Alternative Ressourcen
Wasserkraft und Solarenergie
Nahe Zukunft oder Wunschtraum?
Kokusnußfaser gefüllte Matrazen als nächster Exporthit?
Einen weiteren Naturschatz stellt die Energiegewinnung aus Wasserkraft dar. 1956 begann der fünfjährige Bau des ersten Staudamms mit dem Namen Macagua I, der 370 Megawatt erzeugt. Den Guri-Staudamm, der genauer »Raúl Leoni de Guri« heißt, stellte die Regierung nach 23 Jahren 1986 fertig. Er ist nach dem Itaipu-Staudamm, ein Gemeinschaftsprojekt der Paraguayaner und Brasilianer, der zweitgrößten der Welt, mit einer Leistung von 10.000 Megawatt. Allein der Guri-Staudamm erzeugt 65% der nachgefragten Energiemenge Venezuelas und erspart dem Land den Verbrauch von 300.000 Fässern Rohöl am Tag. Die Regierung möchte den Stromexport nach Kolumbien erweitern und den nach Brasilien beginnen. In vier Jahren sollen drei weitere Staudämme ihren Betrieb aufnehmen. Die Gesamtleistung steigt dann um 71%. Weiter südlich, am Río Caroní, entdeckten Wissenschaftler drei weitere Stellen, die für Staudämme geeignet erscheinen. Auch fanden sie einen günstigen Platz am Río Paragua. Diese vier Vorhaben befinden sich bereits im Prüfungsstadium und werden eine zusätzliche Kapazität von 9.900 Megawatt erbringen. Somit kann Venezuela durch Wasserkraft das Äquivalent von 300 Millionen Fässern Erdöl an Elektrizität im Jahr erzeugen.
Damit aber nicht genug, denn es läßt sich auch die Sonnenenergie als regenerierbare Ressource nutzen. Heute würden schon 100 km² ausreichen, um den Jahresbedarf des Landes an Strom zu decken. Die ersten kleineren Anlagen sind zu Testzwecken bereits in Betrieb.
Exportgut: Thunfisch und Langusten
Nach den USA und Mexiko fängt die venezolanische Flotte den meisten Thunfisch, den sie wie die Langusten zum größten Teil exportiert. Venezuela verfügt über 55 Millionen Hektar fruchtbaren Boden, der nur zu etwa 60% bewirtschaftet wird. In den Anden gibt es schon seit vielen Jahren eine große moderne Erdbeerplantage. Den größten Teil der Ernte liefert die Firma im gefrorenen Zustand an die USA. Im Bundesstaat Zulia, an der Westseite des Maracaibosees, wurden riesige Flächen mit Palmen bepflanzt. In dieser Gegend soll in wenigen Jahren die Palmölproduktion beginnen. Wenn der Öko-Trend in der Welt anhält, so könnte Venezuela auch mit seinen mit Kokosnußfasern gefüllten Matratzen Erfolg haben. Bei den optimalen Klimabedingungen, die hier herrschen, läßt sich noch viel anbauen. Ein nicht zu unterschätzender Sektor stellt die Fremdenverkehrsindustrie dar, die im Kommen ist und bei ausländischen Besuchern Zuwachsraten von 14% vorweisen kann. Venezuela mit seiner reizvollen und facettenreichen Landschaft bietet ein niedriges Preisniveau und ein relativ hohes Maß an Sicherheit gegenüber anderen lateinamerikanischen Staaten.
Venezuela will sich in den nächsten Jahren, aber nicht schon unter Caldera, dem NAFTA-Abkommen anschließen. Indirekt versucht man über die »Gruppe der Drei« (Venezuela, Kolumbien und Mexiko) bereits heute davon zu profitieren. Eine weitere Freihandelszone stellt der 1969 gegründete Andenpakt dar, dem neben Venezuela auch Kolumbien, Ecuador, Peru und Bolivien angehören. Der Andenpakt bildet einen Markt mit insgesamt 93 Millionen Konsumenten. Die bilateralen Handelsabkommen mit Kolumbien führen bereits zu einem regen Warenaustausch.