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John Major

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Die Major-Jahre

1990-1997

Anfangs entfacht die neue Regierung unter John Major (1943-) neue Hoffnung. Bald legt sich darüber der Grauschleier der Rezession und Obdachlosen, die umso sichtbarer werden, je mehr Major das Problem leugnet.

1991 Durch den Irakkrieg, in dem er gegen Saddam Hussein mitmischt, gewinnt Major viele Sympathien. Später wird bekannt, dass die britische Firma Matrix Churchill alle Präzisionsteile für Saddams Atom- und Chemiewaffen lieferte, und zwar mit Thatchers Segen bis Juli 1990. Ihr Sohn, Rennfahrer und auch sonst ein Taugenichts, verdient sich eine goldene Nase bei der Vermittlung von Waffengeschäften nach Saudi-Arabien.

Als die Tories bei Nachwahlen dramatisch absacken, streicht Major die verhasste poll tax, kappt Steuererleichterungen für Besserverdienende und sucht die Nähe zu Deutschland.

1992 Eröffnung der Canary Wharf.

Major gewinnt die Unterhauswahl am 9. Apr: Tories 336 Sitze, Labour 271, Liberale 20. Zuvor hatte er mit Vulgärinstinkt à la Roland Koch die Asylgesetze verschärft. Nur noch Flüchtlinge, die GB direkt erreichen, nicht über Drittländer, dürfen rein. 1992 wurden 5630 Asylanträge gestellt, im Jahr nach der Regelung sind es noch 1830.

Pfunds-Debakel: Was geschah am Schwarzen Mittwoch?

Am 16. Sep 1992, immerhin also nach der Wahl, erlebt die Regierung Major ihre größte Demütigung. An diesem Black Wednesday verliert die Bank of England Währungsreserven im Wert von 56 Milliarden Mark! Einen zweiten solchen Tag hätte sie nicht überstanden. Bis heute werden die Ursachen in Finanzkreisen heiß diskutiert; eine Rolle spielt auch, dass der deutsche „Aufschwung Ost“ enorme Devisen in die Neuen Bundesländer zieht, (auch) weg von der rezessiven Insel. Noch am 16. Sep muss das Pfund aus dem Europäischen Wechselkurssystem ausscheiden. Bald kaufen Spekulanten die britische Währung um 20% billiger, George Soros und andere werden innerhalb einer Woche zu Milliardären.

Die IRA zündet im Herzen der Finanzwelt und später in Bishopsgate (drei Tote) Bomben, die ein Zehntel der Büroräume der City zerstören. Nun erhält Nordirland endlich Priorität. London buttert jährlich 3 Milliarden £ in die Bürgerkriegsprovinz, das ist aus EU-Töpfen nicht mehr zu refinanzieren, also zu teuer.

Am 20. Nov zerstört ein Großbrand auf Windsor neun Staatsgemächer. Erst im Dez 1997 ist das Schloss wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

1993 GB steckt in der tiefsten Rezession seit 1930. Weil Tories unter Wirtschaftspolitik nur Bekämpfung der Inflation verstehen, stagniert die Arbeitslosenrate bei 11%. Treu nach Thatchers Motto, sich aus allem rauszuhalten, liegt das Bildungswesen im Argen, da es an Schulen, Lehrern und Büchern mangelt. Der Immobilienmarkt bricht zusammen, Industrien (Kohle, Stahl, Werften) werden rationalisiert und Hunderttausende von Arbeitsplätzen ausradiert. Thatchers „Wirtschaftswunder“ entpuppt sich als Seifenblase, das auf Pump finanziert war.

Allenthalben wachsen nachts cardboard cities, in denen sich Obdachlose verkriechen. Mit 10,4 Millionen Menschen unter dem Armutslevel beansprucht GB Almosen der EU-Armenkasse. Wo das Geld knapp wird, steigt der Hass. Die Polizei ermittelt 27.000 rassistisch motivierte Übergriffe (1993), es gibt zwölf Tote.

Für 1,1 Millionen £ verkauft das Londoner Royal Holloway College ein Turner-Gemälde, nationales Erbgut erster Güte, um die College-Heizung instandsetzen zu können.

Nationalistische Töne gegen Deutschland häufen sich, so zur Enthüllung des Denkmals für „Bomber-Harris“; siehe St Clement Danes, WC2. Major ratifiziert im Mai den EU-Vertrag von Maastricht und bügelt Tory-Kritiker mit dem Argument ab, London müsse Bonn an die Kandare nehmen. Das verhasste Wort Bundesbank rückt in den britischen Sprachschatz auf. Selbst Diana trennt sich vorübergehend von ihrem Mercedes und greift eine Zeitlang auf den Wagenpark des Kensington Palace zurück (weniger bekannt ist, dass dessen Fords aus Bochum kommen).