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Vanity Fair

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Jahrmarkt der Eitelkeit

Viktorianischer Roman ohne Helden

coverVanity Fair | Aufbau Verlag | 829 Seiten | 14,90 Euro | von William Makepeace Thackeray

Wir befinden und im England zur Zeit der napoleonischen Kriege und lernen zwei junge Mädchen kennen, wie sie kontrastreicher nicht sein könnten. Während Amalia goßherzig, leichtgläubig ist und aus gutem Elternhaus stammt, ist Rebecca kalkulierend, intelligent und Waise. Wie die meisten Mädchen (dieser und heutiger Zeit) träumen sie nun davon, möglichst bald einen Ehemann zu finden (ihre Beweggründe sind dabei jedoch höchst unterschiedlich). Während Amalia sich ihrem arrangiertem Schicksal ergibt, nimmt Rebecca ihre Zukunft selbst in die Hand...

Der Sittenroman deckt geschickt die Abgründe menschlicher Gesellschaft und deren auf Besitz und Status gerichteten Werte auf. Wer einen netten, harmlosen Roman rund um Romanze und Kostümbälle erwartet, der wird bitter enttäuscht. Wer zuerst den Film mit Reese Withersppon ansschaut und dann den Roman liest, der wird feststellen, dass all die gutaussehenden Männer (zu sehen auch anhand einiger Filmfotos in der Mitte des Buches) im Roman gar nicht so gut aussehen und all die romantischen Verwicklungen im Buch gar nicht so romantisch sind. Das Buch sollte man dennoch lesen. Warum?

Nun, wir lesen das Buch eines der bedeutendsten Romanciers mittelviktorianischer Zeit (neben Charles Dickens). Thackery schreibt spritzig und ironisch und teilt in seinem Roman immer wieder kleine Seitenhiebe gegen zeitgenössische Schrifstellerkollegen oder Kritiker aus - mitten im Romangeschehen und von diesem völlig unabhängig.

Thackery selbst beschreibt sich als Direktor eines Puppentheaters, dessen Schnüre er in der Hand hält.

Nichts für Romantiker, dafür um so mehr für Liebhaber bissiger Satiren. Manchmal wird der Roman etwas langatmig und besitzt er keinen konkreten Spannungsbogen, aber er überzeugt durch seine augenzwinkernde Ironie gegenüber den damals üblichen seichten Mädchen-heiratet-Mann-Geschichten und der gesamten damaligen (wie heutigen) Gesellschaft.

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