Weinbars

Die meisten Engländer widmen sich lieber Wein und Glückspiel als den Frauen. Sie sind dafür um so mehr zu tadeln, als englische Frauen besser sind als englischer Wein.

Der dies 1690 notierte, war der Schweizer Louis de Muralt. Ob sich seither was geändert hat, möge jeder selbst beurteilen. Immerhin, London hat (ausländischen) Wein als Krönung aller Getränke entdeckt. Fast wöchentlich gesellt sich eine neue zu den derzeit 500 wine bars, wo die guten Tropfen trotz EU-Mitgliedschaft noch unverschämt teuer sind.

Diese Bars sind zwischen Pub und Restaurant einzuordnen. Ihr Essen ist oft so schmackhaft wie im Restaurant und meist teurer als im Pub. Was Pubs als wine verkaufen, ist meist fieser Fusel; in Weinbars hingegen gibt es akzeptable Tropfen billiger (2,50-5 € pro Glas) als im Restaurant. Da sie sauberer sind, werden sie von der Upper Middle Class bevorzugt, der viele Pubs zu ordinär sind.

Weinglas. Keine Vorschrift regelt, wieviel bittschön ein „Glas“ Wein mengenmäßig zu sein hat. Einheitsgrößen wie bei uns wären dringend nötig. Meist bedeutet a glass of wine etwa 150 ml, also ein Sechstel.

Sekt. Häufig rangiert auf der Weinkarte champagne zum sensationellen Preis. Bevor nun wilde Freude ausbricht: das ist ein Sammelbegriff für Sekt. Echten Champagner darf man erwarten, wenn Namen wie Moët & Chandon auf der Karte prangen – und ein Betrag ab 30 €. Dass überhaupt soviel Sekt auf der Karte steht, liegt daran, dass Briten nach den Deutschen weltweit am meisten davon konsumieren. Bei diesen Preisen! Champagne oder sparkling wine gelten eben als höchst posh.

Was sagt uns ... posh?

Als der Atlantik noch per Dampfer überquert wurde, buchten feine Leute ihre Amerikareise port out, starboard home: backbord hin, steuerbord zurück. So hatten sie immer die Sonnenseite für sich. Das ward zu posh verkürzt und bedeutet: fein, vornehm. Echte Snobs sprechen das Wort mit ou (wie cold), nicht mit kurzem o (wie hot).