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Soziale Kluft

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Englands Klassenunterschiede

Extremer Gegensatz von arm und reich

Chancen armer Kinder auf gesellschaftlichen Aufstieg

In Deutschland scheint sich die soziale Kluft stetig zu verschlimmern, doch ist dies nichts gegen die Lage in England. Außer den Vereinigten Staaten von Amerika weist keine westliche Demokratie einen so entsetzlichen, hartnäckigen Klassenunterschied auf wie Großbritannien. Keine andere würde mit einem derartigen Gegensatz leben.

Arme Dreijährige haben einen nur halb so großen Wortschatz wie begüterte. Während nahezu die Hälfte der reichsten zwanzig Prozent der Bevölkerung die Uni absolviert und sich anschließend einen der besten Arbeitsplätze sichert, gelingt nur einem Zehntel der ärmsten zwanzig Prozent ein akademischer Abschluss. Arme Kinder haben bereits mit ihrer Geburt die Chance auf gesellschaftlichen Aufstieg verwirkt, denn diese (auch "soziale Mobilität" genannt) ist geringer als in den Siebzigern.

So erblickt man als Besucher in London einen Kontrast, der kaum ein Herz mit Freude erfüllt: Auf der einen Seite bunt glitzernde Kaufhäuser, in denen man Tausende für einen Teddybären hinlegt, auf der anderen Seite Kinder, die sich bereits über eine warme Mahlzeit am Tag freuen. Da erstaunen weder Krankheits- noch Depressionsanfälligkeiten.

In England leben 130 000 Kinder auf der Straße; allein in der Hauptstadt leiden Zehntausende Sprösslinge an Unterernährung.

Schuld am Elend ist zum Teil das neue Glück der Reichen, nämlich immens hohe Immobilienpreise. Sie verhindern nicht nur den Wohnraumerwerb der Armen, sondern benachteiligen diese auch noch extrem. Während sich arme Schlucker mit Müh und Not zu Hause und in der Schule über Wasser halten, vergnügen sich Kinder wohlhabender Eltern im eigenen Zimmer, angefüllt mit Büchern, Computer, Instrumenten …

Vor diesem Hintergrund verwundert nicht, dass von Charles Dickens noch immer eine hohe Faszination ausgeht. In der Grafschaft Kent findet sich neuerdings ein Themenpark, in dem man das Armenhaus hautnah erlebt. Vor Weihnachten flimmert Oliver Twist über den Fernseher, ebenso wie der altbekannte Geizhals Scrooge. Doch so gerne man in der warmen Stube solche Filme auch ansieht - wie wäre es wohl, selbst in der misslichen Armut zu stecken? Hier ist Engagement gefragt, von Seiten der Bevölkerung wie der Politiker, um den Klassenunterschieden baldmöglichst den Garaus zu machen. Doch scheinen es viele damit nicht sonderlich eilig zu haben, denn ein gefüllter Magen spürt den Hunger ja nicht