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Wetter

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Und jetzt das Wetter...

...“Herausforderung für jeden Londoner“

Wellington, Mackintosh und brolly

Andere Länder haben ein Klima, England hat sein Wetter. Auch, damit seine Opfer jederzeit was zu reden haben. Nicht zufällig bedeutet to weather „ertragen“. Dies ist die große Herausforderung für jeden Londoner: to weather the weather, also tapfer den nassen Tatsachen trotzen. Es gehört schon Glück dazu, bei einem Aufenthalt nur einen Regenguss abzubekommen.

If you can´t beat them, join them, sagt jedoch das Sprichwort: Wenn sie stärker sind als du, schließ dich ihnen an! Also harren Gäste auf Gartenparties stoisch im Dauerniesel aus. Picknicks finden wohlbeschirmt statt, und englischem Erfindergeist verdankt die Welt die Wellington-Regenstiefel, die Mackintosh-Regenmäntel und den brolly (Kosename für Regenschirm), ganz zu schweigen von 99 Spottliedern über das Wetter, etwa:

Dr Foster went to Gloucester/ In a shower of rain./ He stepped in a puddle/ Up to his middle/ And never was seen again.

Doktor Foster fuhr nach Gloucester,/ Unterwegs regnete es immer fester./ Er trat in eine Pfütze,/ Versank darin bis zur Mütze/ Und ward nie mehr gesehen.

Dem Trotz gegen das Wetter, das so gerne plötzlich umschlägt, entstammt wohl die heroische Beharrlichkeit, mit der Engländer Eindringlingen ebenso begegne(te)n wie Naturkatastrophen. Als im Okt 1987 ein Orkan Sussex und Teile Süd-Londons verwüstete, 15 Millionen Bäume entwurzelte und die Kew Gardens zerstörte, meldeten sich binnen drei Stunden Tausende von Freiwilligen, um die Schäden wegzuräumen oder wieder instand zu setzen.

Und es gibt ja Hoffnung! Der Komiker Bob Hope hat mal gesagt: If you don´t like the English weather, just wait a minute. Schließlich ist es besser als sein Ruf. Wir haben zum Beispiel nie erlebt, dass es wie auf dem Kontinent tagelang ununterbrochen regnet. Keine Prognose kommt im Wetterbericht der BBC häufiger vor als „Sonnenschein und Schauer“. Nie versteckt sich die Sonne allzu lange hinter Wolken, und gerne weisen Londoner darauf hin, dass etwa Paris im Jahresschnitt erheblich mehr Regen abkriegt.

Dazu darf man in dieser Stadt wieder atmen, seit verschärfte Gesetze und die City-Maut den oft tödlichen Smog weggeblasen haben. Wenn jetzt noch jemand die Busse und Taxis entstinken könnte ...