Umgebung
Port Sunlight
Industriesiedlung mit Geschichte
In der Lime Street rein in die Metro und bis zur Station Port Sunlight rattern. Hier arbeiten die Lever-Werke, wo die gleichnamige Seife hergestellt wird. »Lever« heißt als eigenes Wort »Hebel« und wird mit »i« und nicht mit kurzem »e« gesprochen. Um das Jahr 1860 entschied Mr. Lever, als sozial eingestellter, umsichtiger Boss, dass seine Lohnabhängigen ebenfalls das Recht auf anständige Lebensbedingungen und ein wenig Wohlstand haben sollten.
Kurz entschlossen erwarb er ein Grundstück, groß genug für seine Fabrik und Arbeiterwohnungen in ausreichender Zahl. Dabei nahm er die Dienste des Architekten William Owen in Anspruch, der bei der Planung der Siedlung federführend war. Weder am Raum noch an der Qualität der Ausführung wurde geknausert. Der gute Geschmack behielt die Oberhand und die Arbeiterhäuser wurden unterschiedlichen Stilrichtungen angepasst: als Fachwerkbauten, Ziegelbauten und dergleichen.
Port Sunlight zählt zu den ersten utopischen Industriedörfern der Epoche. Später zog ein gewisser Cadbury nach und ließ Bournville unweit von Birmingham anlegen; J. Rowntree gründete New Earswick bei New York.
Die Häuser von Port Sunlight sind gut in Schuss. Fast unwirklich mutet dem Besucher die ausgeprägte Ruhe und Gemächlichkeit nach dem Lärm, dem Gewühl und teilweise destruktiven Geist in den Liverpooler Straßen an.
Sehenswert
* Sunlight Vision Museum: Gegenüber der Lady Lever Art Gallery, täglich geöffnet. Sehr interaktiv angelegtes Museum, das die Geschichte der Arbeitersiedlung erzählt.
* The Lady Lever Art Gallery: Lady Lever besaß ebenfalls eine wohltätige Ader, ganz wie ihr Mann. Und ihr Sohn Lord Leverhulme gründete ihnen zum Gedenken dieses Museum.
Es steht ganz im Zeichen der englischen Kunst und bietet einen breiten Querschnitt: prächtiges Mobiliar, chinesisches Porzellan aus verschiedenen Epochen, Gobelins, die Totenmaske Napoleons und an erster Stelle natürlich die Gemälde englischer Künstler aus dem 18., 19. und 20. Jh.: Reynolds, Gainsborough, Turner, um nur die bedeutendsten Namen zu erwähnen. Auch den Präraffaeliten wird der ihnen gebührende Platz eingeräumt: Millais, Burne Jones, einzelne Werke von Rosetti. Nachteilig macht sich allerdings der fehlende Raum diesen kleinen Museums bemerkbar: die Exponate kleben viel zu dicht aufeinander. Vielleicht macht das aber eben den besonderen Reiz aus.
* Den abendlichen Abschluss des Museumsbesuchs sollte man in den Pub Ye Olde Bridge Inn verlegen. Hunger und Durst braucht dort niemand zu leiden, und wer möchte, kann auch gleich die Nacht hier verbringen.