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Rationalität

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Unterschiede zwischen Katholizismus und Protestantismus

Vorteile in der Arbeitswelt

Protestantisches Vernunfts- und Regeldenken

Jede Reise ist fast auch immer unbewußt ein Suche nach unserem »Kopf«, wie er sich vor vielleicht vierhundert Jahren noch darstellte und wie er zudem überall in Europa mehr oder weniger gleich anzutreffen war, bevor Handel und Geld Differenzierungen erzwangen. Geschäft und Handel erfordern nun mal eben Ratio, langfristige Planung und zuweilen ein Pokergesicht, um Vorteile zu erlangen. Wer nicht mehr allein vor sich herwurschtelt, sondern eng mit anderern zusammenarbeitet, z.B. in Fabrik oder Büro, muß Intrigen durchschauen, muß erkennen, ob einer das, was er sagt, auch meint oder nicht, muß spüren, ob jemand ihm auflaufen läßt, um seine Stelle zu ergattern usw. und muß gleichzeitig seine Gefühle und Gedanken verbergen können. Vor allem aber muß er rational handeln und darf bei Quietschen und Eiern einer Maschine kein Ave Maria aufsagen, sondern hat dem Mangel beispielsweise durch Schmieren abzuhelfen. Bei den mittelalterlichen Bauern war das wurst. Weder ergab eine Ausdehnung der Arbeitszeit Sinn noch eine Planung, da nicht akkumuliert (Reichtum anhäufen) und somit auch nicht investiert werden konnte.

Zehnmaliges Pflügen eines Ackers hätte den Ertrag nicht gesteigert. Im Gegenteil: eine Akkumulation hätte nur die Begehrlichkeit von Kirche und Adel geweckt, und sie hätten ihm von drei Kühen zwei weggenommen. Nur die letzte durften sie nicht nehmen, um ihre eigene wirtschaftliche Grundlage nicht zu zerstören. Der mittelalterliche, sprunghafte, unzuverlässige (katholische) Hysteriker mußte dem rationaleren (protestantischen) Zwangsneurotiker weichen, einem, der im schlimmsten Fall funktionieren kann wie eine Maschine.

Der Protestantismus setzte sich gesellschaftlich durch, weil er für die neuen wirtschaftlichen Verhältnisse brauchbarer war. So stärkte er die Autorität. Während die Katholiken nach Erwartung und vielleicht sogar dem Willen des Priesters nur feste sündigen sollten, um ja nur nach Beichte und Absolution in einem ewigen Kreislauf, schuld- und angstbeladen, wieder von vorne beginnen zu können – Hauptsache sie kehren wieder – sollen die Protestanten Gebot und Verbot tatsächlich einhalten, denn die Beichte ist als alltägliches Ritual abgeschafft. Dieses Gewissensventil fehlt Protestanten.

Der Vater war damit vor Gott unmittelbar für das Seelenheil der Kinder verantwortlich. Katholisches Laissez-faire wich Nüchternheit, Disziplin und Triebunterdrückung. Es gab nur einen geraden Weg zum Seelenheil: Gehorsam, der strikt erzwungen wurde, oft genug mit einer Tracht Prügel für die Woche im voraus. Daher also die Strenge und der ethische Rigorismus, wie er sich z.B. im Kalvinismus äußert. Ach, arme Kerle ... Heute, wo die überkommenen Religionen nur noch wenig Bedeutung für den Einzelnen haben, gehören wir charakterlich in Westeuropa alle mehr oder weniger zum protestantischen Typus, unabhängig von der Religionszugehörigkeit, mit allen möglichen Mischformen natürlich.