Cricket
Sport der Könige
Cricket – ein Spiel, das nur Briten verstehen
Einführung in eine verrückte Sportart
Das Wichtigste beim Cricket ist, sich nicht zu bewegen. Einer der großen Vorzüge dieses Spiels, nach Meinung der Einheimischen, ist die Tatsache, dass es so langsam gespielt wird, dass dabei niemals ein Gespräch unterbrochen wird – weder auf dem Spielfeld noch bei den Zuschauern. Ein Match dauert mindestens fünf Stunden – unterbrochen von Mittagspause und Fünfuhrtee – und kann sich bis zu dreißig Stunden, verteilt über fünf Tage, erstrecken. Man stelle sich mal vor, was passiert, wenn der Sommer völlig verregnet ist! Das längste Spiel überhaupt, zwischen England und Südafrika, mußte 1939 nach zehn Tagen abgebrochen werden, weil die Südafrikaner ihr Schiff nicht verpassen durften.
Die Spieler tragen alle die gleiche blütenweiße Kleidung, die Raffinesse des Spiels läßt sich nicht wahrnehmen, und die Regeln sind undurchschaubar. Doch Cricket ist in der Krise. Die Moderne hat das Fang- und Rückschlagspiel für zwei Mannschaften mit je elf Mann überrollt. Wer will noch sehen, wie ein Spieler (bowler) einen Lederball auf ein Gerüst aus Stöckchen (wicket) wirft, während der Gegner (batsman) versucht, die Kugel aus Kork und Leder mit einem Weidenholzschläger abzuwehren? Je nachdem, wie er den Ball zurückschlägt, kann er Punkte sammeln. Während die Feldspieler (fielders) der gegnerischen Mannschaft den Ball fangen und zurückwerfen, muß er, wenn der Ball durch die Luft segelt, möglichst oft zwischen zwei Wickets hin- und herrennen, um jeweils einen Punkt zu gewinnen.
Kleine Regelkunde
Eine Beschreibung eines Kenners lautet so: »Es gibt zwei Mannschaften, eine draußen im Felde und eine drinnen. Jeder Spieler, der zu der Mannschaft gehört, die im Feld ist, geht raus, und wenn er draußen ist, kommt er rein und der nächste Spieler geht rein, bis er draußen ist. Wenn nun alle draußen sind, kommt die Mannschaft rein, die draußen war, und die, welche drinnen waren, gehen raus und versuchen die, die grade reingegangen sind, wieder rauszuholen. Manchmal kommen aber welche rein, aber nicht raus. Wenn bei beiden Mannschaften alle Spieler drinnen und draußen waren, eingeschlossen, die die nicht aus sind, ist das Spiel beendet. Howzat?«
Jugendliche zieht´s zu Fuß- oder Basketball und Rugby, Sponsoren fehlen und so verfielen die Marketingstrategen darauf, die Mannschaften mit bunten Hemden antreten zu lassen. Das solle Zeitgemäßheit beweisen und die Jugend wieder anlocken, brachte aber nur böses Blut innerhalb der Cricketfreunde hervor, denn das Spiel ist Religion, das letzte Bollwerk von Sportgeist und Tradition gegen den Kommerzsport. Ein Relikt aus früheren fröhlichen Tagen, als das Gras grüner, der Brite glücklicher und das Empire mächtig waren.