Zeitung
Regenbogenpresse und Klatschblätter
Sun, Mirror, Times und Co. die britische Presselandschaft
Themen und Berichte
Über Politik zu reden, ist in England ein Zeichen von ausgesprochen schlechten Manieren, und die britische Presse tut alles, um dieses peinliche Thema zu meiden. Die großen nationalen Tageszeitungen bieten ein Gemisch aus Fotos mit nicht allzu bekleideten Schönheiten, Skandalgeschichten unterschiedlichster Art, ein paar pikanten Mordfällen und Sportnachrichten.
In den etwas anspruchsvolleren Zeitungen liegt das Hauptaugenmerk nicht auf den Ereignissen an sich, sondern auf den darin verwickelten Personen. So wurde zum Beispiel seinerzeit die politische Problematik des Golfkrieges nur vage angedeutet, während der Hauptteil der Zeitung dem dritten Sohn des Grafen von Muchingham gewidmet war, der in seiner Jugend für die Mannschaft von Oxford ruderte, eine Yeats gewidmete Gedichtsammlung veröffentlicht hatte und auf dem Foto den siebten Panzer von links lenkt. Vielleicht findet man sogar ein Interview mit seiner Frau, während sie ihren Tee bei Claridges zu sich nimmt, lange von ihrem Garten erzählt und am Ende gar noch diskret auf den Krieg anspielt, etwa mit einer Bemerkung wie dieser: »Ah, mein Mann war schon immer ein passionierter Schachspieler.« Um zu erfahren, was in der Welt vor sich geht, muß man sich an einige nüchterne, schmucklose Zeitungen halten, die wie pornographische Zeitschriften in der hintersten Ecke des Kiosk versteckt werden und in einem schier unverständlichen Jargon geschrieben sind.
In London grassieren seit kurzem übrigens kostenlose Nachmittagszeitungen, die sich allein durhc Werbung finanzieren. Hört sich auf den ersten Blick nicht schlecht an, doch der Informationsgehalt lässt zu Wünschen übrig. Den seriöseren Blättern wird dabei zusätzlich die Kundschaft abgeworben, so dass diese es schwierig haben, sich in der Hauptstadt überhaupt noch zu behaupten.