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Kriminalität

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Robin Hood läßt grüßen

Nicht mal Kanalisationsdeckel sind diebstahlssicher

Wenn es früher heiß war, schliefen die Venezolaner bei offenen Türen und Fenstern. Das Auto parkte unverschlossen vor der Haustür, Überfälle und Diebstahlsdelikte waren weitgehend unbekannt. Dafür sorgten Diktatur und hoher Lebensstandard, Bescheidenheit und ein geringes Güterangebot. Doch diese Zeiten gehören der Vergangenheit an.

Das Bevölkerungswachstum (sechziger Jahre 3,6%, achtziger Jahre 2,7%) ist hoch, und der Zugriff auf die Öleinnahmen wurde großen Bevölkerungskreisen verwehrt. Der Familienverband wandelte sich mit aufkommender Industrialisierung. Viele Frauen emanzipierten sich und nehmen am Berufsleben teil, andere wurden Alleinerzieher und -ernährer.

Heute wird alles geklaut, was nicht niet- und nagelfest ist. Als besonders beliebt erweisen sich Autos, die Profiteams innerhalb von zwei Stunden komplett zerlegen und dann als Ersatzteile verkaufen oder sie in die Nachbarländer, besonders nach Kolumbien schaffen. Oftmals transportieren sie die Autos mit Abschleppwagen ab, wobei sich Passanten nicht einmal etwas Böses denken.

Wir können uns kaum vorstellen, dass Dinge gestohlen werden, die uns völlig wertlos erscheinen. Da verschwinden nachts die Kanalisationsdeckel, die Krimminelle einschmelzen und weiterverarbeiten. Wer das als Autofahrer nicht rechtzeitig bemerkt, für den kann sich diese Art der Kriminalität zum kostspieligen Abenteuer entwickeln. Neuerdings versenken die Straßenbauarbeiter die begehrten Kanalisationsdeckel so im Straßenasphalt, dass Diebstähle erschwert werden.

Beängstigend ist die Jugendkriminalität. 1993 nahm die Polizei allein in der Hauptstadt 16.000 Minderjährige wegen krimineller Delikte fest. Das Problem ist, dass diese Jugendlichen heute über Waffen verfügen. Kinder überfallen Kinder wegen ein paar Sportschuhen, die sie in der Werbung gesehen haben und nun am Fuß eines anderen vorfinden. Dafür schießen sie auch, wie sie es vorher im Fernsehen vorgeführt bekamen. Filmreif erscheinen Szenen im Supermarkt, wie sie in der Presse oft beschrieben werden. Hausfrauen, die mit ihren Einkaufstüten den Supermarkt verlassen, bekommen eine Papiertüte oder einen Sack über den Kopf gestülpt. Zwangsläufig setzten sie ihre Einkaufstaschen ab, die die Krimminellen dann sofort entwenden. Wer hat schon einmal gesehen, wie schnell eine Frau ihre Tüten fallenläßt, wenn ihr jemand von hinten die Jogginghose herunterzieht ?

Die meisten Delikte spielen sich allerdings in den »barrios«, d.h. den Elendsvierteln, ab. Da diese teilweise an die Viertel der Reichen angrenzen, weitete sich die Kriminalität aus, so dass sich heute Eisengitter vor den Fenstern befinden, Hunde die Häuser bewachen und viele Schlösser zu öffnen sind, bevor man ins Haus gelangt. Nachts ist es nicht ratsam, sich alleine auf der Straße aufzuhalten. Nach der letzten Metro hat niemand mehr etwas auf dem Boulevard der Sabana Grande zu suchen. Frauen sollten sich auf eine nächtliche Taxifahrt nicht einlassen, da sie in einem unliebsamen Abenteuer enden kann. Urlauber sind noch keine bevorzugten Opfer, es sei denn, sie machen sich selbst dazu. Das kann jeder weitgehend verhindern, indem er einige Verhaltensregeln beachtet. Mehr dazu im Teil Reisevorbereitung.