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Tower

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Heimstatt der Kronjuwelen

Tower und Tower Bridge

Zwischen Besuchern und Beefeatern

Tower: Tower Hill, EC 3, T. 020 7709 0765. U-Bahn: Tower Hill. Besichtigungszeiten: von März bis Oktober werktags von 9.30-17h und sonntags 14-17h; von November bis Februar montags bis samstags von 9.30-16h, sonntags geschlossen. Geht mal wieder gnadenlos ins Geld. Der »Bloody Tower« - dies ist sein Beiname – diente lange Zeit als Kerker. Heute kann man sich an den Kronjuwelen begeistern. Um ellenlange Warteschlangen kommt man hier allerdings nicht herum. Im August beträgt die Zeit des Anstehens fast dauernd zwei Stunden. Die Lage soll sich seit der Öffnung der neuen Ausstellungsräume im Erdgeschoß der Waterloo Barracks entspannt haben, wo jetzt bis zu 20.000 Neugierige täglich an den Schätzen vorbeibugsiert werden können. In Stoßzeiten schieben Laufbänder mit einer Geschwindigkeit von 500 Metern in der Stunde die Leute voran. Ja, ja, rentabilité oblige. Nicht umsonst wurden ja auch Ende der achtziger Jahre die schönen alten, aber langsamen, wassergetriebenen Aufzüge aus dem Pariser Eiffelturm gerissen und durch schnelle, elektrische ersetzt. Sie funktionierten durch einfaches Füllen und Leeren eines Tanks als Gegengewicht und benutzten natürlich immer dasselbe Wasser, fuhren also völlig ohne ständigen Energieverbrauch. Eins der wichtigsten Stücke ist der größte geschliffene Diamant, der »Stern von Afrika«, der mit 530 Karat das königliche Zepter schmückt. Der White Tower birgt eine Sammlung grausiger Folterwerkzeuge. Übrigens sind hier so berühmte Häftlinge eingesessen wie die Bürger von Calais, Johann der Gute, der französische König, und sogar der Rudolf Heß, ein Kumpel von diesem einen Österreicher mit dem auffallenden Oberlippenbart – wie hieß der doch gleich? Unsere Leser wandeln hier übrigens auf den Spuren von Dickens: der wurde sein ganzes Leben hindurch von der Erinnerung an seinen Vater geplagt, welcher für seine Schulden hinter schwedische Gardinen mußte. Ja, ja die Väter ... nicht auszudenken, was da manch einer für Alpträume haben müßte.

Über den Tag verteilt werden immer wieder kostenlose Führungen angeboten, es sei denn, es regne gerade »cats and dogs«. Letzte Führung um 15h. Die Tradition der nächtlichen Schlüsselzeremonie, mit welcher der Turm verriegelt wird, besteht seit siebenhundert Jahren. Eintritt frei, doch dummerweise hat man sich schriftlich anzumelden: The Yeoman Warden, Queen´s House, HM Tower of London, London EC3 4AB, Umschlag mit bei der Post erhältlichen Internationalen Antwortscheinen beifügen. Das Wachpersonal rekrutiert sich aus ehemaligen Armeeangehörigen. Der amtliche Name lautet »Yeomen Warders« aber bekannt sind sie als »Beefeater«, wobei sie gerne betonen, dass die wahren Beefeater die Raben des Towers sind, die tatsächlich jeden Tag vom Oberwachmann mit Rindfleisch gefüttert werden

In der Nähe: Towerbrücke, HMS Belfast, St. Paul´s, Docks.

Tower Bridge: http://www.towerbridge.org.uk, U-Bahn: Tower Hill. T. 020 7403 3761. Täglich 10-18.30h, im WInter 9.30-18h. Eines der am häufigsten verschickten Postkartenmotive dieser Stadt. Diese, Ende des 19. Jhs im gotischen Stil errichtete Brücke, am 30. Juni 1894 eingeweiht, wird hochgezogen, wenn größere Schiffe passieren. Während man auf der Brücke selbst reizvolle Ausblicke auf die Stadt hat, kann man sich das Museum im Nordturm getrost sparen, wenn man kein Faible für technische Dinge hat. Ansonsten nichts wie hin und auch den alten Maschinenraum unten vor der Brücke auf der Südseite nicht vergessen, wo noch eine der bis 1976 funktionierenden Dampfmaschinen mit ihren Lancashirekesseln für den Antrieb des Hebewerks zu bewundern ist. Riesige Akkumulatoren lassen sich hier bestaunen. Auch die nach dem Wippenprinzip funktionierenden Brückenklappen – in Minuten schnell zu öffnen – und die Funktion der Hydraulik werden anschaulich erklärt. 1976 war das Jahr einer völligen Überholung der Konstruktion. Seit dieser Zeit ist das nüchterne Schlachtschiffgrau auch den patriotischen Farben Blau, Weiß und Rot gewichen.

Die Stahlkonstruktion, die den Lauf der Themse auf einer Länge von 270 Metern überspannt, war für damalige Verhältnisse revolutionär und zeugt von hoher Ingenieurkunst. Nie zuvor war eine derart verzwickte Konstruktion gebaut worden. Ausgeführt wurde der Bau im damals populären »Scottish baronial style«. Portlandstein und Granit sollte das moderne Stahlgerüst verkleiden, um die malerische Kulisse des Towers nicht zu beeinträchigen. Die zuckerbäckerhaft anmutenden Türme gelten als Höhepunkt viktorianischer Spätgotik. Bevor jedoch der Architekt Sir Horace Jones, sein Assistent George Stephenson und der Ingenieur John Wolfe Barry die endgültigen Pläne zeichnen konnten, galt es etliche Klippen zu umschiffen, denn nicht alle Londoner waren von einer weiteren Themseüberquerung überzeugt. Hauptsächlich von jener Million Einwohner, die östlich der London Bridge Quartier bezogen hatte, wurde die neue, flußabwärts gelegene Brücke schon seit Jahren gefordert. Die Bewohner waren es leid, sich tagtäglich mit dem Fuhrwerk oder zu Fuß über die völlig überlastete London Bridge zu quälen.

Ganz andere Sorgen trieb jene, die von der Themse lebten. Für die Kaufleute, die Besitzer der Kaianlagen und die Eigner der großen Teeclipper bedeutete eine Brücke nämlich stets ein Hindernis, gleichgültig wie hoch oder wie breit sie war. Der Londoner Hafen, damals der weltgrößte, würde zerschnitten, so fürchteten sie. Die Zufahrt zu den oberen Werften und Lagerhäusern sei für die hochmastigen Schiffe nicht mehr möglich. Ja, man mutmaßte, dass die Docks eventuell sogar ganz aufgegeben werden müßten. Das Parlament entschied dann für den Bau, nachdem seine Mitglieder einige, im Prinzip ähnliche Konstruktionen, in den Niederlanden in Augenschein genommen hatten. Als der Prince of Wales am 21. Juni 1886, dem fünfzigsten Jahrestag der Thronbesteigung Viktorias, den Grundstein legte, hoffte man binnen vier Jahren fertig zu sein. Doch allein die Brückenpfeiler, die sieben Meter tief gegründet werden mußten, erforderten viel Zeit und Kraft, zumal die Themse hier noch mehrere Meter Gezeitenunterschied zeigt.

Allein im ersten Jahr ihrer Indienststellung hoben sich die Klappen 6160 Mal. 1910 schloß man mangels Bedarfs die heute verglasten Fußgängerbrücken, denn die Leute warteten lieber unten, bis die Klappen sich wieder gesenkt hatten.

City Hall: The Queen´s Walk, SE1. U-Bahn: London Bridge/Tower Hill. Das 2002 eingeweihte Rathaus ist ein interessanter Glasbau direkt neben der Tower Bridge, der gerne mal in verschiedenen Farben ausgeleuchtet wird. Von innen ist besonders die große Wendeltreppe beeindruckend.