Essen
Gutes Essen, schlechtes Essen
Von Fast Food bis Gourmet-Restaurant
Eine Sache, für die England sicherlich nicht berühmt ist, ist gutes Essen. Spontan denkt man an vor Fett triefende Pommes, gewagte Minzsoßenkreationen und Würstchen zum Frühstück.
Gut, natürlich ist da etwas dran. Andererseits wird jeder, der schon einmal Salt and Vinegar Chips probiert hat, zustimmen, dass uns so etwas auf dem Kontinent fehlt. Es kommt also nicht nur schlechtes von der Insel. Sehen wir uns einige der wichtigsten Gerichte einmal genauer an:
Die Stars der englischen Küche
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Full English Breakfast
Gleich vorne weg: Auch die Engländer essen das nicht jeden Morgen. Typischerweise kocht man ein English Breakfast, wenn Besuch im Haus ist oder man bestellt es sonntags im Pub.
Dazu gehört übrigens weitaus mehr als "Bacon and Eggs". Weitere Bestandteile sind Hash Browns (eine Art Kartoffelpuffer), Sausages, Toast, Baked Beans, Frittierte Tomaten und Pilze und Black Pudding (besteht im Wesentlichen aus Rinder- oder Schweineblut).
Bei all dem Fleisch kaum zu glauben: England ist ein sehr vegetarierfreundliches Land. Deshalb gibt’s in den meisten Pubs auch ein "Vegetarian English Breakfast". -
Fish and Chips
As English as it gets... und auch vom Fettgehalt her kaum zu überbieten.
Das ganze funktioniert so: die Fritten kommen auf einen Stapel Papier. Wahlweise werden sie noch mit Salz und Essig getränkt. Darauf kommt dann der frittierte Fisch – traditionell entweder Cod (Kabeljau) oder Haddock (Schellfisch). Alles zusammen wird dann in das Papier eingewickelt. Normalerweise nimmt man drei bis vier Lagen, damit das Fett nicht durchtrieft. Gesund ist das sicher nicht, aber man kann sich dran gewöhnen! -
Chicken Tikka Masala
... ist natürlich eigentlich indisch, aber mittlerweile ein fester Bestandteil der britischen Cuisine. Das Gericht ist sogar so beliebt, dass ein englischer Politiker es einmal als Sinnbild für das neue multikulturelle Großbritannien verwendete.
Chicken Tikka sind kleine Streifen Hühnerfleisch, die mit Gewürzen und Joghurt mariniert werden. Dazu gibt es eine Masala-Sauce (normalerweise Tomaten, Sahne, Kokosmilch, Gewürze).
In vielen Städten sind indische "Chicken Parlours" schon wesentlich beliebter geworden als Fish and Chips Shops. Auch Kebab ist als Schnellimbiss stark im Kommen. -
Restaurants
Ähnlich wie beim Fast Food merkt man auch wenn es um gehobenere Restaurants geht deutlich, dass die britische Bevölkerung ein buntes Kulturengemisch darstellt. Echtes "englisches" Essen bekommt man höchstens noch in einem Pub. Dafür gibt es unzählige Inder, Nepalesen und Italiener. Auch polnische und portugiesische Restaurants kann man zunehmend finden.
Kleine Fallen im Restaurant
Prinzipiell unterscheiden sich Restaurants in England und Deutschland nicht großartig. Es gibt gute und schlechte, teure und billige, etc. Nur wenn es um die Rechnung geht, sollte man sich einiger Dinge bewusst sein.
Ich war von einem Kollegen zum Essen eingeladen worden. Es war der Geburtstag seiner Frau und sie hatten einen großen Tisch bei einem sehr schicken Italiener auf dem Land reservieren lassen. Die anderen Gäste waren allesamt Arbeitskollegen von ihr, alle aus der IT-Branche und offensichtlich gewohnt, in solchen Restaurants zu speisen.
Zunächst wurden wir in die Lounge gebeten, wo wir bei einem Drink auf unseren Tisch warteten. Da mir schon die ersten Bedenken zur englischen Bedeutung des Wortes "Einladung" kamen machte ich mich auf einen teuren Abend gefasst und bestellte vorsichtshalber nichts weiter als ein Glas Leitungswasser.
Später zu Tische dann hörte ich mit halbem Ohr Gesprächen über "creative business solutions", "innovative product design" und Segeln in der Schweiz zu, während ich mit meiner kleinen Margherita und dem kostenlosen Beilagenbrot so etwas wie ein Gefühl von Sattheit zu erlangen versuchte. Auf die Vorspeise hatte ich verzichtet. Kaffee oder Nachtisch? Ach, ein Schokoriegel zu Hause tut’s auch.
Als die Rechnung kam knurrte mein Magen zwar immer noch, doch ich stellte zufrieden fest, dass ich meinen schmalen Praktikantengeldbeutel nicht über die Maßen strapaziert hatte. Nach meiner Rechnung kam ich auf 14 Pfund 20. Ich zog drei Fünfer aus der Tasche und legte sie auf das Tablett in der Mitte des Tisches, um die Sache so schnell wie möglich erledigt zu wissen. Da sprach mich meine Nachbarin mit einem freundlichen Lächeln an:
"Excuse me, can you just put in another seven pounds? We’re splitting the bill, so everybody pays the same." ...