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Marylebone

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W1: Marylebone

U Baker St, Bond St, Edgware Rd, Great Portland St, Marble Arch und Oxford Circus.

Das Schachbrett, das Oxford St und Regent´s Park verbindet, hält sich mit Ausrufezeichen vornehm zurück. Doch in jüngster Zeit mausert sich speziell die Marylebone High St, keine 10 min nördl. der lärmigen Oxford St, zur bunten Shoppingmeile mit – weather permitting – mediterranem Flair. Es gibt keine auffälligen Hotels, aber schon charmante Cafés, feine Kunst und eine gemeine Touristenfalle.

Wallace Collection Manchester Square, W1, T. 7935 9500. www.wallacecollection.org. 400m nw von U Bond St. Tgl. 10-17h. Eintritt frei. Führung frei, Mo-Fr 13h, Mi/Sa 11.30h, So 15h.

Obwohl unter Londons Kleinen die Beste, ist diese Sammlung nur Kennern ein Begriff. Dabei hatte 1897 die Witwe von Sir Richard Wallace (1818-90) der Nation eine wahre Schatzkammer vermacht: kostbare Möbel, Büsten, Sèvres-Porzellan, Manuskripte, Rüstungen – was eben vier Generationen von Marquises of Hertford und ihr unehelicher Spross Wallace so zusammen bekamen. Ruhmesblatt der Kollektion sind aber die Gemälde des 17. und 18. Jhs. in Saal 22, inklusive Rubens, Tizian, Canaletto, Vélasquez, Rembrandts Titus, Frans Hals´ Lachendem Kavalier und Delacroix´ Faust und Mephistopheles (Saal 12). Dazu klärt die Reserve Collection über Tradition und Tricks der Kunstfälschung auf, und regelmäßig geht es um Sonderthemen.

Hertford House. Der unmuseale Herrensitz im italienischen Stil wurde belassen, wie ihn die Hertfords jahrhundertelang bewohnt hatten. Nur das Treppenhaus, einst für die Banque Royale in Paris vorgesehen, ließ Wallace 1874 nachträglich einsetzen. Für die Renovierung 2000 öffnete auch ein gewisser Sir Elton John seine Schatulle.

Pause. Details wie der Skulpturengarten oder das höchst lobenswerte Café Bagatelle (T. 7563 9505. Frühstück 10-12h, lunch 12-15h, afternoon tea 15-16.30h) mit seiner Glasdecke atmen noch jenes Extra, das man nicht oft in Galerien antrifft.

Madame Tussaud´s

Marylebone Rd, NW1, T. 0870/400 3000. www.madame-tussauds.com. 150m östl. von U Baker St. Mo-Fr 9.30-17.30h, Sa/So 9-18h. Eintritt Kombiticket mit Planetarium 35 €, Kind (5-16) 29 €, ohne Chamber Live 32/26 €; Schnelldurchgang ab 17h 20/12 €.

Wer kennt sie nicht, die (meist) lebensnahen Wachsfiguren der längst verblichenen Lady? Und alles nur, weil die französischen Revolutionäre erfuhren, welches makabre Hobby Madame Tussaud, Tochter eines Pariser Henkers und Gouvernante der Schwester von Ludwig XVI., pflegte: Sie fertigte Totenmasken an. So wurde sie gezwungen, dasselbe auch bei Guillotineopfern der Revolution zu tun – bis sie 1802 mit einem Haufen Totenmasken nach London entkam.

Dies war der Beginn ihres Kabinetts, das durch seine Chamber of Horrors bald berühmt wurde. Zu den entleibten Danton, Robespierre, Hitler gesellte sich u.a. Charles Manson, der Sado-Mörder von Sharon Tate. Angesichts härteren Tobaks im London Dungeon wurde die Kammer 1996 zeitgeistgerecht aufgemöbelt, hinzu kamen für 2 Millionen € Schreckensszenen aus der Geschichte. Nach Tussaud-Auskunft hatten sich v.a. Kinder mehr Gruseleffekte gewünscht. Neben lebensnahen Folterungen gibt es jetzt auch eine Episode aus dem Leben der Mme Tussaud.

Die Herstellung einer Figur dauert vier bis sechs Monate, aber wenn diese Person alle Aussichten auf eine Rückkehr ins Rampenlicht verspielt hat, wird auf „ihren“ Körper unweigerlich ein neuer Kopf gestülpt. Seit Jahren verteidigen z.B. Chaplin, Monroe, Hitchcock und Schwarzenegger ihre Stammplätze. Dazu kann jeder Besucher auf der Garden Party Pierce Brosnan und Julia Roberts, Brad Pitt oder Claudia Schiffer zuprosten; bei Premiere Night oder in der Grand Hall der Prominenz aus Politik, Musik und Königshaus begegnen; und bei Spirit of London eine 5 min-Reise durch Londons Geschichte im black cab antreten.

Breaking News. Jeder darf Jennifer Lopez auf den Allerwertesten klatschen (vielleicht gehen wir doch wieder rein). Oder mit kreischenden Schulkindern vor Beckham und Britney posieren (nein, besser doch nicht).

Minus-Tipp. Mme T. ist der Prototyp der Touristenfalle: brutale Preise, banale Effekte, lange Warterei spätestens ab 10h. Wer diese Warnung ignoriert, nutze zumindest den Vorverkauf (für fast-track entry) über die Webseite oder in U-Stationen.

Besuchermagneten: Wo treffe ich andere Touristen?

Jährlich ermittelt Visit Britain, wo Londontouristen ihresgleichen in Massen begegnen (Angaben in Millionen Besuchern pro Jahr, Durchschnitt 2000-04). Beliebteste Treffpunkte mit freiem Eintritt sind British Museum (5,5), Tate Modern (3,8) und National Gallery (2,8). Bei zahlenden Besuchern liegen Mme Tussaud´s (2,7), der Tower (2,5) und St Paul´s (1,9) vorne. Eher britische Familien zieht der Landessieger an: der Freizeitpark Alton Towers (3,5) bei Stoke-on-Trent.

London Planetarium Im Anbau von Mme Tussaud´s, T. 0870/400 3000. Zeiten & Preise siehe Mme Tussaud´s.

In 20 min-Spektakeln werden von 12.30-17h (Ferien ab 10h) halbstdl. Gestirne auf die Kuppeldecke projiziert. Weil Teil des Wachsimperiums, mangelt es nie an Spezialeffekten. Gern sind auch Kopernikus, Hawking und die Astronauten der Mondlandung zugegen. Im Laserium steigen dazu Lasershows (1 Std) mit Trance-Mucke.

Sherlock Holmes Museum 221b Baker St, NW1, T. 7935 8866. www.sherlock-holmes.co.uk. U Baker St. Tgl. 9.30-18.30h. Eintritt 9 €, Kind (5-16) 6 €.

Die fiktive Wohnung, in der Sir Arthur Conan Doyles Held seine Pfeife schmauchte und bizarre Kriminalfälle löste, ist hier romangetreu nachgebaut. Abzüglich einiger Wachsfiguren hätten die drei Etagen zu Viktorias Zeiten tatsächlich so ausschauen können. Wer nicht gerade Mitarbeiter der Baker Street Times ist, wird sich hier kaum länger als 28 min (inkl. Souvenirladen) aufhalten.

Royal Institute of British Architects 66 Portland Place, W1, T. 7580 5533. www.architecture.com. 300m südl. von U Great Portland St. Mo-Fr 10-18h, Sa -17h. Eintritt frei.

Kein schlechter Monumentalbau (1934, Grey Wornham), den sich das RIBA hier zur Darstellung seiner Anliegen auserkoren hat. Seine Galerie feiert die Großmeister der Zunft und verfolgt neue Architekturtrends in aller Welt. Dazu gibt es oft Vorträge und Diskussionsabende.