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Westminister

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City of Westminster

SW1: Trafalgar Square

U Charing Cross.

All Ihr London-Freunde, die Ihr ein Weilchen nicht mehr da wart: Haltet das Riechsalz bereit, das Unfassliche ist geschehen, sie haben den Trafalgar Square vom Autoverkehr befreit!

Seit 2003 gehört Londons Hauptplatz (jedenfalls aus der Sicht von Postkartenherstellern, Demonstranten und Touristen) allein den Fußgängern. Kein Geringerer als Star-Architekt Norman Foster beaufsichtigte die 40 Millionen € teure Umgestaltung der weitläufigen Nordseite. Nun ersetzen elegante Stufen aus York-Stein das Gewoge stinkender Busse und um ihr Leben fürchtender Reisegruppen.

Geschichte. Für Ortsverhältnisse ist des Squares Geschichte überraschend kurz. Erst 1812-20 wurde ein Haufen verwahrloster Wohnquartiere demoliert, um nach Entwürfen von John Nash einen Platz im Zentrum zu schaffen, der das Gedenken an die Seeschlacht vom Kap Trafalgar 1805 hochhalten sollte. Folgerichtig gebührt sein berühmter Blickfang dem Mann, der für Britannien damals in aussichtsarmer Lage den Sieg über Spanien erfocht und mit seinem Leben bezahlte. Zu Nelsons Füßen, um die vier bronzenen XL-Löwen (1867) und zwei Brunnen (1939, Edward Lutyens), trifft sich heute Gott und die Welt.

Nachbarschaft. Nun, da der Dauerstau sich halbwegs gelegt hat, erkennt man wieder, dass nicht weniger als fünf Achsen vom Trafalgar Square ausfächern: Charing Cross Rd nach Soho, The Strand zur City, Whitehall nach Westminster, The Mall zum Buckinghampalast, Pall Mall nach St James´s. Doch für imposante Bauwerke muss man nicht weit gehen. Den Platz, der nach N von der National Gallery abgeriegelt wird und sich nach S zur Reiterstatue von Karl I. (1633) öffnet, flankieren im Uhrzeigersinn: die schöne Kirche St Martin-in-the-Fields, das South Africa House (1933), der Admiralty Arch (1910) zu Ehren Viktorias und Robert Smirkes Canada House (1827).

Phototipp. Besonders reizvoll schaut der Square vom Portikus der National Gallery aus.

Was sagt uns ... Charing Cross?

Seit 1272 bewohnte Eduard I. Leeds Castle mit seiner Königin Eleanor, die ihm auf einem Kreuzzug das Leben gerettet hatte. Als sie starb, geleitete er den Sarg über die London Bridge nach Westminster. Wo immer der Tross anhielt, ließ er für seine chère reine ein Kreuz aufstellen. Auf eines davon geht der Name des heutigen Bhfs zurück: Charing Cross.

Nelson´s Column

Dies ist das Zentrum des Empires: der Punkt, von dem aus alle Entfernungen auf Hinweisschildern gemessen werden. Knapp 5m groß und auf einer 45m hohen korinthischen Granitsäule (1842) thronend, blickt Horatio Nelson als Steinstatue in Uniform versonnen – seewärts? Nein, sondern gen Südwest, wo Modelle seiner Schiffe die Laternen der Mall zieren. Vielleicht seufzt der (zu Lebzeiten kleine) Admiral aber auch nur den Tagen hinter, als Britannia rules the waves auf den Weltmeeren galt.

Trafalgar-Termine

Dass auf dem Platz immer high life herrscht, ist den Tauben zu verdanken, den Kindern, die sie jagen, und den Eltern, die das dringend knipsen müssen. Dreimal jährlich geht es noch bunter zu. Dies sind die einzigen Tage, an denen jeder unbehelligt in den Trafalgar-Brunnen plantschen darf – sofern ihm der Sinn danach steht.

5. November. Am Abend des Jahrestages des vereitelten Bombenanschlags auf das Parlament durch Guy Fawkes (siehe Westminster Hall) gehört auch dieser Square den Kindern.

Dezember. Zur Weihnachtszeit wird eine Riesentanne aufgestellt, auf Kosten Norwegens, dessen Regierung sich mit dieser Geste seit 1946 für den britischen Beitrag zur Befreiung von den Nazis bedankt.

Silvester. Am New Year´s Eve drängen Tausende zu Feuerwerk, Gesang und Geknutsche auf den Square. Das Spektakel sollte nicht versäumen, wer sich zu solch unwirtlicher Jahreszeit in London aufhält.