und petrochemische Produkte, die einen höheren Mehrwert aufweisen als Rohöl. Dieser Bereich expandiert dank des Zuflusses ausländischen Kapitals stark.