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Hauptstadt Kataloniens

Tradition und Avantgarde der Hafenstadt am MittelmeerSpanien

Barcelona ist eine vielseitige und faszinierende Stadt mit vielen Gesichtern. Die flächenmäßig kleine, jedoch kosmopolitisch bedeutungsvolle Mittelmeermetropole kann unter ganz unterschiedlichen Winkeln betrachtet und erlebt werden. Sie hat für jeden Geschmack etwas zu bieten und erst recht für alle, die starke Gegensätze mögen. Es sind so viele Schätze in der Zaubertruhe Barcelona verborgen, dass jeder die Stadt nach seinem Rhythmus durchsuchen und entdecken kann. »Barcelonas« nannte der erfolgreiche und auch ins Deutsche übersetzte Schriftsteller Manuel Vazquez Montalbán bezeichnenderweise einen seiner letzten Romane. Er siedelte sie – meist Krimis voller Lebensphilosophie – gerne abwechselnd im politisch turbulenten Barcelona der Bürgerkriegsvorjahre, im revolutionären Aufbruchszeitalter des Jugendstils, » Modernisme « auf Spanisch, oder gar in den deprimierten und rückständigen schwarzen fünfziger Jahren an.

Die Vorfahren der Barcelonesen hinterließen ein reiches architektonisches und geschichtliches Erbe, das noch heute das Stadtbild prägt und mit der neuen, der avantgardistischen Stadt der neunziger Jahre zu einem zusammenhängenden Ganzen verschmolzen ist. Dies macht Barcelona gerade so faszinierend, da sein wahres Wesen, das es hier zu entdecken gilt, eben in dieser Gegenüberstellung von Neu und Alt, von Tradition und Avantgarde liegt. Die Barcelonesen lieben ihre geschichtlichen Überreste ebenso wie die neuen. Symbolträchtig für dieses Nebeneinander ragen auf einer Seite die farbenfrohen, Bischofsmitren nachempfundenen, Türme der » Sagrada Familia « aus dem Häusermeer und am anderen Ende die High-Tech-Zwillingstürme der Olympiasiedlung . Dieser Stadtführer soll dafür sorgen, dass jeder alle Seiten der Stadt erfährt, die ihm am meisten ansprechen.

Barcelona ist also der ideale Ort für einen kürzeren oder auch längeren Stadturlaub, da es eine Menge zu zeigen und zu erzählen hat: nicht nur in Bezug auf Monumente und historische Bauten, von denen es in der Stadt nur so wimmelt, sondern auch was Lebensstile und Stadtkultur betrifft. Im Zuge der Olympischen Spiele haben sich die Behörden sehr bemüht, das Angebot an Dienstleistungen zu erweitern und weiter zu verbessern.

Die Hafenstadt am Mittelmeer war schon vor ihrer eigentlichen Gründungszeit ein strategischer Schnittpunkt vieler Land- und Seehandelsrouten und somit Treffpunkt verschiedener Völker. Phönizier, Griechen , Römer, Araber, Juden, Goten, Franken und sogar die napoleonischen Truppen, alle haben hier mal Fuß gefaßt. Barcelona war deshalb von altersher immer schon eine kosmopolitische Stadt, bemüht, alle möglichen neuen Tendenzen und Gedanken aufzugreifen. Dieses weltoffene Wesen unterschied sie vom übrigen Spanien und ließ sie sich nach Europa hin öffnen. Zu Zeiten, da sich Spanien dank Francos Autarkiepolitik in selbstgewählter Isolierung befand, war Barcelona einziger Brückenkopf zum Kontinent jenseits der Pyrenäen. Dies verlieh der Stadt innerhalb des gesamten Staatsgefüges eine gewisse intellektuelle, wirtschaftliche und auch kulturelle Vorreiterrolle. Dazu gesellte sich noch die katalanische Autonomiebewegung, bisweilen militant-separatistisch, welche die Geschichte der Stadt prägte und ihr auch heute noch eine bestimmte Eigenständigkeit zusichert, ihr Charakter und Persönlichkeit gibt.

Barcelona kann zugleich chaotisch und lärmend, aber auch schön und gepflegt auf den Besucher wirken. Alle Seiten einer modernen Großstadt, gute und schlechte, wird sie ihm offenbaren. Barcelona birgt viele Überraschungen, die nur der Entdeckung harren. Wer Gegensätze liebt, doch auch wer sich für zufällig entdeckte kleine »Schätze« begeistert, wird sich an dieser Zauberkiste kaum sattsehen können.

Es gilt, Barcelona langsam, am besten zu Fuß, zu erkunden. Denn nicht nur die großen und bekannten Monumente machen seinen Reiz aus, sondern viele schöne Ecken und geheimnisvolle alte Läden, noch genauso dastehend wie vor Jahrhunderten. Unsere Streifzüge durch die Stadtteile mit ihren unterschiedlichen Gesichtern geraten so zu wahrhaften Entdeckungstouren, bei denen wir uns leicht in die Rolle eines abenteuerlustigen Ernest Hemingway , eines idealistischen George Orwell , eines erlebnisdurstigen Jean Genet oder eines romantischen Théophile Gautier , versetzen können. Deren Spuren sind teilweise noch in der Stadt zu verfolgen. Es geht auch darum, einen Teil des »alten« Spaniens zu erleben, bevor es in den nächsten Jahren durch die von der Regierung angesteuerte Europäisierung und die von Werbung und Massenmedien den Menschen eingepaukte (Zuwendung zur) Globalkultur verschwindet.

Barcelona ist auch eine Stadt zum Erleben, denn die überbrodelnde mediterrane Lebensfreude der Katalanen und ihr hedonistischer Hang zum Genuß übertragen sich schnell auf den Neuankömmling, der sich zumeist problemlos in den südländischen Lebensrhythmus einlebt. So mancher nur für einen Kurzurlaub Angereister hat seine Siebensachen nachsenden lassen und sich hier für eine längere Zeit eingenistet. Bei aller harten Arbeit und angeblichem Streß – die Katalanen gelten als das arbeitsamste Volk Spaniens – ist die Lebensqualität im Vergleich zum von Arbeitslosigkeit geplagten Rest des Landes recht hoch. Hier wird gerne gefeiert, und die Freizeit nimmt einen hohen Stellenwert ein. Die Nacht und das rege barcelonesische Nachtleben werden als natürliche Verlängerung des Feierabends betrachtet. Barcelona ist die Stadt der tausend Bars. Sie öffnen und schließen, sind »in« und plötzlich wieder »out«, und währenddessen zieht der Strom der Nachtschwärmer pausenlos weiter, als ob alles beim Gleichen bliebe. Mancherorts erlebt das urbane Leben keine Unterbrechung. Dass die » Ramblas « um 2 h nachts – und im Sommer auch noch am frühen Morgen – genauso belebt sind, wie am hellichten Tage – niemand würde heute vermuten, dass hier im Mittelalter die Galgen standen und die in die Stadt Einreisenden ihre Tribute zu entrichten hatten – ist ein klares Zeichen dafür. Diese Leidenschaft für das müßige Betrachten des vorbeigleitenden Lebens aus der Straßencaféperspektive hat die feministische und kürzlich verstorbene Schriftstellerin Montserrat Roig am besten in Worte gefaßt.

Barcelona kam in seiner Geschichte immer stoßartig voran. Langen Perioden der Stagnation folgen plötzlich Epochen wütender Erneuerung, in denen alles nur Denkbare umgekrempelt wird und kühne Stadtbauprojekte entworfen und verwirklicht werden. Genauso wie anläßlich der Weltausstellungen von 1888 und 1929 wurde die Stadt vor den Olympischen Spielen 1992 umgekrempelt und gleich auf das nächste Jahrtausend vorbereitet. Dabei hat Barcelona seine Uferzone zurückgewonnen, denn lange Zeit war das bekannte Sprichwort, dass die Stadt mit dem Rücken zum Meer lebe, eine Tatsache. Heute versteht sich Barcelona als eine schöne, moderne, üppige und zukunftsweisende Stadt, die endlich aus der langen, dem Bürgerkrieg folgenden, franquistischen Dunkelzeit erwacht und Anschluß an das moderne Europa gefunden hat. Wer´s noch nicht erahnt haben sollte: jetzt ist genau der richtige Augenblick, um diese zweitausendjährige Stadt, wo sich die Überreste ihrer Glanzperioden mit den modernen, äußeren Formen einer hochtechnisierten und fortschrittlichen Gesellschaft paaren, kennenzulernen. Noch nie hatten so viele Faktoren für Barcelona geworben: die Olympischen Spiele mit ihrem Besucherandrang sind zwar Geschichte, geblieben sind aber der Designboom, die neue, vieldiskutierte Architektur und Stadtplanung, die kulturelle Blüte und das breite Hotelangebot. Nie zuvor stand die katalanische Hafenstadt derart im Rampenlicht.

Dieser Führer bietet den Schlüssel, um alle Facetten dieser schillernden Stadt zu erleben, die leicht zugänglichen Seiten, aber auch die unscheinbaren und nur dem Eingeweihten bekannten. Auch die geheimsten Ecken, die urigsten Kneipen und die merkwürdigsten Läden, die der Durchschnittstourist normalerweise nie zu Gesicht bekommt, werden hier aufgezählt. Also, worauf warten wir noch? Erkunden wir diese »Stadt der Wunder«, wie sie der auch ins Deutsche übersetzte Schriftsteller Eduardo Mendoza in einem seiner Romane einmal taufte, gemeinsam.

Übrigens freuen wir uns über Leser, die Lust haben, selbst Artikel zu schreiben, über Anregungen und Verbesserungsvorschläge!

Ferner suchen wir laufend Manuskripte, Reise, Sachthemen, Belletristik.

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