Leute
Mikrokosmos des Empire
Einwanderer
Wenn der junge Mensch endlich nach London geht, das Fernziel jeder gehobenen Ausbildung, entdeckt er ein riesiges Freilichtmuseum des Industriezeitalters. Jede Straßenecke legt davon Zeugnis ab. Doch das sind nicht nur Spuren einer glorreichen Vergangenheit. Schließlich hat die Welt, die sie einst eroberten, die Engländer einfach nach Hause zurück begleitet. Mit der Folge, dass keine Stadt Europas kosmopolitischer ist als London.
Seit der Gründung des Commonwealth wanderten Leute aus aller Welt ein, von Indien bis Jamaika. Nützlich war dabei die multi-ethnische Politik des Greater London Council, einer Bastion der Linken, die Thatcher erst 1986 knackte. Da war die britische Hauptstadt längst zum Mikrokosmos ihres Empire gereift, die all seine Licht- und Schattenseiten spiegelt, bis hin zu Rassismus.
Wer heute die immense Zahl von Einwanderern sieht, wird kaum glauben, dass deren Vorreiter erst 1948 eintrafen, an Bord eines alten Frachtdampfers aus Jamaika. Er hatte 492 hoffnungsvolle Menschen geladen, die heute als Gründerväter der karibischen Gemeinde in London bekannt sind. Die Mehrzahl besaß nicht mehr als 5 Pfund und keinen blassen Schimmer von dem, was sie in GB erwartete. Unterkunft fanden sie in Kriegsbaracken der South Bank, Arbeit gab es genug, so dass Monat für Monat Tausende nachströmten, bis 1968 die Zahl der im Commonwealth geborenen Londoner erstmals eine Million überstieg. Ein beträchtlicher Teil gehört zu jener Gruppe aus Jamaika, die sich in Clapham und Brixton etabliert hat.
Bevölkerung: Wie viele sind´s denn nun?
Wie bei jeder Weltmetropole ist die Bevölkerungszahl wegen Binnenmigration und illegaler Einwanderer nicht exakt zu ermitteln. Das London Research Centre (2003) geht davon aus, dass Central London 7,6 und Greater London 12,7 Millionen Einwohner zählt. Diese Zahl steigt jährlich um 1,5%, während das Durchschnittsalter sinkt (derzeit 36 Jahre).
Fast 25% aller Londoner gehören ethnischen Minderheiten an und wurden außerhalb Großbritanniens geboren. Rund 220.000 Londoner stammen aus Irland, 150.000 aus Indien, 120.000 aus Jamaika, 80.000 aus Afrika, 65.000 aus Zypern, 35.000 aus Bangladesh, 20.000 aus China, 15.000 aus Malaysia, 12.000 aus Vietnam, 11.000 aus Trinidad.